St. Thomas ist ein Kirchengebäude an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße in der Kreisstadt Helmstedt im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland. Die evangelisch-lutherische Kirche gehört zur Kirchengemeinde Georg Calixt Helmstedt im Pfarrverband Helmstedt-Nord der Propstei Helmstedt der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig.

St. Thomas

St. Thomas (2010)

St. Thomas (2010)

Basisdaten
Konfession evangelisch-lutherisch
Ort Dietrich-Bonhoeffer-Straße 14, 38350 Helmstedt, Deutschland
Landeskirche Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig
Widmung aaa
Baugeschichte
Architekt Dirk-Erich Kreuter, Ulrich Hausmann
Bauzeit 19631967
Baubeschreibung
Einweihung 22. Januar 1967
Widmung Apostel Thomas
Baustil Moderne
Koordinaten 52° 13′ 29,8″ N, 10° 59′ 49,8″ OKoordinaten: 52° 13′ 29,8″ N, 10° 59′ 49,8″ O
Vorlage:Infobox Kirchengebäude/Wartung/Funktion und Titel fehltEvangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

Geschichte

Die Einwohner des in den 1960er-Jahren wegen des Braunkohleabbaus beseitigten Dorfes Runstedt wurden in einem neu errichteten Stadtviertel in Helmstedt angesiedelt. Sie bildeten den Kern der heutigen Kirchengemeinde, die nach mehrjähriger Bauzeit (19631967) mit der St.-Thomas-Kirche ein modernes protestantisches Gotteshaus erhielt. Die Kirche wurde am 22. Januar 1967 durch den Landesbischof Dr. Gerhard Heintze dem Heiligen Thomas geweiht.

Ausstattung

Altar

Der Altar der Kirche ist um eine Stufe erhöht und befindet sich freistehend im Schnittpunkt der Sicht- und Bewegungsachsen des Kirchenraumes. Auf ihm erhebt sich eine etwa zwei Meter hohe Bronzesplastik einer Golgatha-Gruppe, die eine eher ungewöhnliche Gestaltung aufweist. Diese Skulptur wurde 1964 von der Hamburger Künstlerin Ursula Wallner-Querner eigens für die hohe Altarwand geschaffen. Die Kreuzesarme der Darstellung schneiden diagonal in den Raum und erinnern mit ihren Enden an abgebrochene Lanzen sowie an die Dornen der Dornenkrone. Grundlage für die Darstellung war das biblische Geschehen nach dem Lukas-Evangelium (Lk 23,34–46). Die Künstlerin interpretierte dieses Thema durch drei Figuren: Christus selbst, einen der beiden Mitgekreuzigten, der im letzten Moment Gott und sich selbst erkennt, sowie einen weiteren, der gefesselt und dumpf dem Tod entgegenschreitet. Auch die vier Leuchter auf dem Altar stammen von Ursula Wallner-Querner und wurden zur Kirchweihe im Jahr 1967 gestaltet. Die textilen Ausstattungsstücke des Altars und der Kanzel wurden in der Paramentenwerkstatt von St. Marienberg gefertigt. Die drei Kanzelantependien in den liturgischen Farben Weiß, Grün und Violett wurden 1967 von der Weberin Uta Schönian aus pflanzengefärbter Wolle hergestellt. Die Entwürfe stammten vom Helmstedter Bildhauer Bernd Schürmann, der als Kunsterzieher am Gymnasium Julianum tätig war. Aufgrund von Schäden durch Sonneneinstrahlung mussten die Antependien von der Kanzel entfernt werden. Sie werden gelegentlich in der Taufecke der Kirche ausgestellt. Die drei Altarparamente wurden 1982 von Uta Schönian-Oehrig entworfen und aus chemisch gefärbter Wolle gewebt. Das weiße Antependium wurde zu einem späteren Zeitpunkt von ihrer Schülerin Neddermeyer ausgeführt.

Kanzel

Die Kanzel der Kirche befindet sich in einer sowohl optisch als auch akustisch vorteilhaften Position innerhalb des Kirchenraums. Ihre Gestaltung ist schlicht gehalten; der einzige bildnerische Schmuck ist ein Bronzerelief mit der Darstellung „Christus und Thomas“, das auf den Namenspatron der Kirche Bezug nimmt. Das Relief wurde im Jahr 1970 vom Hamburger Künstler Fritz Fleer geschaffen. Das ursprünglich für das Eingangsportal vorgesehene Motiv thematisiert den Apostel Thomas. Ebenfalls aus der Hand Fleers stammen der Osterleuchter sowie das Lesepult, die im gleichen Jahr entstanden.

Taufbecken

Im Zuge der liturgischen Gestaltung wurde in der Kirche ein eigener Bereich für Tauffeiern eingerichtet. Dieser spezielle Abschnitt dient der Versammlung der Taufgemeinde. Historisch betrachtet erfolgte die Taufe in diesem Bereich einst mit fließendem Wasser. Im Jahr 2005 wurde das vorhandene Taufbecken durch eine bronzene Schale ergänzt. Diese zeigt bildlich die vier Paradiesflüsse sowie eine kindgerechte Darstellung Christi. Am Rand der Schale ist ein Bibelvers aus dem Lukasevangelium (Lk 18,16) eingraviert: „Lasset die Kinder zu mir kommen, ...“ Gestaltet wurde die Schale von dem Künstler Günter Dittmann aus Königslutter am Elm.

Orgel

Über dem Taufbezirk der Kirche befindet sich eine Empore, auf der 1968 eine Orgel durch den Orgelbaumeister Rudolf Janke (Göttingen/Bovenden) erbaut wurde. Im Jahr 1985 wurde das Instrument um ein Brustwerk ergänzt. Bei dem Instrument handelt es sich um eine mechanische Schleifladenorgel mit mechanischer Spiel- und Registertraktur.

Disposition
  • Tastenumfang:
    • Manual: c–g‴ (56 Tasten)
    • Pedal: c–f′ (18 Tasten)
  • Anzahl der Pfeifen: 1.912
  • Registeranzahl: 34
  • Werke: Hauptwerk, Brustwerk, Rückpositiv, Pedal
Besondere Merkmale

Die Orgel verfügt über ein Trompetenregister mit spanischen Trompeten, die waagerecht im Prospekt angeordnet sind – eine im Helmstedter Raum einzigartige Besonderheit.

Im Rückpositiv finden sich mehrere außergewöhnliche Register:

  • eine zerlegte Sesquialtera bestehend aus Nasat 2 2/3′ und Terz 1 3/5′
  • ein seltenes Septimenregister 1 1/7′
  • ein 16′-Zungenregister (Rankett)
  • sowie drei Transmissionen aus dem Hauptwerk ins Pedal

Kleiner Kreuzweg

In der Kirche wurde im Jahr 1991 ein Kleiner Kreuzweg mit sieben Stationen eingerichtet. Die Gestaltung dieses Kreuzwegs geht auf eine langjährige Tradition von Passionsgottesdiensten in der Karwoche zurück. Aus der Auseinandersetzung mit dem Thema entwickelte sich die Idee, die biblischen Ereignisse der Karwoche in Form von Bildtafeln darzustellen. Auf Anregung von Pastor Nebel wurde bewusst eine reduzierte Form mit sieben statt der traditionellen vierzehn Stationen gewählt. Diese Tafeln wurden entlang der rechten Längswand der Kirche angebracht. Sie orientieren sich an den im Neuen Testament überlieferten Ereignissen der Karwoche:

  1. Fußwaschung und Abendmahl
  2. Gethsemane – Die Jünger schlafen, nur ein Frosch wacht.
  3. Verurteilung – Barrabas geht frei aus und reibt sich die Hände.
  4. Kreuztragung – Simon von Kyrene ist nicht gerade begeistert.
  5. Kreuzigung – Ein Schreiber notiert sich sorgfältig das Geschehen.
  6. Jesu Tod – Schemenhaft erkennt man das Neue Jerusalem.
  7. Grablegung – Kräftige Männer nehmen den Leichnam vom Kreuz.

Die Bildtafeln wurden von dem Bildhauer Günter Dittmann, Leiter der Steinmetzschule in Königslutter am Elm, in Savonier-Kalkstein (französischer Kalkstein) ausgeführt. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden und Sammlungen der Gemeindemitglieder. Die feierliche Übergabe an die Kirchengemeinde fand am 17. November 1991 statt.

Glocken

Im oberen Teil des aus dem Mantelbau herausragenden Turms befindet sich das Geläut, das in Betonlamellen eingefasst ist. Es besteht aus vier Glocken mit den folgenden Schlagtönen und zugeordneten liturgischen Bedeutungen:

  • as′ – „Gottes Wort“ (Gottesdienst und Vaterunser)
  • b′ – „Anbetung“ (Begräbnis)
  • des′′ – „Heiliges Abendmahl“
  • es′′ – „Heilige Taufe“

Die Glocken wurden im Jahr 1964 von der Glockengießerei Gebrüder Bachert in Karlsruhe gegossen.

Siehe auch

Weblinks