Glashütte: Unterschied zwischen den Versionen

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<h1>Vergeblicher Kampf für die Glashütte</h1>
{{Infobox_Unternehmen
'''Großbetrieb an der [[Emmerstedter Straße]] in [[Helmstedt]] stellte hochwertiges Tafelglas her – Später Wohnkolonie'''
| Name            = Glashütte
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| Gründungsdatum  = [[1890]]–[[1930]]
| Straße          = [[Emmerstedter Straße]]
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Die '''Glashütte''' war ein Glasproduktionsbetrieb an der [[Emmerstedter Straße]] in [[Helmstedt]] im [[Landkreis Helmstedt]] in Niedersachsen in Deutschland, der von 1890/91 bis 1930 bestand. Die Unternehmensgeschichte war geprägt von wirtschaftlichen Schwankungen, mehrfachen Eigentümerwechseln und strukturellen Veränderungen. Trotz des Endes der Glasproduktion blieb die Bezeichnung „Glashütte“ im örtlichen Sprachgebrauch über Jahrzehnte erhalten.<ref name="BZ24112009">{{Literatur |Titel=Vergeblicher Kampf für die Glashütte – Großbetrieb an der Emmerstedter Straße in Helmstedt stellte hochwertiges Tafelglas her – Später Wohnkolonie |Sammelwerk=Braunschweiger Zeitung / [[Helmstedter Nachrichten]] |Datum=2009-11-24}}</ref>


<small>Melsene Bittó, Stadtarchivarin</small>
== Geschichte ==
Der Betrieb wurde 1890/91 von [[Wilhelm Hampe jun.]] an der [[Emmerstedter Straße]] gegründet. Zum Werksgelände gehörte auch der ehemalige jüdische Friedhof am [[Am Schwarzen Berg|Schwarzen Berg]]. Dieser Begräbnisplatz war der jüdischen Gemeinde [[1813]] auf deren Bitte hin zugewiesen worden. Aufgrund der Beschaffenheit des Bodens aus Quarzsand und finanzieller Schwierigkeiten bei der geplanten Einfriedung erhielt die Gemeinde [[1892]] einen neuen Friedhof an der [[Magdeburger Straße]].<ref name="BZ24112009" />


[[Bild:Glashütte 1925 BZ-24-11-2009.jpg|thumb|300px|Die Glashütte in der Emmerstedter Straße (Foto von 1925)]]
[[Wilhelm Hampe]] war ein Enkel des Knopfmachers [[Andreas Ludwig Hampe]] und leitete nach dem Tod seines Vaters die [[Spinnerei Hampe]]. Mit der Gründung der Glashütte verbanden sich hohe Erwartungen, die jedoch nicht erfüllt wurden. Eine für den Export nach England bestimmte Lieferung von Flaschen wurde aufgrund einer Glasverfärbung nicht abgenommen. Die daraus resultierenden finanziellen Probleme führten dazu, dass sich Hampe am 30. März [[1892]] das Leben nahm. Die aus seiner Lebensversicherung stammenden Mittel ermöglichten jedoch die Fortführung der Glasproduktion.<ref name="BZ24112009" />
''HELMSTEDT. Die 40-jährige Geschichte der Glashütte lässt sich nicht lückenlos darstellen, weil sie geprägt ist von ständigen Veränderungen, Krisen und von häufigem Besitzerwechsel. Klar ist hingegegen: Fast jeder Helmstedter kannte die Glashütte.''


Als es den Industriebetrieb an der [[Emmerstedter Straße]] schon längst nicht mehr gab, wohnten die Leute immer noch „in der Glashütte“. Der Fabrikbesitzer [[Wilhelm Hampe jun.]] hatte sie 1890/91 gegründet. Zu dem Gelände gehörte auch der ehemalige jüdische Friedhof, dessen Boden aus Quarzsand bestand.
Anfangs produzierte die Glashütte mundgeblasenes Hohlglas. Aufgrund sinkender Nachfrage infolge wachsender Konkurrenz verlagerte sich der Schwerpunkt bald auf die Herstellung von Fensterglas. Nach [[1900]] erfolgten Betriebserweiterungen und Modernisierungen sowie die Umwandlung in eine GmbH und später in eine Aktiengesellschaft. Zu dieser Zeit beschäftigte das Unternehmen rund 200 Arbeiter.<ref name="BZ24112009" />


[[Am Schwarzen Berg]] an der Emmerstedter Straße wurde der jüdischen Gemeinde im Jahr 1813 auf deren Bitte ein Begräbnisplatz zugewiesen. Jahrzehnte später ergaben sich finanzielle Probleme wegen der Einfriedung, die geplante Mauer war zu teuer. Nach Verhandlungen mit der Stadt erhielt die Gemeinde ab 1892 einen neuen Friedhof an der [[Magdeburger Straße]].
[[Bild:Glashütte 1925 BZ-24-11-2009.jpg|thumb|305px|Glashütte ([[1925]])]]
Trotz der Expansion konnte sich die Glashütte langfristig nicht gegen die Konkurrenz behaupten. Ende Dezember [[1930]] wurde der Schmelzofen stillgelegt. In den Folgejahren gab es mehrere Versuche, die Glasproduktion wieder aufzunehmen. Im [[Stadtarchiv Helmstedt]] befindet sich eine Akte mit dem Titel „Bestrebung zur Wiederinbetriebnahme der Helmstedter Glashütte 1930 bis 1951“, die unter anderem ein Gutachten über die besondere Qualität des Glassandvorkommens an der [[Emmerstedter Straße]] enthält.<ref name="BZ24112009" />


[[Wilhelm Hampe]] war der Enkel des Knopfmachers [[Andreas Ludwig Hampe]], auf den die Anfänge der [[Kammgarnspinnerei Hampe|Spinnerei Hampe]] zurückgehen. Wilhelm Hampe stand nach dem Tod seines Vaters an der Spitze der Spinnerei. Die Gründung der Glashütte brachte ihm jedoch kein Glück. So wurde eine große Liefrung von Flaschen, für England bestimmt, vom Kunden nicht angenommen, weil das Glas verfärbt war. Hampe geriet immer tiefer in finanzielle Schwierigkeiten und nahm sich am 30. März 1892 das Leben.
[[1943]] übernahm die [[Helmag]] das Gelände und stellte Flugzeugteile für die Lutherwerke in Braunschweig her. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man mit der Produktion von Küchenherden, die jedoch im Dezember [[1945]] auf Anweisung der Militärregierung eingestellt wurde.<ref name="BZ24112009" />


Er rettete damit allerdings die Fabrik an der Emmerstedter Straße, denn mit der fällig gewordenen Lebensversicherung konnte die wirtschaftliche Notlage behoben und die Glasproduktion fortgesetzt werden. In der Helmstedter Glashütte wurde zunächst mundgeblasenes Tafelglas hergestellt, sogenanntes Hohlglas.
Anschließend nutzte die [[Hellac]] – [[Helmstedter Lack- und Chemische Fabrik]] – die Gebäude. Nach der Einstellung der Produktion wurden die Fabrikgebäude und die Wohnkolonie der Glashütte abgerissen. Erhalten blieb lediglich das ehemalige Verwaltungsgebäude.<ref name="BZ24112009" />


Durch die große Konurrenz ging der Absatz an Tafelglas immer mehr zurück, so dass nun die Herstellung von Fensterglas zum Schwerpunkt der Produktion wurde. Nach der Vergrößerung und Modernisierungdes Unternehmens nach 1900 und einer Umwandlung zunächst in eine GmbH und dann in eine Aktiengesellschaft, wuchs die Glashütte zu einem Großbetrieb mit 200 Beschäftigten.
Eine Helmstedter Zeitung berichtete [[1931]], dass Fachleute das Glas der Helmstedter Glashütte als das beste deutsche Glas bezeichnet hätten.<ref name="BZ24112009" />


Trotz aller Bemühungen war der wirtschaftliche Untergang des Betriebes aber nicht zu verhindern, die Konkurrenz erwies sich als übermächtig. Ende Dezember 1930 wurde der Schmelzofen gelöscht.
== Einzelnachweise ==
 
<references />
In der Folgezeit gab es immer wieder Initiativen zu einer Wiederaufnahme der Glasproduktion, weil von Fachleuten der Standort aus mehreren Gründen als äußerst günstig eingeschätzt wurde. Im Helmstedter [[Stadtarchiv Helmstedt|Stadtarchiv]] gibt es eine dicke Akte mit der Bezeichnung „Bestrebung zur Wiederinbetriebnahme der Helmstedter Glashütte 1930 bis 1951“. In dieser Akte ist ein umfangreiches Gutachten erhalten über das Glassandvorkommen an der Emmerstedter Straße, dessen besondere Qualität hervorgehoben wird.
 
Es gab Kaufinteressenten, es wurde verhandelt, geschrieben, telegraphiert, und das Gebäude wurde häufigbesichtigt und immer als sehr gut befunden, zumal auch ein Bahnanschluss vorhanden war. Trotz aller Bemühungen konnte die Glashütte nicht zu neuem Leben erweckt werden.
 
1943 übernahm die [[Helmag]] das Gelände. Für die Lutherwerke in Braunschweig wurden an der Emmerstedter Straße nun Flugzeugteile produziert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann man mit der Herstellung von Küchenherden. Mitte Dezember 1945 musste die Produktion auf veranlassung der Militärregierung eingestellt werden.
 
Schließlich übernahm die [[Helmstedter Lack- und Chemische Fabrik|Hellac]] – [[Helmstedter Lack- und Chemische Fabrik|Helmstedter Lack- und Chemische Fabrik GmbH]] – den Komplex der alten Gebäude. Als auch dieser Betrieb seine Produktion vor einigen Jahren einstellte, wurden sämtliche Fabrikationsgebäude und auch die Wohnkolonie der Glashütte abgerissen. Nur das ehemalige verwaltungsgebäude der Hellac ist stehen geblieben. Im Jahr 1931 schrieb eine Helmstedter Zeitung „Nach Ansicht von Fachleuten wurde das Glas der Helmstedter Glashütte als das beste deutsche Glas bezeichnet.“
 
Quelle: Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten (24. November 2009)


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[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Helmstedt)]]
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