Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt: Unterschied zwischen den Versionen

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== Das Helmstedter Stadtwappen (S. 99–100) ==
== Das Helmstedter Stadtwappen (S. 99–100) ==
Wir kennen alle das [[Helmstedt]]er Stadtwappen: Es zeigt den [[Liudger|Heiligen Ludgerus]] mit roter Kasel und Mitra und mit dem Abtstab in der rechten und mit einem Buch, wohl der Heiligen Schrift, in der linken Hand. Auf das Merkmal Stadt weist die Mauer hin. Es beweist weiter, dass [[Helmstedt]] unter dem Krummstab groß geworden ist. Erstmals finden wir dieses Motiv in einem [[Helmstedt]]er Siegel aus dem Jahr [[1232]]. In dieser Form wurde das Siegel bis in das 16. Jahrhundert und wahrscheinlich auch noch später benutzt. Die Legende, d. h. die Umschrift in der Rundung, hat den Wortlaut „Sigillum burgnsium in Helmstadt", d. h. in deutsch „Siegel der Bürgerschaft in Helmstedt“, dabei hatte man in dem lateinischen Wort für Bürgerschaft das „e“ vergessen. Außer diesem großen Siegel gab es drei kleinere, die, wenn auch nicht zugleich, so aber ebenfalls bis in die Neuzeit dazu dienten, offizielle Akten der Stadt abzusiegeln. Auch noch in den Jahren [[1622]] und [[1625]] finden wir den [[Liudger|Heiligen Ludgerus]] auf städtischen Urkunden. Zugleich wird aber ein anderes Symbol zum Emblem der Stadt: zwei gekreuzte Krummstäbe. Wir finden sie in den Holzschnitzereien am [[Rohrsches Haus|Rohrschen Haus]] (untere Reihe, siebentes Feld von links) und am [[Beguinenhaus]] (erbaut [[1580]]). Dort trägt die Darstellung den Zusatz „DRW“ = des Rates Wappen. Auch der bekannte Merianstich von [[1654]] zeigt sie als Wappen der Stadt. Am heutigen [[Rathaus (Helmstedt)|Rathaus]] sind sie an der Außenfront über dem mittleren Fenster des Sitzungssaales und über dem heutigen Stadtwappen ebenfalls sichtbar, gewissermaßen als Bindeglied zwischen dem mittelalterlichen [[Helmstedt]] und dem heutigen. Der Heilige Ludgerus war früher allein Inhalt des Siegels. Wappen und Siegel waren also verschieden. Arnold Rabbow, Verfasser des Braunschweigischen Wappenbuchs, Braunschweig [[1977]], ist dieser Unterschied mitunter begegnet, „diese Unterscheidung hat auch einen praktischen Sinn: Siegelbilder wurden damals gern detailreich und künstlerisch aufwendig gestaltet, um die Fälschung zu erschweren. Ein Wappen aber soll auch auf weite Sicht gut erkennbar sein, soll mithin einfach und übersichtlich gestaltet sein“.<ref>{{Literatur |Autor=Arnold Rabbow |Titel=Braunschweigisches Wappenbuch – Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gandersheim, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel, Wolfsburg |Ort=Braunschweig |Datum=1977 |Seiten=59 }}</ref> Im 19. Jahrhundert erscheint der [[Liudger|Heilige Ludger]] auch als Wappen der Stadt. Er trägt jetzt aber nicht das Heilige Buch, sondern einen Kelch.
Wir kennen alle das [[Helmstedt]]er Stadtwappen: Es zeigt den Heiligen Ludgerus mit roter Kasel und Mitra und mit dem Abtstab in der rechten und mit einem Buch, wohl der Heiligen Schrift, in der linken Hand. Auf das Merkmal Stadt weist die Mauer hin. Es beweist weiter, dass [[Helmstedt]] unter dem Krummstab groß geworden ist. Erstmals finden wir dieses Motiv in einem [[Helmstedt]]er Siegel aus dem Jahr [[1232]]. In dieser Form wurde das Siegel bis in das 16. Jahrhundert und wahrscheinlich auch noch später benutzt. Die Legende, d. h. die Umschrift in der Rundung, hat den Wortlaut „Sigillum burgnsium in Helmstadt", d. h. in deutsch „Siegel der Bürgerschaft in Helmstedt“, dabei hatte man in dem lateinischen Wort für Bürgerschaft das „e“ vergessen. Außer diesem großen Siegel gab es drei kleinere, die, wenn auch nicht zugleich, so aber ebenfalls bis in die Neuzeit dazu dienten, offizielle Akten der Stadt abzusiegeln. Auch noch in den Jahren [[1622]] und [[1625]] finden wir den Heiligen Ludgerus auf städtischen Urkunden. Zugleich wird aber ein anderes Symbol zum Emblem der Stadt: zwei gekreuzte Krummstäbe. Wir finden sie in den Holzschnitzereien am [[Rohrsches Haus|Rohrschen Haus]] (untere Reihe, siebentes Feld von links) und am [[Beguinenhaus]] (erbaut [[1580]]). Dort trägt die Darstellung den Zusatz „DRW“ = des Rates Wappen. Auch der bekannte Merianstich von [[1654]] zeigt sie als Wappen der Stadt. Am heutigen [[Rathaus (Helmstedt)|Rathaus]] sind sie an der Außenfront über dem mittleren Fenster des Sitzungssaales und über dem heutigen Stadtwappen ebenfalls sichtbar, gewissermaßen als Bindeglied zwischen dem mittelalterlichen [[Helmstedt]] und dem heutigen. Der Heilige Ludgerus war früher allein Inhalt des Siegels. Wappen und Siegel waren also verschieden. Arnold Rabbow, Verfasser des Braunschweigischen Wappenbuchs, Braunschweig [[1977]], ist dieser Unterschied mitunter begegnet, „diese Unterscheidung hat auch einen praktischen Sinn: Siegelbilder wurden damals gern detailreich und künstlerisch aufwendig gestaltet, um die Fälschung zu erschweren. Ein Wappen aber soll auch auf weite Sicht gut erkennbar sein, soll mithin einfach und übersichtlich gestaltet sein“.<ref>{{Literatur |Autor=Arnold Rabbow |Titel=Braunschweigisches Wappenbuch – Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gandersheim, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel, Wolfsburg |Ort=Braunschweig |Datum=1977 |Seiten=59 }}</ref> Im 19. Jahrhundert erscheint der Heilige Ludger auch als Wappen der Stadt. Er trägt jetzt aber nicht das Heilige Buch, sondern einen Kelch.


Um die letzte Jahrhundertwende wünschte man die offizielle Genehmigung eines Wappens durch den Herzog. So musste man sich zunächst über ein Motiv einigen. In Frage kamen die beiden „Löffel“, d. h. die Krummstäbe, oder der [[Liudger|Heilige Ludger]]. Man dachte aber auch über ein ganz neues Motiv nach. Zunächst jedoch versuchte man, eine offizielle Stadtfarbe einzuführen. Der Archivrat Dr. Paul Zimmermann, der deshalb vom Rat angeschrieben wurde, stellte aus der Geschichte der Stadt und insbesondere aus den überlieferten Symbolen der beiden Ludgeri Klöster in [[Helmstedt]] und Werden die dominierenden Farben Blau und Weiß heraus und empfahl sie als Stadtfarben. Der Rat entsprach diesem Vorschlag. „Blau-Weiß“ wurden somit die [[Helmstedt]]er Farben, sie sind es bis heute geblieben. Im übrigen zeigte sich das „Pferd“ am Stadthaus in „Weiß“ auf blauem Grund. Der braunschweigische Geschichtsverein hat Anfang unseres Jahrhunderts einmal festgestellt, die eigentlichen [[Helmstedt]]er Farben seien „Rot-Gold“. Diese Feststellung führt zu dem „Löffel-Bild" zurück, es zeigt nämlich die beiden Abtstäbe „golden“ und den Hintergrund „rot“.
Um die letzte Jahrhundertwende wünschte man die offizielle Genehmigung eines Wappens durch den Herzog. So musste man sich zunächst über ein Motiv einigen. In Frage kamen die beiden „Löffel“, d. h. die Krummstäbe, oder der Heilige Ludger. Man dachte aber auch über ein ganz neues Motiv nach. Zunächst jedoch versuchte man, eine offizielle Stadtfarbe einzuführen. Der Archivrat Dr. Paul Zimmermann, der deshalb vom Rat angeschrieben wurde, stellte aus der Geschichte der Stadt und insbesondere aus den überlieferten Symbolen der beiden Ludgeri Klöster in [[Helmstedt]] und Werden die dominierenden Farben Blau und Weiß heraus und empfahl sie als Stadtfarben. Der Rat entsprach diesem Vorschlag. „Blau-Weiß“ wurden somit die [[Helmstedt]]er Farben, sie sind es bis heute geblieben. Im übrigen zeigte sich das „Pferd“ am Stadthaus in „Weiß“ auf blauem Grund. Der braunschweigische Geschichtsverein hat Anfang unseres Jahrhunderts einmal festgestellt, die eigentlichen [[Helmstedt]]er Farben seien „Rot-Gold“. Diese Feststellung führt zu dem „Löffel-Bild" zurück, es zeigt nämlich die beiden Abtstäbe „golden“ und den Hintergrund „rot“.


Mit der Wahl von „Blau-Weiß“ als [[Helmstedt]]er Farben war auch die Entscheidung hinsichtlich des Wappens gefallen: Der [[Liudger|Heilige Ludgerus]] mit der [[Stadtmauer]] und dem Heiligen Buch sollte das Symbol unserer Stadt werden.
Mit der Wahl von „Blau-Weiß“ als [[Helmstedt]]er Farben war auch die Entscheidung hinsichtlich des Wappens gefallen: Der Heilige Ludgerus mit der [[Stadtmauer]] und dem Heiligen Buch sollte das Symbol unserer Stadt werden.


Durch Erlass vom 25. Mai [[1900]] genehmigte „Seine Königliche Hoheit, Albrecht von Preußen, Regent des Herzogs“ das Wappen der Stadt [[Helmstedt]] in der heutigen Form. Es zeigt auf blauem Hintergrund die Figur des [[Liudger|Heiligen Ludgerus]], teilweise in weiß gehalten und umgeben von Mauerwerk, das ebenfalls in weißer Farbe dargestellt wird, mit dem Heiligen Buch. Aber auch die eigentlichen [[Helmstedt]]er Stadtfarben finden wir in der Darstellung wieder. Die Kasel ist rot, Buch, Abt, Stab und Heiligenschein sind golden gehalten.
Durch Erlass vom 25. Mai [[1900]] genehmigte „Seine Königliche Hoheit, Albrecht von Preußen, Regent des Herzogs“ das Wappen der Stadt [[Helmstedt]] in der heutigen Form. Es zeigt auf blauem Hintergrund die Figur des Heiligen Ludgerus, teilweise in weiß gehalten und umgeben von Mauerwerk, das ebenfalls in weißer Farbe dargestellt wird, mit dem Heiligen Buch. Aber auch die eigentlichen [[Helmstedt]]er Stadtfarben finden wir in der Darstellung wieder. Die Kasel ist rot, Buch, Abt, Stab und Heiligenschein sind golden gehalten.


Die als Schöffen bezeichneten Vorsteher der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] benutzten im Mittelalter und in der Neuzeit ein gesondertes Wappen. Die Vorstadt war eine Gründung der Herzogs. Dies zeigte sich auch im Siegel: ein aufrechter Löwe, den wir heute noch an den Grundstücken [[Braunschweiger Straße]] 23/24 und 32 (das Stadthaus der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]]) in dieser Form finden können. Mitunter war neben dem Löwen mit einem Helm ein weiteres Symbol angebracht. Ludewig int dagegen in dem Buch „Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt, [[1821]]“, wenn er schreibt, dass [[1490]] bei der Übergabe der Stadthoheit vom Abt an den Herzog in Wolfenbüttel von jenem die „Löffel“ aus dem Wappen entfernt und dafür Helm und Löwe hineingesetzt worden seien. Dies ist, wie ich bereits feststellte, nicht geschehen. Allerdings sind die gekreuzten Abtstäbe auf Pfennigen, die hier in Helmstedt geprägt wurden, durch den herzoglichen Löwen und Helm ersetzt worden.<ref>{{Literatur |Titel=[https://leopard.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00042419 Braunschweigisches Jahrbuch] |TitelErg=Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereins von Mai 1951 bis März 1952 |Ort=Braunschweig |Band=33 |Datum=1952 |Seiten=162 }}</ref>
Die als Schöffen bezeichneten Vorsteher der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] benutzten im Mittelalter und in der Neuzeit ein gesondertes Wappen. Die Vorstadt war eine Gründung der Herzogs. Dies zeigte sich auch im Siegel: ein aufrechter Löwe, den wir heute noch an den Grundstücken [[Braunschweiger Straße]] 23/24 und 32 (das Stadthaus der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]]) in dieser Form finden können. Mitunter war neben dem Löwen mit einem Helm ein weiteres Symbol angebracht. Ludewig int dagegen in dem Buch „Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt, [[1821]]“, wenn er schreibt, dass [[1490]] bei der Übergabe der Stadthoheit vom Abt an den Herzog in Wolfenbüttel von jenem die „Löffel“ aus dem Wappen entfernt und dafür Helm und Löwe hineingesetzt worden seien. Dies ist, wie ich bereits feststellte, nicht geschehen. Allerdings sind die gekreuzten Abtstäbe auf Pfennigen, die hier in Helmstedt geprägt wurden, durch den herzoglichen Löwen und Helm ersetzt worden.<ref>{{Literatur |Titel=[https://leopard.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00042419 Braunschweigisches Jahrbuch] |TitelErg=Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereins von Mai 1951 bis März 1952 |Ort=Braunschweig |Band=33 |Datum=1952 |Seiten=162 }}</ref>