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Emmerstedt: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf Veranlassung des damaligen Landesherrn, Herzog Carl I. (1735–1780) wurde im Lande Braunschweig eine Bestandsaufnahme gemacht. Die Generalvermessung aus dem Jahre 1752 weist für Emmerstedt eine Flurgröße von 3294 Morgen (823,5 ha) Kulturland aus. Ein Jahr später wurde die Brandversicherungsanstalt, Vorläuferin der [[Öffentliche Versicherung Braunschweig|Öffentlichen Versicherung Braunschweig]], ins Leben gerufen. Alle Häuser mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden erhielten eine Versicherungsnummer (Assecuranznummer, kurz Ass.-Nr.), die in der Folge auch als Hausnummer genutzt wurde. Erst mit Einführung von Straßennamen und der Durchnummerierung der anliegenden Häuserzeilen Mitte der 1960er Jahre endete diese Zuordnung. Im Jahr 1774 lebten in Emmerstedt 440 Einwohner an 74 Feuerstellen. Haus- und Hofformen waren mitteldeutsch mit steinernen Toreinfahrten und zweigeschossigen Wohnhäusern in Fachwerkbauweise. Die meisten Gebäude stammten nach schweren Bränden zwischen 1817 und 1830 aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ältere Gebäude waren kaum noch vorhanden. 1837 erhielt Emmerstedt eine neue Kirche (Pfarrstelle ab 1903). Seit 1896 hatte Emmerstedt eine Bahnstation and der Strecke [[Bahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde|Helmstedt–Oebisfelde]].<ref name="Festschrift zur 825-Jahrfeier"/>
Auf Veranlassung des damaligen Landesherrn, Herzog Carl I. (1735–1780) wurde im Lande Braunschweig eine Bestandsaufnahme gemacht. Die Generalvermessung aus dem Jahre 1752 weist für Emmerstedt eine Flurgröße von 3294 Morgen (823,5 ha) Kulturland aus. Ein Jahr später wurde die Brandversicherungsanstalt, Vorläuferin der [[Öffentliche Versicherung Braunschweig|Öffentlichen Versicherung Braunschweig]], ins Leben gerufen. Alle Häuser mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden erhielten eine Versicherungsnummer (Assecuranznummer, kurz Ass.-Nr.), die in der Folge auch als Hausnummer genutzt wurde. Erst mit Einführung von Straßennamen und der Durchnummerierung der anliegenden Häuserzeilen Mitte der 1960er Jahre endete diese Zuordnung. Im Jahr 1774 lebten in Emmerstedt 440 Einwohner an 74 Feuerstellen. Haus- und Hofformen waren mitteldeutsch mit steinernen Toreinfahrten und zweigeschossigen Wohnhäusern in Fachwerkbauweise. Die meisten Gebäude stammten nach schweren Bränden zwischen 1817 und 1830 aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ältere Gebäude waren kaum noch vorhanden. 1837 erhielt Emmerstedt eine neue Kirche (Pfarrstelle ab 1903). Seit 1896 hatte Emmerstedt eine Bahnstation and der Strecke [[Bahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde|Helmstedt–Oebisfelde]].<ref name="Festschrift zur 825-Jahrfeier"/>
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==== Grube Emma ====
==== Braunkohleabbau auf der Grube Emma ====
Ein Markstein in der Ortsgeschichte ist die Eröffnung der Braunkohlegruben zwischen [[Barmke]] und Emmerstedt. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts war auf dem Gelände des heutigen [[Emmateich]]es, jenes durch den Braunkohleabbau entstandene Senkungsgebiet, Torf im sogenannten ''Pieperschen Moor'' angebaut worden. Über den Anfang des Torfstechens geben die Akten keinen Aufschluss. Sie fangen 1744 an und gehen bis 1807 (Staatsarchiv Wolfenbüttel, FindNr. 50, Neu4, Nr. 8582). Im Jahre 1749 wurde ein Torfmagazin angelegt, 1763 stellt man Überlegungen an, weitere Flächen des Torfmoores zu entwässern zur Erweiterung des dortigen Torfstiches wegen des vermehrten Torfverbrauches des Salzwerkes Schöningen.  
Ein Markstein in der Ortsgeschichte war die Eröffnung der Braunkohlegruben zwischen [[Barmke]] und Emmerstedt. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auf dem Gelände des heutigen [[Emmateich]]es, jenes durch den Braunkohleabbau entstandene Senkungsgebiet, Torf im sogenannten ''Pieperschen Moor'' angebaut. Über den Anfang des Torfstechens geben die Akten keinen Aufschluss. Sie fangen 1744 an und enden 1807 (Staatsarchiv Wolfenbüttel, FindNr. 50, Neu4, Nr. 8582). Im Jahre 1749 wurde ein Torfmagazin angelegt, 1763 stellt man Überlegungen an, weitere Flächen des Torfmoores zu entwässern zur Erweiterung des dortigen Torfstiches wegen des vermehrten Torfverbrauches des Salzwerkes Schöningen.
 
Im Jahr 1794 reichte der Theologiestudent und spätere Unternehmer [[Johann Koch|Johann Moritz Friedrich Koch]] ein Gesuch an den Braunschweiger Herzog Carl Wilhelm Ferdinand, in der Emmerstedter Feldmark Braun- und Erdkohlen graben zu dürfen und zwar dort, wo die Helmstedter Töpfer ihren Ton holen, ein. Gemeint sind das Gebiet ''Am Schwarzen Berg'' und das heutige Wohngebiet Tonwerke/[[Windmühlenberg (Stadtviertel)|Windmühlenberg]].


Im Jahr 1794 reicht der Theologiestudent und spätere Unternehmer Johann Moritz Friedrich Koch ein Gesuch an den Braunschweiger Herzog Carl Wilhelm Ferdinand, in der Emmerstedter Feldmark Braun- und Erdkohlen zu graben und zwar dort, wo die Helmstedter Töpfer ihren Ton holen. Gemeint sind das Gebiet ''Am schwarzen Berg'' und das heutige Wohngebiet Tonwerke / [[Windmühlenberg (Stadtviertel)|Windmühlenberg]].
1806 kaufte Koch das ''Piepersche Torfmoor'' auf dem ''Sachtleben'', um den Torf und die darunter liegende Alaunerde zur Vitriolgewinnung zu nutzen. Der Ankauf der nahe gelegenen ''Brunsohle'', ein altes einsames Landgasthaus, dessen Gebäude schon sehr schadhaft waren und dem Einsturz drohten, scheiterte allerdings am zu niedrigen Kaufpreisangebot. Die Gebäude gingen an das [[Kloster Mariental]], Pächter wurde der Gastwirt Schmidt.


1806 kauft Koch das ''Piepersche Torfmoor'' auf dem ''Sachtleben'', um den Torf und die darunter liegende Alaunerde zur Vitriolgewinnung zu nutzen. Der Ankauf der nahe gelegenen ''Brunsohle'', ein altes einsames Landgasthaus, dessen Gebäude schon sehr schadhaft und drohen dem Einsturz scheitert allerdings am zu niedrigen Kaufpreisangebot. Die Gebäude gehen an das [[Kloster Mariental]], Pächter wird der Gastwirt Schmidt.
Zwischenzeitlich war das Herzogtum nun Teil des Königreiches Westphalen (1807–1813) und über die Aktivitäten im ''Pieperschen Moor'' in dieser Zeit ist nichts überliefert. Jedoch scheint es, dass Koch den Abbau weitergeführt hat, denn im Jahre 1815 wurde ihm zunächst verboten, weiterhin Vitriol zu sieden mit der Einschränkung, vorhandene Vorräte aufzubrauchen. 1816 erhielt Koch wiederum einen Vertrag über zwei Jahre, in dem die gesamte Produktion des Vitriols von der Herzoglichen Kammer zu einem Preis von 2 rt (Reichsthalern) 8 gg (Gutegroschen) pro Zentner (zu 114 Pfund) abgenommen wurde.


Zwischenzeitlich ist das Herzogtum nun Teil des Königreiches Westphalen (1807–1813) und über die Aktivitäten im ''Pieperschen Moor'' in dieser Zeit ist nichts überliefert. Jedoch scheint es, dass Koch den Abbau weitergeführt hat, denn im Jahre 1815 wird ihm zunächst verboten, weiterhin Vitriol zu sieden mit der Einschränkung, vorhandene Vorräte aufzubrauchen. 1816 erhält Koch wiederum einen Vertrag über zwei Jahre, in dem die gesamte Produktion des Vitriols von der Herzoglichen Kammer zu einem Preis von 2 rt (Reichsthalern) 8 gg (Gutegroschen) pro Zentner (zu 114 Pfund) abgenommen wird.
Wie lange auf der Vitriolhütte produziert wurde, konnte bisher nicht genau ermittelt werden. Koch jedenfalls starb am 22. September 1856 in Helmstedt. Geblieben sind einige Gebäude der Vitriolhütte, zwischenzeitlich als ''Gut Emma'' und auch heute von dem neuen Besitzer landwirtschaftlich genutzt. Geblieben ist auch der Begriff ''Hüttenweg'' für die Verlängerung der [[Emmastraße]] von der Ortslage bis zu den genannten Gebäuden.


Wie lange auf der Vitriolhütte produziert wurde, konnte bisher nicht genau ermittelt werden. Koch jedenfalls stirbt am 22. September 1856 in Helmstedt. Geblieben sind einige Gebäude der Vitriolhütte, zwischenzeitlich als ''Gut Emma'' und auch heute von dem neuen Besitzer landwirtschaftlich genutzt. Geblieben ist auch der Begriff ''Hüttenweg'' für die Verlängerung der [[Emmastraße]] von der Ortslage bis zu den genannten Gebäuden.
Als der Kaufmann Wilhelm Suder Anfang der 1860er Jahre damit begann, zwischen Emmerstedt und Barmke Braunkohle abzubauen, kaufte er auch die Vitriolhütten und errichtet nebenan auf dem Feld Emma Tagebaugruben und einen Tiefbauschacht. Bereits 1852/53 ist er im Emmerstedter Brandkataster unter Ass.-Nr. 84 als Beisitzer eingetragen.


Als der Kaufmann Wilhelm Suder Anfang der 1860er Jahre damit beginnt, zwischen Emmerstedt und Barmke Braunkohle abzubauen, hat er auch die Vitriolhütten gekauft und nebenan auf dem Feld Emma Tagebaugruben und einen Tiefbauschacht errichtet. Bereits 1852/53 ist er im Emmerstedter Brandkataster unter Ass.-Nr. 84 als Beisitzer eingetragen.
Ein Kraftwerk, verbunden mit der Gründung der [[Überland-Zentrale Helmstedt]] AG (ÜZH) entstand im Jahre 1905. Ab 1906 wurden sowohl die Stadt Helmstedt als auch die umliegenden Ortschaften wie Emmerstedt mit Strom beliefert.


Ein Kraftwerk, verbunden mit der Gründung der [[Überland-Zentrale Helmstedt]] AG (ÜZH) entsteht im Jahre 1905. Ab 1906 werden sowohl die Stadt Helmstedt als auch die umliegenden Ortschaften wie Emmerstedt mit Strom beliefert … ''und so brannte am 25. April zum ersten Mal elektrisches Licht auf den Dorfstraßen'' (Zitat aus der Kirchenchronik).
::»[] und so brannte am 25. April zum ersten Mal elektrisches Licht auf den Dorfstraßen […]«
::– Zitat aus der Kirchenchronik


In mehreren Ausbaustufen werden von 1905 bis 1912 Dampfturbinen mit einer Leistung von 3700 kW (=3,7 MW) in Betrieb genommen. Zum Vergleich: das [[Kraftwerk Buschhaus]] hat eine installierte Nettoleistung von 350 MW, also nahezu das Hundertfache. Der ''Strom aus der Steckdose'' brachte den vorwiegend von der Landwirtschaft geprägten Dörfern große Vorteile: größere Sicherheit durch die elektrische Glühlampe statt des offenen Lichtes von Petroleumlampen, Einsatz von elektrisch betriebenen Arbeitsmaschinen auf den Höfen und in den Werkstätten der Handwerksbetriebe. Insbesondere Drehmaschinen, angetrieben von großen Elektromotoren, brachten spürbare Erleichterungen für die Landwirte – und extreme Belastungen für die Stromproduzenten bei Spitzenbedarf, wie aus Berichten jener Zeit zu entnehmen ist.
In mehreren Ausbaustufen wurden von 1905 bis 1912 Dampfturbinen mit einer Leistung von 3700 kW (=3,7 MW) in Betrieb genommen. Zum Vergleich: das [[Kraftwerk Buschhaus]] hat eine installierte Nettoleistung von 350 MW, also nahezu das Hundertfache. Der Strom aus der Steckdose brachte den vorwiegend von der Landwirtschaft geprägten Dörfern große Vorteile: größere Sicherheit durch die elektrische Glühlampe statt des offenen Lichtes von Petroleumlampen, Einsatz von elektrisch betriebenen Arbeitsmaschinen auf den Höfen und in den Werkstätten der Handwerksbetriebe. Insbesondere Drehmaschinen, angetrieben von großen Elektromotoren, brachten spürbare Erleichterungen für die Landwirte – und extreme Belastungen für die Stromproduzenten bei Spitzenbedarf, wie aus Berichten.


Im Februar 1914 kaufen die [[Braunschweigische Kohlen-Bergwerke|Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke]] AG (BKB) das gesamte Aktienpaket der ÜZH und werden damit gleichzeitig Eigentümer der Consolidierten Suderschen Braunkohlenwerke. (Die Braunschweigischen Kohlenbergwerke, Industriegschichte des Helmstedter Reviers, 1999).
Im Februar 1914 kauften die [[Braunschweigische Kohlen-Bergwerke|Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke]] AG (BKB) das gesamte Aktienpaket der ÜZH und wurden damit gleichzeitig Eigentümer der Consolidierten Suderschen Braunkohlenwerke.<!--Quelle: (Die Braunschweigischen Kohlenbergwerke, Industriegschichte des Helmstedter Reviers, 1999).-->


Bis zum Jahre 1924 wird auf der [[Grube Emma]] Kohle gefördert und das Kraftwerk betrieben. Der technische Fortschritt in der Kraftwerksentwicklung ist seither bemerkenswert: wurden in jeden Anfangsjahren der Stromerzeugung ca. 5 kg Braunkohle für 1 KWh benötigt, genügt heute in modernen Kraftwerken dafür etwa 1 kg.
Bis zum Jahre 1924 wurde auf der [[Grube Emma]] Kohle gefördert und das Kraftwerk betrieben. Der technische Fortschritt in der Kraftwerksentwicklung sind seitdem bemerkenswert: wurden in jeden Anfangsjahren der Stromerzeugung ca. 5 kg Braunkohle für 1 KWh benötigt, genügt heute in modernen Kraftwerken dafür etwa 1 kg.


Spuren dieser ein dreiviertel Jahrhundert währenden Bergbautätigkeit finden sich noch heute in der Gemarkung Emmerstedt: die Bruchlöcher in den Waldgebieten des ''Lohen'' und des ''Wittenberges'', die Schneise der ehemaligen Seilbahn am nordöstlichen Fuß des Wittenberges zur Verladestation an der [[Bundesstraße 244|B 244]] (später Forsthaus Seilbahn, abgebrochen für den Autobahnanschluss Helmstedt West), das ehemalige Betriebsgelände des Kraftwerks mit der Kühlturmtasse und dem Maschinenhaus sowie kleinere Tagebaurestlöcher und -teiche bei [[Barmke]] und um den Bereich [[Grube Emma]] und natürlich der [[Emmateich]], beliebter Rast- und Brutplatz zahlreicher Wasservögel.
Spuren dieser ein dreiviertel Jahrhundert währenden Bergbautätigkeit finden sich noch heute in der Gemarkung Emmerstedt: die Bruchlöcher in den Waldgebieten des ''Lohen'' und des ''Wittenberges'', die Schneise der ehemaligen Seilbahn am nordöstlichen Fuß des Wittenberges zur Verladestation an der [[Bundesstraße 244|B 244]] (später Forsthaus Seilbahn, abgebrochen für den Autobahnanschluss Helmstedt West), das ehemalige Betriebsgelände des Kraftwerks mit der Kühlturmtasse und dem Maschinenhaus sowie kleinere Tagebaurestlöcher und -teiche bei [[Barmke]] und um den Bereich [[Grube Emma]] und natürlich der [[Emmateich]], beliebter Rast- und Brutplatz zahlreicher Wasservögel.


Bekannt wurde die [[Grube Emma]] als Kulisse für den im Jahr 1973 gedrehten Spielfilm ''Stunde Null'', der nach Ende des Zweiten Weltkrieges den Einzug der sowjetischen Armee in Sachsen nach dem Abuzg der Amerikaner thematisiert. Auch einige Komparsen aus Emmerstedt haben hier mitgewirkt.
Bekannt wurde die [[Grube Emma]] als Kulisse für den im Jahr 1973 gedrehten Spielfilm ''Stunde Null'', der nach Ende des Zweiten Weltkrieges den Einzug der sowjetischen Armee in Sachsen nach dem Abuzg der Amerikaner thematisiert. Auch einige Komparsen aus Emmerstedt wirkten hier mit.


Mit dem Verkauf der ehemaligen Betriebsanlagen und Ländereien durch die [[E.ON Avacon|E.ON]] ab 2007 ist nunmehr die Geschichte der Kohlegewinnung in der Emmerstedter Flur zu Ende gegangen. Due Überlegungen der [[BKB]] für einen Tagebau Emmerstedt, die in den 1980er Jahren im Ort zu zahlreichen Protestaktionen Anlass gegeben hatten, wurden im Jahre 1997 endgültig aufgegeben und dürften damit nur noch für die Geschichtsschreibung von Interesse sein.
Mit dem Verkauf der ehemaligen Betriebsanlagen und Ländereien durch die [[E.ON Avacon|E.ON]] ab 2007 war nunmehr die Geschichte der Kohlegewinnung in der Emmerstedter Flur zu Ende gegangen. Die Überlegungen der [[BKB]] für einen Tagebau Emmerstedt, die in den 1980er Jahren im Ort zu zahlreichen Protestaktionen Anlass gegeben hatten, wurden im Jahre 1997 endgültig aufgegeben.


Ein Stück Emmerstedter Bergbautradition allerdings ist in jüngster Zeit in das Dorf zurückgekehrt. Die Vereinfahne des im Jahre 1892 gegründeten Bergmannsvereins ''Vereinsglück'' der Gruben [[Grube Emma|Emma]] und [[Grube Berta|Berta]] wurde beim Weihnachtsmarkt 2009 aus dem Fundus der ehemaligen [[BKB]] dem Ortsmuseum übereignet und soll beim Festumzug im Jahre 2011 zu sehen sein. Wie lange der Bergmannsverein bestanden hat, ist nicht bekannt.
Ein Stück Emmerstedter Bergbautradition allerdings ist in jüngster Zeit in das Dorf zurückgekehrt. Die Vereinfahne des im Jahre 1892 gegründeten Bergmannsvereins ''Vereinsglück'' der Gruben [[Grube Emma|Emma]] und [[Grube Berta|Berta]] wurde beim Weihnachtsmarkt 2009 aus dem Fundus der ehemaligen [[BKB]] dem Ortsmuseum übereignet und waren beim Festumzug im Jahre 2011 zu sehen. Wie lange der Bergmannsverein bestanden hat, ist nicht bekannt.


Der Bergbau hat sicher auch die Planungen der [[Bahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde|Eisenbahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde]] Ausgang des 19. Jahrhunderts, mit der das obere Allertal und seine Steinbrüche erschlossen werden sollten, beeinflusst. Bot doch der Schienenweg eine preiswerte Alternative für den Absatz der Braunkohle, zumal die Zuckerfabrik in Weferlingen, Eigentümer Wilhelm Suder, an gleicher Bahnstrecke lag. Ursprünglich war nämlich auch eine Trassenfüllung durch das Helmstedter Brunnental über Beendorf nach Weferlingen angedacht worden.
Der Bergbau hat sicher auch die Planungen der [[Bahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde|Eisenbahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde]] am Ende des 19. Jahrhunderts, mit der das obere Allertal und seine Steinbrüche erschlossen werden sollten, beeinflusst. Bot doch der Schienenweg eine preiswerte Alternative für den Absatz der Braunkohle, zumal die Zuckerfabrik in Weferlingen, Eigentümer Wilhelm Suder, an gleicher Bahnstrecke lag. Ursprünglich war nämlich auch eine Trassenfüllung durch das Helmstedter Brunnental über Beendorf nach Weferlingen angedacht worden.


Dass die Strecke nicht durch das Dorf Emmerstedt geführt wurde, sollen ja die Hiesigen selbst verhindert haben. Ihre Befürchtungen, durch den Eisenbahnlärm würde „die Milchleistung der Kühe und die Fresslust der Schweine beeinträchtigt“ – so der zum Sachverständigen berufene Emmerstedter Barbier – soll dann zur Zrassenführung nördlich der Ortslage Anlass gegeben haben. Die Gefahr, „an Atem- Nerven- und Verdauungsstörungen sowie an Influenza zu erkranken“, hat letztendlich auch zu der Entscheidung geführt, den [[Bahnhof Emmerstedt]] auf Helmstedter Grund zu errichten. (Diese „gutachterlichen“ Ausführungen dürfen allerdings nicht so ernst genommen werden).
Dass die Strecke nicht durch das Dorf Emmerstedt geführt wurde, sollen ja die Hiesigen selbst verhindert haben. Ihre Befürchtungen, durch den Eisenbahnlärm würde „die Milchleistung der Kühe und die Fresslust der Schweine beeinträchtigt“ – so der zum Sachverständigen berufene Emmerstedter Barbier – soll dann zur Zrassenführung nördlich der Ortslage Anlass gegeben haben. Die Gefahr, „an Atem- Nerven- und Verdauungsstörungen sowie an Influenza zu erkranken“, hat letztendlich auch zu der Entscheidung geführt, den [[Bahnhof Emmerstedt]] auf Helmstedter Grund zu errichten. (Diese „gutachterlichen“ Ausführungen dürfen allerdings nicht so ernst genommen werden).
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==== Erster Weltkrieg ====
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Version vom 13. Dezember 2012, 18:05 Uhr

Emmerstedt
Stadt Helmstedt
Wappen der Ortschaft Emmerstedt
Koordinaten: 52° 15′ N, 10° 58′ O52.24417610.962321111Koordinaten: 52° 14′ 39″ N, 10° 57′ 44″ O
Höhe: 111–126 m ü. NN
Fläche: 12,99 km²
Einwohner: 2.129 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 38350
Vorwahlen: 05351, 05356

Emmerstedt ist ein Ortsteil der Kreisstadt Helmstedt im Landkreis Helmstedt.

Geografie

Emmerstedt liegt in Niedersachsen an der Grenze zu Sachsen-Anhalt, zwischen Braunschweig und Magdeburg in der Nähe der Ausfahrt 61 der Bundesautobahn 2. Das Ortsgebiet erstreckt sich über 1.299 Hektar.

Ortsgliederung

Emmerstedt gliedert sich in drei Ortsteile:

  • Kerndorf (der älteste Teil und Neubaugebiete)
  • Rottensiedlung (westlich des Kerndorfes)
  • Windmühlenberg

Geschichte

Ur- und Frühgeschichte

Funde von Feuerstätten aus der mittleren Steinzeit nach dem Ende der Eiszeit sind die ältesten Spuren, die eine Besiedlung der Gemarkung Emmerstedt nachweisen. Sie sind etwa 6.000 bis 8.000 Jahre alt. Die Menschen dieser Zeit lebten noch ausschließlich von der Jagd, dem Fischen und dem Sammeln natürlicher Nahrungsmittel. Die Funde weisen auf ehemalige Lagerplätze dieser Jägergruppen hin. Um 5.000 v. Chr., in der Jungsteinzeit, wanderten die ersten Ackerbauern und Viehhalter in die Gegend von Emmerstedt ein. Erst um 3.500 v. Chr. erfolgte gleich an mehreren Stellen die Anlage von Siedlungsplätzen durch steinzeitliche Bauern. Es waren die gleichen Menschen, die an den Grenzen ihrer Feldmarken mit einfachsten technischen Mitteln die monumentalen Großsteingräber Lübbensteine errichteten. Von der Einwanderung der Indogermanen in der späten Jungsteinzeit um 2.800 v. Chr. zeugen einzelne Funde steinerner Streitäxte.[1]

Die Besiedlung der Gemarkung während der Bronzezeit setzte erst spät, um 1.200 v. Chr., ein. Aus einem jüngeren Abschnitt der Bronzezeit (zwischen 1.000 und 700 v. Chr.) lassen sich eine Siedlung und von mindestens zwei Stellen Urnengräber nachweisen, eines davon noch im Grabhügel. In dieser Zeit erfolgte der Übergang von der Körper- zur Brandbestattungssitte. In der Eisenzeit schien sich die Besiedlung kontinuierlich fortzusetzen, wie durch mindestens zwei Urnenfriedhöfe – einer davon sogar mit Grabhügel – nachgewiesen ist. Auch eine zugehörige Siedlung ist bekannt. Zumindest der Urnenfriedhof am Schützenplatz war bis in die frühgermanische Zeit zwischen 500 und 300 v. Chr. weiter belegt. Bei den hier siedelnden Menschen handelte es sich um suebische Stämme, das heißt Germanen aus dem Elbraum, vielleicht schon Langobarden.[1]

Seit etwa 200 n. Chr. liegen wieder Spuren einer Besiedlung sowohl durch eine Siedlung als auch durch Graburnen vor, wobei die Siedlung möglicherweise bereits im 1. Jahrhundert angelegt wurde. Beide enden am Beginn des 5. Jahrhunderts. Emmerstedt lag in dieser Zeit im Grenzgebiet zwischen Langobarden und frühen Thüringern. Bis zur Neugründung des heutigen Ortes vermutlich im frühen Mittelalter setzte anschließend eine nachweisbare Besiedlung der Gemarkung aus. Im Emmerstedter Ortsmuseum an der Leineweberstraße sind zahlreich Fundstücke aus vorgeschichtlicher Zeit, teilweise als Nachbildung, ausgestellt.[1]

Über das Mittelalter zur Neuzeit

In einer Urkunde vom 9. April 1186, in der Bischof Dietrich von Halberstadt den Zehnten des Dorfes an das neu gegründete Prämonstratenkloster St. Thomas in Halberstadt schenkte, wird das Dorf Emerstide erstmals gesichert erwähnt. Nicht gesichert ist die Herkunft des Ortsnamens, der sowohl auf einen Gewässernamen (Emer), als auch auf einen Personennamen zurückgeführt werden könnte. Seit 1197 finden sich verschiedene Schreibweisen wie Emerstede, Emerstide, später auch Emberstede, Emberstidde und Emmerstidde – letztere heute noch die mundartliche Bezeichnung.[1]

1338 wird eine selbständige Pfarrkirche St. Petri erwähnt. Im Jahre 1539 gibt es 50 Feuerstätten, das bedeutet 50 Männer. Die erste Schule wurde Mitte des 17. Jahrhunderts eingerichtet. Sowohl der Dreißigjährige Krieg als auch schwere Feuerbrünste schadeten dem Dorf nachhaltig. 1661 brannte mit 26 Gehöften die Hälfte des Gesamtbestandes nieder. Das Dorf entwickelte sich beiderseits der alten West-Ost-Handelsstraße zwischen Braunschweig und Helmstedt, die ursprünglich von Königslutter über SchickelsheimSüpplingenburg – Emmerstedt verlief und sich nach 1500 weiter südlich auf die Trasse der heutigen Bundesstraße 1 verlagerte. In eine Urkunde von 1186 wird das Dorf Olfeld erwähnt, das in der heutigen Flur Emmerstedt gelegen hat. Es wird 1422 bereits als „wüst“ bezeichnet. Flurnamen wie Ofeldwiese oder Am Offelwege weisen auf die einstige Ortslage südlich des Heidbergs hin. Ein Streit zwischen dem Kloster Mariental und der Johanniter-Kommende Süpplingenburg über den Zehnten wurde 1452 dahin entschieden, dass dem Kloster das Ovelt mit allen Früchten zenntfrei gehöre.[1]

Nicht gekärt ist, ob Ofeld am Westhang des Heidbergs oder auf der gegenüberliegenden Seite des Baches Lange Welle gelegen hat. Ein Gedenkstein erinnert seit 1991 an die ehemalige Dorfstätte. Er trägt die Aufschrift „Dorf Ofeld einst am Heidberg gelegen, spurlos verschwunden im Dunkel der Geschichte. 1186 erstmals schriftlich erwähnt gemeinsam mit Emmerstedt.“ Der Vollständigkeit halber sei auch das Dorf Hohnstedt erwähnt, ganz im Südwesten und außerhalb der Gemarkung Emmerstedt gelegen. Vermutlich erst im 16. Jahrhundert wüst gefallen, befand sich die Ortslage nördlich des Elzes etwa dort, wo die Kreisstraße 15 von Emmerstedt kommend an die B 1 anschließt. Heute zur Helmstedter Gemeindeflur gehörig, hatten im Mittelalter Emmerstedter Bauern Ackerflächen in Hohnstedt. Ein Flurname – Im Hohnstedter Winkel – erinnert auch hier an diese einstige Wohnstätte.[1]

Auf Veranlassung des damaligen Landesherrn, Herzog Carl I. (1735–1780) wurde im Lande Braunschweig eine Bestandsaufnahme gemacht. Die Generalvermessung aus dem Jahre 1752 weist für Emmerstedt eine Flurgröße von 3294 Morgen (823,5 ha) Kulturland aus. Ein Jahr später wurde die Brandversicherungsanstalt, Vorläuferin der Öffentlichen Versicherung Braunschweig, ins Leben gerufen. Alle Häuser mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden erhielten eine Versicherungsnummer (Assecuranznummer, kurz Ass.-Nr.), die in der Folge auch als Hausnummer genutzt wurde. Erst mit Einführung von Straßennamen und der Durchnummerierung der anliegenden Häuserzeilen Mitte der 1960er Jahre endete diese Zuordnung. Im Jahr 1774 lebten in Emmerstedt 440 Einwohner an 74 Feuerstellen. Haus- und Hofformen waren mitteldeutsch mit steinernen Toreinfahrten und zweigeschossigen Wohnhäusern in Fachwerkbauweise. Die meisten Gebäude stammten nach schweren Bränden zwischen 1817 und 1830 aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ältere Gebäude waren kaum noch vorhanden. 1837 erhielt Emmerstedt eine neue Kirche (Pfarrstelle ab 1903). Seit 1896 hatte Emmerstedt eine Bahnstation and der Strecke Helmstedt–Oebisfelde.[1]

Braunkohleabbau auf der Grube Emma

Ein Markstein in der Ortsgeschichte war die Eröffnung der Braunkohlegruben zwischen Barmke und Emmerstedt. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auf dem Gelände des heutigen Emmateiches, jenes durch den Braunkohleabbau entstandene Senkungsgebiet, Torf im sogenannten Pieperschen Moor angebaut. Über den Anfang des Torfstechens geben die Akten keinen Aufschluss. Sie fangen 1744 an und enden 1807 (Staatsarchiv Wolfenbüttel, FindNr. 50, Neu4, Nr. 8582). Im Jahre 1749 wurde ein Torfmagazin angelegt, 1763 stellt man Überlegungen an, weitere Flächen des Torfmoores zu entwässern zur Erweiterung des dortigen Torfstiches wegen des vermehrten Torfverbrauches des Salzwerkes Schöningen.

Im Jahr 1794 reichte der Theologiestudent und spätere Unternehmer Johann Moritz Friedrich Koch ein Gesuch an den Braunschweiger Herzog Carl Wilhelm Ferdinand, in der Emmerstedter Feldmark Braun- und Erdkohlen graben zu dürfen und zwar dort, wo die Helmstedter Töpfer ihren Ton holen, ein. Gemeint sind das Gebiet Am Schwarzen Berg und das heutige Wohngebiet Tonwerke/Windmühlenberg.

1806 kaufte Koch das Piepersche Torfmoor auf dem Sachtleben, um den Torf und die darunter liegende Alaunerde zur Vitriolgewinnung zu nutzen. Der Ankauf der nahe gelegenen Brunsohle, ein altes einsames Landgasthaus, dessen Gebäude schon sehr schadhaft waren und dem Einsturz drohten, scheiterte allerdings am zu niedrigen Kaufpreisangebot. Die Gebäude gingen an das Kloster Mariental, Pächter wurde der Gastwirt Schmidt.

Zwischenzeitlich war das Herzogtum nun Teil des Königreiches Westphalen (1807–1813) und über die Aktivitäten im Pieperschen Moor in dieser Zeit ist nichts überliefert. Jedoch scheint es, dass Koch den Abbau weitergeführt hat, denn im Jahre 1815 wurde ihm zunächst verboten, weiterhin Vitriol zu sieden mit der Einschränkung, vorhandene Vorräte aufzubrauchen. 1816 erhielt Koch wiederum einen Vertrag über zwei Jahre, in dem die gesamte Produktion des Vitriols von der Herzoglichen Kammer zu einem Preis von 2 rt (Reichsthalern) 8 gg (Gutegroschen) pro Zentner (zu 114 Pfund) abgenommen wurde.

Wie lange auf der Vitriolhütte produziert wurde, konnte bisher nicht genau ermittelt werden. Koch jedenfalls starb am 22. September 1856 in Helmstedt. Geblieben sind einige Gebäude der Vitriolhütte, zwischenzeitlich als Gut Emma und auch heute von dem neuen Besitzer landwirtschaftlich genutzt. Geblieben ist auch der Begriff Hüttenweg für die Verlängerung der Emmastraße von der Ortslage bis zu den genannten Gebäuden.

Als der Kaufmann Wilhelm Suder Anfang der 1860er Jahre damit begann, zwischen Emmerstedt und Barmke Braunkohle abzubauen, kaufte er auch die Vitriolhütten und errichtet nebenan auf dem Feld Emma Tagebaugruben und einen Tiefbauschacht. Bereits 1852/53 ist er im Emmerstedter Brandkataster unter Ass.-Nr. 84 als Beisitzer eingetragen.

Ein Kraftwerk, verbunden mit der Gründung der Überland-Zentrale Helmstedt AG (ÜZH) entstand im Jahre 1905. Ab 1906 wurden sowohl die Stadt Helmstedt als auch die umliegenden Ortschaften wie Emmerstedt mit Strom beliefert.

»[…] und so brannte am 25. April zum ersten Mal elektrisches Licht auf den Dorfstraßen […]«
– Zitat aus der Kirchenchronik

In mehreren Ausbaustufen wurden von 1905 bis 1912 Dampfturbinen mit einer Leistung von 3700 kW (=3,7 MW) in Betrieb genommen. Zum Vergleich: das Kraftwerk Buschhaus hat eine installierte Nettoleistung von 350 MW, also nahezu das Hundertfache. Der Strom aus der Steckdose brachte den vorwiegend von der Landwirtschaft geprägten Dörfern große Vorteile: größere Sicherheit durch die elektrische Glühlampe statt des offenen Lichtes von Petroleumlampen, Einsatz von elektrisch betriebenen Arbeitsmaschinen auf den Höfen und in den Werkstätten der Handwerksbetriebe. Insbesondere Drehmaschinen, angetrieben von großen Elektromotoren, brachten spürbare Erleichterungen für die Landwirte – und extreme Belastungen für die Stromproduzenten bei Spitzenbedarf, wie aus Berichten.

Im Februar 1914 kauften die Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke AG (BKB) das gesamte Aktienpaket der ÜZH und wurden damit gleichzeitig Eigentümer der Consolidierten Suderschen Braunkohlenwerke.

Bis zum Jahre 1924 wurde auf der Grube Emma Kohle gefördert und das Kraftwerk betrieben. Der technische Fortschritt in der Kraftwerksentwicklung sind seitdem bemerkenswert: wurden in jeden Anfangsjahren der Stromerzeugung ca. 5 kg Braunkohle für 1 KWh benötigt, genügt heute in modernen Kraftwerken dafür etwa 1 kg.

Spuren dieser ein dreiviertel Jahrhundert währenden Bergbautätigkeit finden sich noch heute in der Gemarkung Emmerstedt: die Bruchlöcher in den Waldgebieten des Lohen und des Wittenberges, die Schneise der ehemaligen Seilbahn am nordöstlichen Fuß des Wittenberges zur Verladestation an der B 244 (später Forsthaus Seilbahn, abgebrochen für den Autobahnanschluss Helmstedt West), das ehemalige Betriebsgelände des Kraftwerks mit der Kühlturmtasse und dem Maschinenhaus sowie kleinere Tagebaurestlöcher und -teiche bei Barmke und um den Bereich Grube Emma und natürlich der Emmateich, beliebter Rast- und Brutplatz zahlreicher Wasservögel.

Bekannt wurde die Grube Emma als Kulisse für den im Jahr 1973 gedrehten Spielfilm Stunde Null, der nach Ende des Zweiten Weltkrieges den Einzug der sowjetischen Armee in Sachsen nach dem Abuzg der Amerikaner thematisiert. Auch einige Komparsen aus Emmerstedt wirkten hier mit.

Mit dem Verkauf der ehemaligen Betriebsanlagen und Ländereien durch die E.ON ab 2007 war nunmehr die Geschichte der Kohlegewinnung in der Emmerstedter Flur zu Ende gegangen. Die Überlegungen der BKB für einen Tagebau Emmerstedt, die in den 1980er Jahren im Ort zu zahlreichen Protestaktionen Anlass gegeben hatten, wurden im Jahre 1997 endgültig aufgegeben.

Ein Stück Emmerstedter Bergbautradition allerdings ist in jüngster Zeit in das Dorf zurückgekehrt. Die Vereinfahne des im Jahre 1892 gegründeten Bergmannsvereins Vereinsglück der Gruben Emma und Berta wurde beim Weihnachtsmarkt 2009 aus dem Fundus der ehemaligen BKB dem Ortsmuseum übereignet und waren beim Festumzug im Jahre 2011 zu sehen. Wie lange der Bergmannsverein bestanden hat, ist nicht bekannt.

Der Bergbau hat sicher auch die Planungen der Eisenbahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde am Ende des 19. Jahrhunderts, mit der das obere Allertal und seine Steinbrüche erschlossen werden sollten, beeinflusst. Bot doch der Schienenweg eine preiswerte Alternative für den Absatz der Braunkohle, zumal die Zuckerfabrik in Weferlingen, Eigentümer Wilhelm Suder, an gleicher Bahnstrecke lag. Ursprünglich war nämlich auch eine Trassenfüllung durch das Helmstedter Brunnental über Beendorf nach Weferlingen angedacht worden.

Dass die Strecke nicht durch das Dorf Emmerstedt geführt wurde, sollen ja die Hiesigen selbst verhindert haben. Ihre Befürchtungen, durch den Eisenbahnlärm würde „die Milchleistung der Kühe und die Fresslust der Schweine beeinträchtigt“ – so der zum Sachverständigen berufene Emmerstedter Barbier – soll dann zur Zrassenführung nördlich der Ortslage Anlass gegeben haben. Die Gefahr, „an Atem- Nerven- und Verdauungsstörungen sowie an Influenza zu erkranken“, hat letztendlich auch zu der Entscheidung geführt, den Bahnhof Emmerstedt auf Helmstedter Grund zu errichten. (Diese „gutachterlichen“ Ausführungen dürfen allerdings nicht so ernst genommen werden).


Eingemeindung

Emmerstedt gehört der Kreisstadt Helmstedt seit der Gemeindereform von 1974 an.

Gegenwart

Seit 1990 wird an Bürger des Ortes für herausragende Leistungen im sportlichen Bereich sowie für die Gemeinschaftspflege das Emmerstedter Dankzeichen verliehen. 2011 wurde eine Idee des Ortsrates durch die Mithilfe aller Vereine in die Tat umgesetzt, es wurde erstmals ein Maibaum aufgestellt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1905 000000000001229.00000000001.229
1939 000000000001322.00000000001.322
1945 000000000002636.00000000002.636
1974 000000000002045.00000000002.045
1986 000000000001890.00000000001.890
1996 000000000002261.00000000002.261
1999 000000000002265.00000000002.265
2000 000000000002363.00000000002.363
2001 000000000002346.00000000002.346
2002 000000000002312.00000000002.312
2003 000000000002269.00000000002.269
2004 000000000002286.00000000002.286
2005 000000000002280.00000000002.280
2006 000000000002265.00000000002.265
2007 000000000002247.00000000002.247
2008 000000000002215.00000000002.215
2009 000000000002155.00000000002.155
2010 000000000002129.00000000002.129

Politik

Ortsrat

Der Ortsrat von Emmerstedt zählt 9 Ratsmitglieder. Die Sitzverteilung stellt sich seit der letzten Kommunalwahl am 11. September 2011 wie folgt dar:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 56,51 5 53,18 5
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 32,58 3 36,28 3
NPD Nationaldemokratische Partei Deutschlands 7,27 1 10,54 1
--- Sonstige 3,65
gesamt 100 9 100 9
Wahlbeteiligung in % 61,22 % 53,36 %

Bürgermeister

Ortsbürgermeister ist seit dem 17. Februar 1993 der SPD-Politiker Hans-Jürgen Schünemann.

siehe auch: Liste der Bürgermeister von Emmerstedt

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Der Museumshof Emmerstedt stellt die Landwirtschaft und das örtliche Handwerk vergangener Zeiten vor. Zudem wird die Ortsgeschichte von Emmerstedt dargestellt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Öffentliche Einrichtungen

Der Ort verfügt über eine Freiwillige Feuerwehr.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Sabine Burchardt, Katja Diedrich, Gerhard Kaminski, Gerhard Loos, Irena Tarant: Emmerstedt in Geschichte und Gegenwart – Eine Festschrift zur 825-Jahrfeier 2011. Januar 2011.

Weblinks