Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt''' ist eine Chronik über [[Helmstedt]] von [[Hans-Ehrhard Müller]] aus dem Jahr [[1999]]. Dieser Artikel hat das Ziel, die gesamte Chronik abzubilden und wird lediglich an die neue Rechtschreibung angepasst. | '''Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt''' ist eine Chronik über [[Helmstedt]] von [[Hans-Ehrhard Müller]] aus dem Jahr [[1999]]. Dieser Artikel hat das Ziel, die gesamte Chronik als enzyklopädischen Artikel abzubilden und wird lediglich an die neue Rechtschreibung angepasst. | ||
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== Aus grauer Vorzeit == | == Aus grauer Vorzeit == | ||
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== Die Befestigungsanlagen der Stadt Helmstedt == | == Die Befestigungsanlagen der Stadt Helmstedt == | ||
== Die Helmstedter Stadttürme == | == Die Helmstedter Stadttürme == | ||
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== Das Helmstedter Stadtwappen (S. 99–100) == | |||
Wir kennen alle das [[Helmstedt]]er Stadtwappen: Es zeigt den Heiligen Ludgerus mit roter Kasel und Mitra und mit dem Abtstab in der rechten und mit einem Buch, wohl der Heiligen Schrift, in der linken Hand. Auf das Merkmal Stadt weist die Mauer hin. Es beweist weiter, dass [[Helmstedt]] unter dem Krummstab groß geworden ist. Erstmals finden wir dieses Motiv in einem [[Helmstedt]]er Siegel aus dem Jahr [[1232]]. In dieser Form wurde das Siegel bis in das 16. Jahrhundert und wahrscheinlich auch noch später benutzt. Die Legende, d. h. die Umschrift in der Rundung, hat den Wortlaut „Sigillum burgnsium in Helmstadt", d. h. in deutsch „Siegel der Bürgerschaft in Helmstedt“, dabei hatte man in dem lateinischen Wort für Bürgerschaft das „e“ vergessen. Außer diesem großen Siegel gab es drei kleinere, die, wenn auch nicht zugleich, so aber ebenfalls bis in die Neuzeit dazu dienten, offizielle Akten der Stadt abzusiegeln. Auch noch in den Jahren [[1622]] und [[1625]] finden wir den Heiligen Ludgerus auf städtischen Urkunden. Zugleich wird aber ein anderes Symbol zum Emblem der Stadt: zwei gekreuzte Krummstäbe. Wir finden sie in den Holzschnitzereien am [[Rohrsches Haus|Rohrschen Haus]] (untere Reihe, siebentes Feld von links) und am [[Beguinenhaus]] (erbaut [[1580]]). Dort trägt die Darstellung den Zusatz „DRW“ = des Rates Wappen. Auch der bekannte Merianstich von [[1654]] zeigt sie als Wappen der Stadt. Am heutigen [[Rathaus (Helmstedt)|Rathaus]] sind sie an der Außenfront über dem mittleren Fenster des Sitzungssaales und über dem heutigen Stadtwappen ebenfalls sichtbar, gewissermaßen als Bindeglied zwischen dem mittelalterlichen [[Helmstedt]] und dem heutigen. Der Heilige Ludgerus war früher allein Inhalt des Siegels. Wappen und Siegel waren also verschieden. Arnold Rabbow, Verfasser des Braunschweigischen Wappenbuchs, Braunschweig [[1977]], ist dieser Unterschied mitunter begegnet, „diese Unterscheidung hat auch einen praktischen Sinn: Siegelbilder wurden damals gern detailreich und künstlerisch aufwendig gestaltet, um die Fälschung zu erschweren. Ein Wappen aber soll auch auf weite Sicht gut erkennbar sein, soll mithin einfach und übersichtlich gestaltet sein“.<ref>{{Literatur |Autor=Arnold Rabbow |Titel=Braunschweigisches Wappenbuch – Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gandersheim, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel, Wolfsburg |Ort=Braunschweig |Datum=1977 |Seiten=59 }}</ref> Im 19. Jahrhundert erscheint der Heilige Ludger auch als Wappen der Stadt. Er trägt jetzt aber nicht das Heilige Buch, sondern einen Kelch. | |||
Um die letzte Jahrhundertwende wünschte man die offizielle Genehmigung eines Wappens durch den Herzog. So musste man sich zunächst über ein Motiv einigen. In Frage kamen die beiden „Löffel“, d. h. die Krummstäbe, oder der Heilige Ludger. Man dachte aber auch über ein ganz neues Motiv nach. Zunächst jedoch versuchte man, eine offizielle Stadtfarbe einzuführen. Der Archivrat Dr. Paul Zimmermann, der deshalb vom Rat angeschrieben wurde, stellte aus der Geschichte der Stadt und insbesondere aus den überlieferten Symbolen der beiden Ludgeri Klöster in [[Helmstedt]] und Werden die dominierenden Farben Blau und Weiß heraus und empfahl sie als Stadtfarben. Der Rat entsprach diesem Vorschlag. „Blau-Weiß“ wurden somit die [[Helmstedt]]er Farben, sie sind es bis heute geblieben. Im übrigen zeigte sich das „Pferd“ am Stadthaus in „Weiß“ auf blauem Grund. Der braunschweigische Geschichtsverein hat Anfang unseres Jahrhunderts einmal festgestellt, die eigentlichen [[Helmstedt]]er Farben seien „Rot-Gold“. Diese Feststellung führt zu dem „Löffel-Bild" zurück, es zeigt nämlich die beiden Abtstäbe „golden“ und den Hintergrund „rot“. | |||
Mit der Wahl von „Blau-Weiß“ als [[Helmstedt]]er Farben war auch die Entscheidung hinsichtlich des Wappens gefallen: Der Heilige Ludgerus mit der [[Stadtmauer (Helmstedt)|Stadtmauer]] und dem Heiligen Buch sollte das Symbol unserer Stadt werden. | |||
Durch Erlass vom 25. Mai [[1900]] genehmigte „Seine Königliche Hoheit, Albrecht von Preußen, Regent des Herzogs“ das Wappen der Stadt [[Helmstedt]] in der heutigen Form. Es zeigt auf blauem Hintergrund die Figur des Heiligen Ludgerus, teilweise in weiß gehalten und umgeben von Mauerwerk, das ebenfalls in weißer Farbe dargestellt wird, mit dem Heiligen Buch. Aber auch die eigentlichen [[Helmstedt]]er Stadtfarben finden wir in der Darstellung wieder. Die Kasel ist rot, Buch, Abt, Stab und Heiligenschein sind golden gehalten. | |||
Die als Schöffen bezeichneten Vorsteher der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] benutzten im Mittelalter und in der Neuzeit ein gesondertes Wappen. Die Vorstadt war eine Gründung der Herzogs. Dies zeigte sich auch im Siegel: ein aufrechter Löwe, den wir heute noch an den Grundstücken [[Braunschweiger Straße]] 23/24 und 32 (das Stadthaus der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]]) in dieser Form finden können. Mitunter war neben dem Löwen mit einem Helm ein weiteres Symbol angebracht. Ludewig int dagegen in dem Buch „Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt, [[1821]]“, wenn er schreibt, dass [[1490]] bei der Übergabe der Stadthoheit vom Abt an den Herzog in Wolfenbüttel von jenem die „Löffel“ aus dem Wappen entfernt und dafür Helm und Löwe hineingesetzt worden seien. Dies ist, wie ich bereits feststellte, nicht geschehen. Allerdings sind die gekreuzten Abtstäbe auf Pfennigen, die hier in Helmstedt geprägt wurden, durch den herzoglichen Löwen und Helm ersetzt worden.<ref>{{Literatur |Titel=[https://leopard.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00042419 Braunschweigisches Jahrbuch] |TitelErg=Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereins von Mai 1951 bis März 1952 |Ort=Braunschweig |Band=33 |Datum=1952 |Seiten=162 }}</ref> | |||
In der NS-Zeit sollte [[1938]] der Heilige entthront werden. Für den Ausbau eines Kameradschafts- und Führersaales im Hause der Gauleitung in Hannover hatte [[Helmstedt]] wie auch andere Städte des Gaues einen Stuhl zu stiften. In die Rückenlehne sollte das Stadtwappen eingelegt werden. Der Betrag von 70 Mark wurde, „obwohl die Haushaltslage der Stadt [[Helmstedt]] jede Sonderausgabe verbietet“, zwar überwiesen, ein solcher Stuhl aber nie hergestellt, denn ein Wappen mit einem Heiligen fand bei der hohen Parteileitung keinerlei Anklang. „Vielleicht findet sich auch für [[Helmstedt]] ein Symbol, das besser der heutigen Zeit entspricht, als das jetzt vorhandene Wappen.“ So kam man in [[Helmstedt]] auf das [[Juleum]] als Motiv für ein neues städtisches Siegel und Wappen. Dr. Hermann Kleinau, seinerzeit Direktor des Braunschweigischen Staatsarchivs in Wolfenbüttel, widersprach der Verwendung eines Gebäudes als Wappen. „Damit würde man der jahrhundertealten Tradition der Stadt, die ihre Wurzeln auch aus der Zeit vor der Universitätsgründung bezieht, nicht gerecht werden.“ Der Krieg verhinderte eine Durchführung dieses Planes, selbst Ministerpräsident Dietrich Klagges riet dem Bürgermeister, das alte Wappenbild nicht aufzugeben. So erwies sich der Heilige auch noch nach vielen Jahrhunderten stärker als die Ideen der damaligen Machthaber. | |||
== Helmstedter Begräbnisplätze (S. 547–554) == | == Helmstedter Begräbnisplätze (S. 547–554) == | ||
Wenn in diesem Buch versucht wird, das Leben der [[Helmstedt]]er in den vergangenen Jahrhunderten zu beschreiben, so sollen die Plätze nicht unerwähnt bleiben, an denen jeder, der hier gelebt hat, nach einem oft mühevollen Dasein seine letzte Ruhe gefunden hat. | Wenn in diesem Buch versucht wird, das Leben der [[Helmstedt]]er in den vergangenen Jahrhunderten zu beschreiben, so sollen die Plätze nicht unerwähnt bleiben, an denen jeder, der hier gelebt hat, nach einem oft mühevollen Dasein seine letzte Ruhe gefunden hat. | ||
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Als man begann, feste Kirchen zu errichten, legte man um sie herum einen freien Platz an, auf dem die Toten ihre letzte Ruhestätte fanden. Sie waren somit der Kirche und den Gemeindemitgliedern, die bei ihren Kirchengängen an ihnen vorübergehen mussten, nah. So blieben die Lebenden mit den Toten eng verbunden. | Als man begann, feste Kirchen zu errichten, legte man um sie herum einen freien Platz an, auf dem die Toten ihre letzte Ruhestätte fanden. Sie waren somit der Kirche und den Gemeindemitgliedern, die bei ihren Kirchengängen an ihnen vorübergehen mussten, nah. So blieben die Lebenden mit den Toten eng verbunden. | ||
Im Bereich der ummauerten Stadt [[Helmstedt]] gab es zwei Begräbnisplätze: den um [[St. Stephani (Helmstedt)|St. Stephani]] und einen weiteren um [[St. Walpurgis (Helmstedt)|St. Walpurgis]]. Der größere der beiden war der bei der [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani-Kirche]]. Er wurde bereits im 17. Jahrhundert zu klein. [[1702]] heißt es, „dass für die Toten fast keine Stelle mehr übrig sei“. Deshalb wurde der Friedhof um den Organistengarten – das darauf befindliche Haus wurde abgerissen – zum Süden hin erweitert. Damit war das Problem nur vorübergehend gelöst, denn [[1754]] verlangte Herzog Carl, einen Gottesacker außerhalb der Stadt anzulegen. Die Stadt war nicht so dafür, sie verzögerte diese Angelegenheit. Deshalb ließ der Herzog [[1770]] schreiben, „dass diese Sache endlich einmal zustande komme“. Man solle die Begräbnisplätze für beide Gemeinden aus der Stadt herausverlegen. Schon [[1755]] waren vier Stellen dafür in Vorschlag gebracht worden: der am vormals Spießischen Hause gelegene Wallgarten ([[ | Im Bereich der ummauerten Stadt [[Helmstedt]] gab es zwei Begräbnisplätze: den um [[St. Stephani (Helmstedt)|St. Stephani]] und einen weiteren um [[St. Walpurgis (Helmstedt)|St. Walpurgis]]. Der größere der beiden war der bei der [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani-Kirche]]. Er wurde bereits im 17. Jahrhundert zu klein. [[1702]] heißt es, „dass für die Toten fast keine Stelle mehr übrig sei“. Deshalb wurde der Friedhof um den Organistengarten – das darauf befindliche Haus wurde abgerissen – zum Süden hin erweitert. Damit war das Problem nur vorübergehend gelöst, denn [[1754]] verlangte Herzog Carl, einen Gottesacker außerhalb der Stadt anzulegen. Die Stadt war nicht so dafür, sie verzögerte diese Angelegenheit. Deshalb ließ der Herzog [[1770]] schreiben, „dass diese Sache endlich einmal zustande komme“. Man solle die Begräbnisplätze für beide Gemeinden aus der Stadt herausverlegen. Schon [[1755]] waren vier Stellen dafür in Vorschlag gebracht worden: der am vormals Spießischen Hause gelegene Wallgarten ([[Magdeburger Straße]]), ein Gelände am Schöninger Wege, ein weiteres hinter dem sogenannten [[Lappenberg]] (heute [[Norddeutsche Landesbank – Girozentrale|Nord/LB]]) und schließlich das [[Alter Friedhof|Tanzbleek]] an der heutigen [[Gustav-Steinbrecher-Straße]]. | ||
Eine dieser Stellen, wahrscheinlich die am [[Lappenberg]], war bis [[1484]] der [[Jüdische Friedhöfe in Helmstedt|Judenfriedhof]] gewesen. Er schied aus, denn „so hat es etwas Bedenkliches, einen Judenkirchhof für christliche Leichen zu nehmen“. Daß die Juden auch früher schon ihren Friedhof als „ewig“ angelegt hatten, störte offenbar nicht. Übrig blieb nach weiterer Prüfung der ca. zwei Morgen große Platz am [[Alter Friedhof|Tanzbleek]]. Den bisherigen [[Großer Kirchhof|Kirchhof]] um [[St. Stephani (Helmstedt)|St. Stephani]] wollte man planieren und dann mit Maulbeerbäumen bepflanzen. Die Blätter dieser Büsche sollten die wirtschaftliche Grundlage der vom Herzog gerade in jenen Jahren empfohlenen Seidenraupenzucht werden. | Eine dieser Stellen, wahrscheinlich die am [[Lappenberg]], war bis [[1484]] der [[Jüdische Friedhöfe in Helmstedt|Judenfriedhof]] gewesen. Er schied aus, denn „so hat es etwas Bedenkliches, einen Judenkirchhof für christliche Leichen zu nehmen“. Daß die Juden auch früher schon ihren Friedhof als „ewig“ angelegt hatten, störte offenbar nicht. Übrig blieb nach weiterer Prüfung der ca. zwei Morgen große Platz am [[Alter Friedhof|Tanzbleek]]. Den bisherigen [[Großer Kirchhof|Kirchhof]] um [[St. Stephani (Helmstedt)|St. Stephani]] wollte man planieren und dann mit Maulbeerbäumen bepflanzen. Die Blätter dieser Büsche sollten die wirtschaftliche Grundlage der vom Herzog gerade in jenen Jahren empfohlenen Seidenraupenzucht werden. | ||
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Weil man sich nicht einigen konnte, blieb es dabei, die Plätze vor den beiden Kirchen [[St. Stephani (Helmstedt)|St. Stephani]] und [[St. Walpurgis (Helmstedt)|St. Walpurgis]] weiterhin als Begräbnisstätten zu nutzen. Den Bürgern war es sicherlich recht, hatten sie doch ihre toten Angehörigen weiterhin in unmittelbarer Nähe und harrten diese der Auferstehung im räumlichen und im sakralen Bereich der Kirche. Dennoch wurde [[1758]] schon von dem neuen Kirchhof auf dem [[Alter Friedhof|Tanzbleek]] gesprochen. Es sollte aber noch genau 60 lahre dauern, bis er zum ersten Male benutzt wurde und der bisherige [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani]]- und auch der [[St. Walpurgis (Helmstedt)|Walpurgis]]-Kirchhof geschlossen wurden. | Weil man sich nicht einigen konnte, blieb es dabei, die Plätze vor den beiden Kirchen [[St. Stephani (Helmstedt)|St. Stephani]] und [[St. Walpurgis (Helmstedt)|St. Walpurgis]] weiterhin als Begräbnisstätten zu nutzen. Den Bürgern war es sicherlich recht, hatten sie doch ihre toten Angehörigen weiterhin in unmittelbarer Nähe und harrten diese der Auferstehung im räumlichen und im sakralen Bereich der Kirche. Dennoch wurde [[1758]] schon von dem neuen Kirchhof auf dem [[Alter Friedhof|Tanzbleek]] gesprochen. Es sollte aber noch genau 60 lahre dauern, bis er zum ersten Male benutzt wurde und der bisherige [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani]]- und auch der [[St. Walpurgis (Helmstedt)|Walpurgis]]-Kirchhof geschlossen wurden. | ||
Die Begräbnisordnung für den neuen Platz am [[Alter Friedhof|Tanzbleek]] datiert vom | Die Begräbnisordnung für den neuen Platz am [[Alter Friedhof|Tanzbleek]] datiert vom 3. Mai [[1818]]. In ihr heißt es: „Höchster Bestimmung gemäß hört mit dem 30. Junius d. J. das Begraben sowohl auf dem St. Stephans- als Walpurgiskirchhofe auf. Auf dem neuen Kirchhofe werden alle Leichen in Reihe nebeneinander begraben.“ | ||
Wenn man auch schon 50 Jahre zuvor die Anschaffung eines besonderen Leichenwagens mit einem Verdeck erwogen hatte, so brauchte man ihn nun wegen der größeren Entfernung unbedingt. Es wurden gleich zwei angeschafft, wobei mit der Beerdigung auf dem neuen Friedhof die weitere Besonderheit, | Wenn man auch schon 50 Jahre zuvor die Anschaffung eines besonderen Leichenwagens mit einem Verdeck erwogen hatte, so brauchte man ihn nun wegen der größeren Entfernung unbedingt. Es wurden gleich zwei angeschafft, wobei mit der Beerdigung auf dem neuen Friedhof die weitere Besonderheit, dass nämlich der Pfarrer die Leiche vom Wohnhaus aus begleiten und Bekannte und Schüler dabei singen durften (das sogenannte Hinsingen), endete. Allerdings, so die Satzung, falls es dennoch ausdrücklich verlangt werde, so könne dies, jedoch nur bis zum Stadttor, weiterhin erfolgen. Beerdigt wurde weiterhin aus den Häusern heraus, d. h., der Leichnam blieb dort bis zum Tage des Begräbnisses aufgebahrt. | ||
Die bisherigen Begräbnisarten wurden auf vier Klassen reduziert. In der ersten Klasse wurde der Leichenwagen mit vier schwarz behängten Pferden bespannt. Der Wagen wurde mit einem Baldachin versehen, die beiden Kirchenglocken läuteten in drei Pulsen. Außerdem wurde des Verstorbenen an dem nächsten Sonntag in seiner Kirche gedacht. | Die bisherigen Begräbnisarten wurden auf vier Klassen reduziert. In der ersten Klasse wurde der Leichenwagen mit vier schwarz behängten Pferden bespannt. Der Wagen wurde mit einem Baldachin versehen, die beiden Kirchenglocken läuteten in drei Pulsen. Außerdem wurde des Verstorbenen an dem nächsten Sonntag in seiner Kirche gedacht. | ||
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Bei der vierten Klasse wurde nur auf Verlangen geläutet und dann auch nur mit einer Glocke. | Bei der vierten Klasse wurde nur auf Verlangen geläutet und dann auch nur mit einer Glocke. | ||
Im übrigen gab es verschiedene Beerdigungszeiten: Tote der ersten Klasse wurden morgens früh, die der zweiten etwas später, die der dritten und vierten mittags bzw. gegen Abend zur | Im übrigen gab es verschiedene Beerdigungszeiten: Tote der ersten Klasse wurden morgens früh, die der zweiten etwas später, die der dritten und vierten mittags bzw. gegen Abend zur letzten Ruhe gebettet. | ||
Die Beerdigungen für Bewohner aus dem Ostendorf erfolgten weiter auf dem Kirchhof St. Ludgeri. Hier bedurfte es wegen der Nähe des Platzes zu den Häusern keines Wagens. | Die Beerdigungen für Bewohner aus dem [[Ostendorf (Stadtviertel)|Ostendorf]] erfolgten weiter auf dem Kirchhof [[St. Ludgeri (Helmstedt)|St. Ludgeri]]. Hier bedurfte es wegen der Nähe des Platzes zu den Häusern keines Wagens. | ||
Die Kosten einer Beerdigung betrugen laut einer Aufstellung von [[1839]] in der ersten Klasse ca. 70 bis 80 Taler einschließlich Sarg, in der zweiten 40 bis 50, in der dritten 20 bis 30 und in der vierten 10 bis 15. Wahrscheinlich entfiel bei den beiden letzten Klassen der Sarg, deshalb auch die Befürchtung, Tiere würden den Leichnam aus der Erde wühlen. In der Vorstadt [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] waren die Kosten allerdings geringer, bei den Katholiken waren sie ganz unbedeutend. Sie bestanden dort hauptsächlich aus der Bewirtung der Träger. Träger waren Freunde, Bekannte, Nachbarn, bei verstorbenen Handwerksgesellen waren es stets die Nebengesellen. | Die Kosten einer Beerdigung betrugen laut einer Aufstellung von [[1839]] in der ersten Klasse ca. 70 bis 80 Taler einschließlich Sarg, in der zweiten 40 bis 50, in der dritten 20 bis 30 und in der vierten 10 bis 15. Wahrscheinlich entfiel bei den beiden letzten Klassen der Sarg, deshalb auch die Befürchtung, Tiere würden den Leichnam aus der Erde wühlen. In der Vorstadt [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] waren die Kosten allerdings geringer, bei den Katholiken waren sie ganz unbedeutend. Sie bestanden dort hauptsächlich aus der Bewirtung der Träger. Träger waren Freunde, Bekannte, Nachbarn, bei verstorbenen Handwerksgesellen waren es stets die Nebengesellen. | ||
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Am 2. Juli [[1818]] fand auf dem neuen Friedhof (unserem heutigen „[[Alter Friedhof|Alten Friedhof]]" an der [[Gustav-Steinbrecher-Straße]] in der Nähe der [[Lademann-Realschule]]) die erste Beerdigung statt<ref name="Friedhof und Bestattung in Helmstedt">{{Literatur |Autor=Rudolf Kleinert |Titel=Friedhof und Bestattung in Helmstedt |Ort=Helmstedt |Datum=1976 |ISBN= |Seiten=5 }}</ref>. | Am 2. Juli [[1818]] fand auf dem neuen Friedhof (unserem heutigen „[[Alter Friedhof|Alten Friedhof]]" an der [[Gustav-Steinbrecher-Straße]] in der Nähe der [[Lademann-Realschule]]) die erste Beerdigung statt<ref name="Friedhof und Bestattung in Helmstedt">{{Literatur |Autor=Rudolf Kleinert |Titel=Friedhof und Bestattung in Helmstedt |Ort=Helmstedt |Datum=1976 |ISBN= |Seiten=5 }}</ref>. | ||
Mitte des vergangenen Jahrhunderts war dieser Platz leider schon wieder zu klein geworden. Er wurde 1848 zwar um vier Gartengrundstücke erweitert, aber 1872 wandte sich der Bürgerverein an den Magistrat und beantragte dringend eine Erweiterung des Platzes auf dem Tanzbleek. Der lehnte ab, da dies wegen der Lage und der unregelmäßigen Form nicht zweckmäßig sei. Beabsichtigt sei jedoch, einen Teil eines 60 Morgen großen und zum Kloster Ludgeri gehörenden Grundstücks an der Magdeburger Straße hinter der sogenannten Gennertschen Zuckerraffinerie zu erwerben. Dies geschah dann schon 1872/1873. Es wurden 10 Morgen angekauft. Am 9. September [[1872]] fand dort, auf unserem heutigen Stephani-Friedhof, die erste Beisetzung statt. Der alte Friedhof wurde um die Jahrhundertwende Park. | Mitte des vergangenen Jahrhunderts war dieser Platz leider schon wieder zu klein geworden. Er wurde [[1848]] zwar um vier Gartengrundstücke erweitert, aber [[1872]] wandte sich der Bürgerverein an den Magistrat und beantragte dringend eine Erweiterung des Platzes auf dem [[Alter Friedhof|Tanzbleek]]. Der lehnte ab, da dies wegen der Lage und der unregelmäßigen Form nicht zweckmäßig sei. Beabsichtigt sei jedoch, einen Teil eines 60 Morgen großen und zum [[Kloster St. Ludgeri|Kloster Ludgeri]] gehörenden Grundstücks an der [[Magdeburger Straße]] hinter der sogenannten [[Gennertsche Zuckerraffinerie|Gennertschen Zuckerraffinerie]] zu erwerben. Dies geschah dann schon [[1872]]/[[1873]]. Es wurden 10 Morgen angekauft. Am 9. September [[1872]] fand dort, auf unserem heutigen [[Kirchengemeinde_Georg_Calixt_Helmstedt#St._Stephani_2|Stephani-Friedhof]], die erste Beisetzung statt. Der [[Alter Friedhof|alte Friedhof]] wurde um die Jahrhundertwende Park. | ||
Bereits 1873 wurde auf dem Gelände ein sogenanntes Leichenhaus errichtet „zum Aufbewahren der Gerätschaften des Totengräbers, zur Niederlegung von armen Verunglückten sowie bei etwa ausbrechenden Epidemien als Aufbewahrungsort für Leichen bis zur Beerdigung“. | Bereits [[1873]] wurde auf dem Gelände ein sogenanntes Leichenhaus errichtet „zum Aufbewahren der Gerätschaften des Totengräbers, zur Niederlegung von armen Verunglückten sowie bei etwa ausbrechenden Epidemien als Aufbewahrungsort für Leichen bis zur Beerdigung“. | ||
Sehr wahrscheinlich wurde für den Bau des Leichenhauses der von dem Kreisbaumeister Vibrans gezeichnete | Sehr wahrscheinlich wurde für den Bau des Leichenhauses der von dem Kreisbaumeister Vibrans gezeichnete Riss zugrunde gelegt. Nach dieser Zeichnung war das Gebäude 8,16 m lang und 5,06 m breit, es hatte einen größeren Raum von ca. 26 m² und einen kleineren von 10 m² für die Geräte. Die Baukosten betrugen 570 Taler. Es stand am Platz des heutigen Blumenrondells, das man erreicht, wenn man den Friedhof durch die erste Pforte betritt. Sie stammt im übrigen aus dem Jahre [[1888]]. | ||
Das Leichenhaus diente auch der Aufbahrung der Verstorbenen, deren Angehörige in ihren Räumen so beschränkt waren, | Das Leichenhaus diente auch der Aufbahrung der Verstorbenen, deren Angehörige in ihren Räumen so beschränkt waren, dass sie den Toten nicht „von den Überlebenden vollständig trennen können“. Gebracht wurden die Toten von den Angehörigen selbst oder vom Totengräber gewöhnlich nach 10:00 Uhr abends. Auf Wunsch hielt gegen Bezahlung der Totengräber für die Nacht vor dem Begräbnis die Totenwache. Wurde jemand ohne Totenschein in die Leichenhalle gebracht, so war eine Wache unabdingbar, bis der Tod bescheinigt werden konnte. Gerade in jenen Jahren hatte man viel von Scheintoten gelesen und gehört. | ||
1913 wurde die neue Friedhofskapelle nach einem Entwurf des Professors Dr. Pfeiffer von der Technischen Hochschule Braunschweig gebaut. Die | [[1913]] wurde die neue Friedhofskapelle nach einem Entwurf des Professors Dr. Pfeiffer von der Technischen Hochschule Braunschweig gebaut. Die Alte war zu klein geworden, denn man war nun dazu übergegangen, nicht von den Häusern, sondern von der Kapelle aus die Beerdigung vorzunehmen. Als Ort der Trauerfeier erhielt sie einen kirchlichen Stil mit einem Türmchen mit Glocke. Die Kosten betrugen 26.064 Mark, sie überschritten den Kostenvoranschlag nur um 64 Mark. | ||
Aus | Aus Anlass der Erbauung der neuen Kapelle erschien in der [[Helmstedter Kreisblatt|Helmstedter Zeitung]] die folgende Bekanntmachung: | ||
:''„Die neu erbaute Kapelle auf dem St. Stephani Friedhofe ist fertiggestellt und wird hiermit allen Einwohnern der Stadt zur Benutzung übergeben. Zur Besichtigung ihrer Inneneinrichtung wird sie am Sonntag, dem 1. Juni, und am Sonntag, dem 8. Juni, von morgens 11:00 Uhr bis abends 6:00 Uhr geöffnet sein.'' | :''„Die neu erbaute Kapelle auf dem St. Stephani Friedhofe ist fertiggestellt und wird hiermit allen Einwohnern der Stadt zur Benutzung übergeben. Zur Besichtigung ihrer Inneneinrichtung wird sie am Sonntag, dem 1. Juni, und am Sonntag, dem 8. Juni, von morgens 11:00 Uhr bis abends 6:00 Uhr geöffnet sein.'' | ||
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Der Friedhof wurde von Anfang an von der Kirche verwaltet. Während des letzten Krieges, im September [[1941]], übernahm ihn zwangsweise die Stadt. Am 1. April [[1950]] wurde er jedoch in die Verwaltung der Kirche zurückgegeben<ref name="Friedhof und Bestattung in Helmstedt" />), Der Grund und Boden gehörte aber weiterhin der Stadt. Grundlage der Entscheidung damals war das Gesetz über das Friedhofs- und Bestattungswesen des Landes Braunschweig vom 23. November [[1927]]. Danach hatte eine Gemeinde die Möglichkeit, einen neuen, dann gemeindeeigenen Friedhof anzulegen, sofern der bisherige belegt war. Durch Vereinbarung mit der Kirchengemeinde konnte auch eine bestehende Begräbnisstätte ohne diese Voraussetzung in die kommunale Verwaltung übergehen. | Der Friedhof wurde von Anfang an von der Kirche verwaltet. Während des letzten Krieges, im September [[1941]], übernahm ihn zwangsweise die Stadt. Am 1. April [[1950]] wurde er jedoch in die Verwaltung der Kirche zurückgegeben<ref name="Friedhof und Bestattung in Helmstedt" />), Der Grund und Boden gehörte aber weiterhin der Stadt. Grundlage der Entscheidung damals war das Gesetz über das Friedhofs- und Bestattungswesen des Landes Braunschweig vom 23. November [[1927]]. Danach hatte eine Gemeinde die Möglichkeit, einen neuen, dann gemeindeeigenen Friedhof anzulegen, sofern der bisherige belegt war. Durch Vereinbarung mit der Kirchengemeinde konnte auch eine bestehende Begräbnisstätte ohne diese Voraussetzung in die kommunale Verwaltung übergehen. | ||
An den Begräbnisplatz um die [[St. Stephani ( | An den Begräbnisplatz um die [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani-Kirche]] erinnern heute noch die Grabplatten, die sich außen an dem Gebäude befinden. Schon bald nach der Schließung hatte man einen Teil des Kirchhofes an den Holzhändler Overlach verpachtet, der daraufhin sein Holz dort lagerte. Das alles zeugt von wenig Pietät gegenüber den Verstorbenen. Die Ehrfurcht vor den Gräbem war aber auch vorher nicht sehr verbreitet. Die Grabstelle des bedeutendsten Chirurgen des 18. Jahrhunderts, Professor [[Lorenz Heister|Heister]], der [[1758]] in [[Bornum am Elm|Bornum]] verstorben war, war schon [[1784]] kaum auffindbar. Zwei berühmte italienische Wissenschaftler, Anatom Scarpa und Volta, nach dem die Maßeinheit der elektrischen Spannung, Volt, benannt wurde, besuchten [[Gottfried Christoph Beireis|Beireis]] in jenem Jahr und wollten auch die letzte Ruhestätte dieses großen Mediziners sehen. Erst [[Lorenz von Crell|Professor von Crell]] erinnerte sich der Grabstätte seines Großvaters. Irgendwo fand man dann auch den mit Moos überwachsenen Stein mit der schwer lesbaren Inschrift und damit die letzte Ruhestätte des für die Wissenschaft und für [[Helmstedt]] so bedeutenden Mannes<ref>{{Literatur |Autor=Artur Brüggemann |Titel=Rund um den Juleumsturm |Auflage=2 |Ort=Helmstedt |Datum=1983 |ISBN= |Seiten=86 }}</ref>). Auch die Grabstelle des nicht minder berühmten [[Gottfried Christoph Beireis|Beireis]] ist unbekannt. | ||
Besser erhalten sind die Erinnerungen an Personen, die den Vorzug hatten, innerhalb der [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani-Kirche]] beerdigt zu werden. Wir sehen heute noch in der Kirche die verschiedenen Epitaphe, darunter z. B. das des berühmten Helmstedter Theologen [[Georg Calixt]] ([[Papenberg]] 21), während dagegen sein auf dem Gebiet der Jurisprudenz und der Medizin ebenso bekannter Kollege [[Hermann Conring]] ([[Ziegenmarkt]] 7) in der [[St. Maria und St. Cyriakus (Groß Twülpstedt)|Dorfkirche]] [[Groß Twülpstedt]] – ihm gehörte dort das Gut – in einem Steinsarg seine ewige Ruhe gefunden hat. | Besser erhalten sind die Erinnerungen an Personen, die den Vorzug hatten, innerhalb der [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani-Kirche]] beerdigt zu werden. Wir sehen heute noch in der Kirche die verschiedenen Epitaphe, darunter z. B. das des berühmten Helmstedter Theologen [[Georg Calixt]] ([[Papenberg]] 21), während dagegen sein auf dem Gebiet der Jurisprudenz und der Medizin ebenso bekannter Kollege [[Hermann Conring]] ([[Ziegenmarkt]] 7) in der [[St. Maria und St. Cyriakus (Groß Twülpstedt)|Dorfkirche]] [[Groß Twülpstedt]] – ihm gehörte dort das Gut – in einem Steinsarg seine ewige Ruhe gefunden hat. | ||
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Der [[Helmstedt]]er Theologieprofessor [[Justus Christoph Böhmer|Justus Christoph Boehmer]] ([[1670]] bis [[1732]], in [[Helmstedt]] von [[1698]] bis [[1727]]) hat in einem Druck die bis dahin bekannten Grabstätten festgehalten. In der [[St. Stephani (Helmstedt)|Kirche St. Stephani]] befanden sich danach [[1710]] sehr viele Grabmäler, von denen heute noch 43 offenkundig nachgewiesen sind<ref>{{Literatur |Autor=Hans Adolf Schultz |Titel=[https://leopard.tu-braunschweig.de/rsc/viewer/dbbs_derivate_00043182/Ha-308-49.pdf?page=114&logicalDiv=-513818592 Die Grabmale in braunschweigischen Kirchen – St. Stephani-Kirche in Helmstedt] |Sammelwerk=Braunschweigische Heimat |Band=49 |Datum=1963 |Seiten=100–108 }}</ref>). Auch in der [[St. Marienberg (Helmstedt)|Marienberger Kirche]] befanden und befinden sich heute noch einige Grabsteine, gegenüber [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani]] jedoch weniger. Böhmer hat 25 aufgelistet. Wir finden das Epitaph der Frau des Amtmanns Köhler, verstorben [[1711]], gleich von an der Südseite, und in der Turmkapelle rechts das der Domina Catharina Ursula Cuno, Tochter eines Helmstedter [[Franz Cuno|Bürgermeisters]], verstorben am 15. Oktober [[1724]]. Das Epitaph entstammt der Werkstatt des [[Helmstedt]]er Künstlers [[Michael Helwig]], [[Kybitzstraße]] 25. In der linken Turmkapelle hat [[Hermann von der Hardt]], Propst von [[1698]] bis zu seinem Tode [[1746]] und zugleich Professor an der [[Universität Helmstedt|Universität]], die letzte Ruhe gefunden. An weitere Begräbnisse in alter Zeit erinnern die Epitaphe im Kreuzgang, und bis in unsere Zeit hinein wird für die Klosterbewohner der Innenhof als Begräbnisstätte genutzt. Für [[St. Walpurgis (Helmstedt)|St. Walpurgis]] sind auch über [[1710]] hinaus insgesamt 28 Begräbnisse in der Kirche, zum Teil in einem Gewölbe, festgestellt. | Der [[Helmstedt]]er Theologieprofessor [[Justus Christoph Böhmer|Justus Christoph Boehmer]] ([[1670]] bis [[1732]], in [[Helmstedt]] von [[1698]] bis [[1727]]) hat in einem Druck die bis dahin bekannten Grabstätten festgehalten. In der [[St. Stephani (Helmstedt)|Kirche St. Stephani]] befanden sich danach [[1710]] sehr viele Grabmäler, von denen heute noch 43 offenkundig nachgewiesen sind<ref>{{Literatur |Autor=Hans Adolf Schultz |Titel=[https://leopard.tu-braunschweig.de/rsc/viewer/dbbs_derivate_00043182/Ha-308-49.pdf?page=114&logicalDiv=-513818592 Die Grabmale in braunschweigischen Kirchen – St. Stephani-Kirche in Helmstedt] |Sammelwerk=Braunschweigische Heimat |Band=49 |Datum=1963 |Seiten=100–108 }}</ref>). Auch in der [[St. Marienberg (Helmstedt)|Marienberger Kirche]] befanden und befinden sich heute noch einige Grabsteine, gegenüber [[St. Stephani (Helmstedt)|Stephani]] jedoch weniger. Böhmer hat 25 aufgelistet. Wir finden das Epitaph der Frau des Amtmanns Köhler, verstorben [[1711]], gleich von an der Südseite, und in der Turmkapelle rechts das der Domina Catharina Ursula Cuno, Tochter eines Helmstedter [[Franz Cuno|Bürgermeisters]], verstorben am 15. Oktober [[1724]]. Das Epitaph entstammt der Werkstatt des [[Helmstedt]]er Künstlers [[Michael Helwig]], [[Kybitzstraße]] 25. In der linken Turmkapelle hat [[Hermann von der Hardt]], Propst von [[1698]] bis zu seinem Tode [[1746]] und zugleich Professor an der [[Universität Helmstedt|Universität]], die letzte Ruhe gefunden. An weitere Begräbnisse in alter Zeit erinnern die Epitaphe im Kreuzgang, und bis in unsere Zeit hinein wird für die Klosterbewohner der Innenhof als Begräbnisstätte genutzt. Für [[St. Walpurgis (Helmstedt)|St. Walpurgis]] sind auch über [[1710]] hinaus insgesamt 28 Begräbnisse in der Kirche, zum Teil in einem Gewölbe, festgestellt. | ||
Aber nicht immer sicherte das Begräbnis in einer Kirche die Erinnerung auf ewig. In der [[Augustiner-Eremiten-Kloster|Collegienkirche]] am [[ | Aber nicht immer sicherte das Begräbnis in einer Kirche die Erinnerung auf ewig. In der [[Augustiner-Eremiten-Kloster|Collegienkirche]] am [[Markt]]/Ecke [[Neumärker Straße]] haben mindestens 35 Beisetzungen stattgefunden. Studenten, Professoren wie auch deren Angehörige liegen dort begraben. Die erste Beerdigung fand [[1705]], die letzte am 24. April [[1808]] statt. Der Universitätsquästor [[Ludwig Julius Urban Franckenfeld]] wurde am 30. Mai [[1776]] in einem Gewölbe in der [[Augustiner-Eremiten-Kloster|Universitätskirche]] beigesetzt - NSAW 1 Kb 609, S. 464. Mit Schließung der [[Universität Helmstedt|Universität]] verlor diese Kirche ihre eigentliche Aufgabe. Die Orgel soll [[1810]] in die Kirche St. Marienberg, das Gestühl in das [[Juleum]] und die Glocke in das Landesmuseum nach Braunschweig gekommen sein. Die Gruft mit den 35 Helmstedter Universitätsangehörigen wurde zugeworfen. Aus einer Akte aus dem vorigen Jahrhundert konnte ich ersehen, dass sich jemand darüber beschwerte, dass Arbeiter sich gegenseitig mit den Schädeln der dort Bestatteten bewarfen. | ||
Der größte Friedhof außerhalb der eigentlichen [[Stadtmauer]]n war der der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] um Kirche und Kloster [[St. Marienberg (Helmstedt)|St. Marienberg]]. Noch vor einigen Jahrzehnten konnte man dort einige Grabstellen an den Eisenkreuzen erkennen. Erhalten geblieben ist nur noch das der Christiane Louise Weigel am Eingang des Kirchhofs. Das Kreuz ist ziemlich verwittert, der Name ist noch lesbar, das Todesjahr, [[1864]], ist nur noch aus den Akten zu ermitteln. Auf der Rückseite kann man den Satz: „Sanft ruhe ihre Asche“ gerade noch entziffern. | Der größte Friedhof außerhalb der eigentlichen [[Stadtmauer (Helmstedt)|Stadtmauer]]n war der der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] um Kirche und Kloster [[St. Marienberg (Helmstedt)|St. Marienberg]]. Noch vor einigen Jahrzehnten konnte man dort einige Grabstellen an den Eisenkreuzen erkennen. Erhalten geblieben ist nur noch das der Christiane Louise Weigel am Eingang des Kirchhofs. Das Kreuz ist ziemlich verwittert, der Name ist noch lesbar, das Todesjahr, [[1864]], ist nur noch aus den Akten zu ermitteln. Auf der Rückseite kann man den Satz: „Sanft ruhe ihre Asche“ gerade noch entziffern. | ||
Dagegen sind von unserem „[[Alter Friedhof|Alten Friedhof]]“ an der [[Gustav-Steinbrecher-Straße]] sämtliche Grabmonumente verschwunden. Noch im letzten Weltkrieg erinnerte mancher Stein an die eigentliche Nutzung dieser Anlage. Mit dem Einzug der Amerikaner wurde der „[[Alter Friedhof|Alte Friedhof]]“ Abstell- und Übungsplatz für Panzer und Lkw. Er wurde uns in einem verwüsteten Zustand zurückgegeben. Seitdem gibt es dort keine Erinnerung mehr an die Toten des vorigen Jahrhunderts. | Dagegen sind von unserem „[[Alter Friedhof|Alten Friedhof]]“ an der [[Gustav-Steinbrecher-Straße]] sämtliche Grabmonumente verschwunden. Noch im letzten Weltkrieg erinnerte mancher Stein an die eigentliche Nutzung dieser Anlage. Mit dem Einzug der Amerikaner wurde der „[[Alter Friedhof|Alte Friedhof]]“ Abstell- und Übungsplatz für Panzer und Lkw. Er wurde uns in einem verwüsteten Zustand zurückgegeben. Seitdem gibt es dort keine Erinnerung mehr an die Toten des vorigen Jahrhunderts. | ||
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[[1871]] war der Friedhof um die [[St. Marienberg (Helmstedt)|Marienberger Kirche]] nahezu belegt, obwohl man ihn [[1847]] noch einmal hatte erweitern können. Es kam [[1872]] zu einem Ankauf von zwei Morgen Land am [[Pastorenweg]] „Auf der Klappe". [[1873]] gab es dort die erste Beerdigung, auch die erste Leichenhalle wurde in jenem Jahr für 215 Taler errichtet. [[1896]] kaufte die Stadt weitere vier Morgen, nunmehr rechts vom [[Pastorenweg]] an, obwohl Probebohrungen ergeben hatten, dass in den Gruben Wasser stand. [[1929]] hatte die alte Friedhofskapelle ausgedient, eine neue und heute noch bestehende wurde gebaut<ref>{{Literatur |Autor=Rudolf Kleinert |Titel=Friedhof und Bestattung in Helmstedt |Ort=Helmstedt |Datum=1976 |ISBN= |Seiten=11–12 }}</ref>). | [[1871]] war der Friedhof um die [[St. Marienberg (Helmstedt)|Marienberger Kirche]] nahezu belegt, obwohl man ihn [[1847]] noch einmal hatte erweitern können. Es kam [[1872]] zu einem Ankauf von zwei Morgen Land am [[Pastorenweg]] „Auf der Klappe". [[1873]] gab es dort die erste Beerdigung, auch die erste Leichenhalle wurde in jenem Jahr für 215 Taler errichtet. [[1896]] kaufte die Stadt weitere vier Morgen, nunmehr rechts vom [[Pastorenweg]] an, obwohl Probebohrungen ergeben hatten, dass in den Gruben Wasser stand. [[1929]] hatte die alte Friedhofskapelle ausgedient, eine neue und heute noch bestehende wurde gebaut<ref>{{Literatur |Autor=Rudolf Kleinert |Titel=Friedhof und Bestattung in Helmstedt |Ort=Helmstedt |Datum=1976 |ISBN= |Seiten=11–12 }}</ref>). | ||
Der Friedhof der katholischen [[ | Der Friedhof der katholischen [[Pfarrgemeinde St. Ludgeri|St.-Ludgeri-Gemeinde]] befand sich ebenfalls unmittelbar an der Kirche. Hier wurde bis [[1838]] beerdigt. Damals zählte die Gemeinde etwa 250 Seelen, heute sind es 4.000. Dann wich man auf ein Gartengrundstück Ecke [[Magdeburger Tor]]/[[Harbker Weg]] aus. Am 20. Mai [[1838]] war dort die erste Beerdigung. [[1888]] war dieser Friedhof nahezu belegt. Zunächst beabsichtigte man deshalb, das Gelände zwischen dem [[Magdeburger Tor]] und dem [[Tangermühlenweg]] gegenüber dem heutigen [[Arbeitsamt Helmstedt|Arbeitsamt]] anzukaufen. Schließlich entschied man sich für ein Gelände unmittelbar am Stephani-Friedhof. Der katholischen Kirchengemeinde wurde deshalb eine Fläche von einem Morgen dort überlassen, wo sich heute noch ihr Friedhof befindet. Auf der alten Stätte am [[Harbker Weg]] befindet sich heute ein katholischer Kindergarten. | ||
Ein weiterer, aber schon seit 100 Jahren nicht mehr benutzter Friedhof befand sich an der heutigen [[Juliusstraße]] auf dem freien Gelände zum [[Batteriewall]] hin. Er diente den Bewohnern des [[Georgienhof]]es als Begräbnisstelle. Die vielen [[Helmstedt]]ern noch unter dem Namen [[Jürgenhof]] bekannten Gebäude wurden im Dezember [[1968]] abgerissen. Sie standen an der Südseite des [[Harsleber Torstraße|Harsleber Tor]]es. Ursprünglich war dieser Hof ein Spital, in dem Aussätzige, also Menschen mit einer ansteckenden Krankheit lebten. Zu dem Bereich gehörte auch die [[St. Georgskapelle|Georgskapelle]] [[Neumärker Straße]]/[[Juliusstraße]] (heute Juweliergeschäft). | Ein weiterer, aber schon seit 100 Jahren nicht mehr benutzter Friedhof befand sich an der heutigen [[Juliusstraße]] auf dem freien Gelände zum [[Batteriewall]] hin. Er diente den Bewohnern des [[Georgienhof]]es als Begräbnisstelle. Die vielen [[Helmstedt]]ern noch unter dem Namen [[Jürgenhof]] bekannten Gebäude wurden im Dezember [[1968]] abgerissen. Sie standen an der Südseite des [[Harsleber Torstraße|Harsleber Tor]]es. Ursprünglich war dieser Hof ein Spital, in dem Aussätzige, also Menschen mit einer ansteckenden Krankheit lebten. Zu dem Bereich gehörte auch die [[St. Georgskapelle|Georgskapelle]] [[Neumärker Straße]]/[[Juliusstraße]] (heute Juweliergeschäft). | ||
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Aber auch innerhalb der [[St. Walpurgis (Helmstedt)|Kirche]] befinden sich Gräber. [[Robert Schaper]] hat in einer privaten Aufzeichnung allein 28 aufgelistet. Nicht dort, aber auf dem eigentlichen Kirchhof kam auch mancher zur letzten Ruhe, der unverschuldet tödliches Opfer einer strafbaren Handlung geworden war. So wurde am 1. Mai [[1636]] Christoph Müller auf dem Walpurgis-Kirchhof begraben. Ihn hatten, es war im Dreißigjährigen Krieg, „zwei Soldaten gehauen und gestochen, das er also bald tot bleiben und folgend dienstags am 3. Mai auf St. Walpurgis Kirchof begraben“ (so das Kirchenbuch). Am 9. Februar [[1644]] wurde dort ein Henning auf dem [[Löwenbleek]] in der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] (heute [[Braunschweiger Straße]] 32, Herberge zur Heimat) so auf den Kopf geschlagen, dass er tödlich verletzt wurde. Wenige Wochen später wurde vor dem „[[Lüdersches Thor|Lüderschen Thor]]" ([[Ludgeritor]]) Henning Kiene erschlagen und ebenfalls auf St. Walpurgis bestattet. Ein Jahr später war es jemand, der sich „bei dem brauen im heißen Wasser verbrannt“ hatte. Am 25. Februar [[1654]] wurde ein Kind begraben „bei den alten Fleischscharren, des morgens, funden worden, ist gewesen, eben als es vom Mutterleibe kommen, … von der Rabenmutter hat man nichts erfahren können.“ [[1657]] brachte eine Mutter ihr nichteheliches Kind dadurch um, dass sie „dem Kinde mit dem Daumen die Kehle eingedrückt“. Die Mutter wurde im [[Sternberger Teich|Nordertorteich]] ersäuft und danach anatomiert, das Kind auf St.-Walpurgis beerdigt. | Aber auch innerhalb der [[St. Walpurgis (Helmstedt)|Kirche]] befinden sich Gräber. [[Robert Schaper]] hat in einer privaten Aufzeichnung allein 28 aufgelistet. Nicht dort, aber auf dem eigentlichen Kirchhof kam auch mancher zur letzten Ruhe, der unverschuldet tödliches Opfer einer strafbaren Handlung geworden war. So wurde am 1. Mai [[1636]] Christoph Müller auf dem Walpurgis-Kirchhof begraben. Ihn hatten, es war im Dreißigjährigen Krieg, „zwei Soldaten gehauen und gestochen, das er also bald tot bleiben und folgend dienstags am 3. Mai auf St. Walpurgis Kirchof begraben“ (so das Kirchenbuch). Am 9. Februar [[1644]] wurde dort ein Henning auf dem [[Löwenbleek]] in der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] (heute [[Braunschweiger Straße]] 32, Herberge zur Heimat) so auf den Kopf geschlagen, dass er tödlich verletzt wurde. Wenige Wochen später wurde vor dem „[[Lüdersches Thor|Lüderschen Thor]]" ([[Ludgeritor]]) Henning Kiene erschlagen und ebenfalls auf St. Walpurgis bestattet. Ein Jahr später war es jemand, der sich „bei dem brauen im heißen Wasser verbrannt“ hatte. Am 25. Februar [[1654]] wurde ein Kind begraben „bei den alten Fleischscharren, des morgens, funden worden, ist gewesen, eben als es vom Mutterleibe kommen, … von der Rabenmutter hat man nichts erfahren können.“ [[1657]] brachte eine Mutter ihr nichteheliches Kind dadurch um, dass sie „dem Kinde mit dem Daumen die Kehle eingedrückt“. Die Mutter wurde im [[Sternberger Teich|Nordertorteich]] ersäuft und danach anatomiert, das Kind auf St.-Walpurgis beerdigt. | ||
Auch Selbstmörder fanden dort ihre letzte Ruhe, so die Dienstmagd Margaretha. Sie war am 17. Oktober [[1674]] um 5:00 Uhr morgens in einen Brunnen gesprungen und hatte sich so das Leben genommen. Ihre letzte Ruhe fand sie auf Walpurgis „wobei ein wenig geläutet und gesungen wurde, (aber ohne Beisein eines Predigers)“. „Sine lux sine crux“ (ohne Licht, also bei Dunkelheit, oder ohne Kerzen, ohne Kreuz) wurde am 5. Februar [[1652]] G. Beseken, Verwalter des Klosters „Unserer Lieben Frauen auf dem Berge“ (Marienberg) „bei der Feldvogtei, außerhalb des Kirchhofes an der Mauer“ beerdigt. Er hatte sich vier Tage vorher in seiner Kammer erschossen. Die Feldvogtei war im Hause [[Braunschweiger Tor]] Nr. 4. Es zeigt heute noch über dem Eingang mit dem Pferd das sogenannte kleine herzoglich braunschweigische Wappen des Fürstentums (siehe dazu das Kapitel „[[Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt#Das Helmstedter Stadtwappen|Das Helmstedter Stadtwappen]]“). | Auch Selbstmörder fanden dort ihre letzte Ruhe, so die Dienstmagd Margaretha. Sie war am 17. Oktober [[1674]] um 5:00 Uhr morgens in einen Brunnen gesprungen und hatte sich so das Leben genommen. Ihre letzte Ruhe fand sie auf Walpurgis „wobei ein wenig geläutet und gesungen wurde, (aber ohne Beisein eines Predigers)“. „Sine lux sine crux“ (ohne Licht, also bei Dunkelheit, oder ohne Kerzen, ohne Kreuz) wurde am 5. Februar [[1652]] G. Beseken, Verwalter des Klosters „Unserer Lieben Frauen auf dem Berge“ (Marienberg) „bei der Feldvogtei, außerhalb des Kirchhofes an der Mauer“ beerdigt. Er hatte sich vier Tage vorher in seiner Kammer erschossen. Die Feldvogtei war im Hause [[Braunschweiger Tor]] Nr. 4. Es zeigt heute noch über dem Eingang mit dem Pferd das sogenannte kleine herzoglich braunschweigische Wappen des Fürstentums (siehe dazu das Kapitel „[[Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt#Das Helmstedter Stadtwappen (S. 99–100)|Das Helmstedter Stadtwappen]]“). | ||
Ebenfalls ohne Sang und Klang wurde eine Bedienstete der [[Universitätsapotheke]] am 26. Oktober [[1679]] an der Mauer auf dem St.-Walpurgis-Kirchhof beigesetzt, sie hatte „das Unmuth Ratzenpulver zu sich genommen“ (Rattenpulver). Dass es in diesen bedauerlichen Fällen auch anders gehen konnte, zeigt die Eintragung unter dem 5. März [[1697]]. Die Ehefrau des Daniel Kleiberg hatte ebenfalls Rattenpulver eingenommen und war drei Tage später daran gestorben. „Ist dennoch auf gnädigste Verordnung des Geh. Fürstlich. Consist. auf St. Stephani-Kirchhof nahe der [[Stadtmauer]], bei der Kalkkuhle begraben.“ Beim Leichenbegängnis wurde gesungen: „Erbarm Dich mein“, und in der Kirche wurde eine Trauerpredigt gehalten, die mit dem Segen geschlossen wurde. | Ebenfalls ohne Sang und Klang wurde eine Bedienstete der [[Universitätsapotheke]] am 26. Oktober [[1679]] an der Mauer auf dem St.-Walpurgis-Kirchhof beigesetzt, sie hatte „das Unmuth Ratzenpulver zu sich genommen“ (Rattenpulver). Dass es in diesen bedauerlichen Fällen auch anders gehen konnte, zeigt die Eintragung unter dem 5. März [[1697]]. Die Ehefrau des Daniel Kleiberg hatte ebenfalls Rattenpulver eingenommen und war drei Tage später daran gestorben. „Ist dennoch auf gnädigste Verordnung des Geh. Fürstlich. Consist. auf St. Stephani-Kirchhof nahe der [[Stadtmauer (Helmstedt)|Stadtmauer]], bei der Kalkkuhle begraben.“ Beim Leichenbegängnis wurde gesungen: „Erbarm Dich mein“, und in der Kirche wurde eine Trauerpredigt gehalten, die mit dem Segen geschlossen wurde. | ||
Trösten wir uns damit, dass vor Gott alle Menschen gleich sind und dass er auch den Sündern, denen die Kirche auf ihrem letzten Wege den Beistand verweigern zu müssen glaubte, seine Gnade erwiesen haben wird. | Trösten wir uns damit, dass vor Gott alle Menschen gleich sind und dass er auch den Sündern, denen die Kirche auf ihrem letzten Wege den Beistand verweigern zu müssen glaubte, seine Gnade erwiesen haben wird. | ||
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