Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt''' ist eine Chronik über [[Helmstedt]] von [[Hans-Ehrhard Müller]] aus dem Jahr [[1999]]. Dieser Artikel hat das Ziel, die gesamte Chronik als enzyklopädischen Artikel abzubilden und wird lediglich an die neue Rechtschreibung angepasst. | '''Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt''' ist eine Chronik über [[Helmstedt]] von [[Hans-Ehrhard Müller]] aus dem Jahr [[1999]]. Dieser Artikel hat das Ziel, die gesamte Chronik als enzyklopädischen Artikel abzubilden und wird lediglich an die neue Rechtschreibung angepasst. | ||
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Um die letzte Jahrhundertwende wünschte man die offizielle Genehmigung eines Wappens durch den Herzog. So musste man sich zunächst über ein Motiv einigen. In Frage kamen die beiden „Löffel“, d. h. die Krummstäbe, oder der Heilige Ludger. Man dachte aber auch über ein ganz neues Motiv nach. Zunächst jedoch versuchte man, eine offizielle Stadtfarbe einzuführen. Der Archivrat Dr. Paul Zimmermann, der deshalb vom Rat angeschrieben wurde, stellte aus der Geschichte der Stadt und insbesondere aus den überlieferten Symbolen der beiden Ludgeri Klöster in [[Helmstedt]] und Werden die dominierenden Farben Blau und Weiß heraus und empfahl sie als Stadtfarben. Der Rat entsprach diesem Vorschlag. „Blau-Weiß“ wurden somit die [[Helmstedt]]er Farben, sie sind es bis heute geblieben. Im übrigen zeigte sich das „Pferd“ am Stadthaus in „Weiß“ auf blauem Grund. Der braunschweigische Geschichtsverein hat Anfang unseres Jahrhunderts einmal festgestellt, die eigentlichen [[Helmstedt]]er Farben seien „Rot-Gold“. Diese Feststellung führt zu dem „Löffel-Bild" zurück, es zeigt nämlich die beiden Abtstäbe „golden“ und den Hintergrund „rot“. | Um die letzte Jahrhundertwende wünschte man die offizielle Genehmigung eines Wappens durch den Herzog. So musste man sich zunächst über ein Motiv einigen. In Frage kamen die beiden „Löffel“, d. h. die Krummstäbe, oder der Heilige Ludger. Man dachte aber auch über ein ganz neues Motiv nach. Zunächst jedoch versuchte man, eine offizielle Stadtfarbe einzuführen. Der Archivrat Dr. Paul Zimmermann, der deshalb vom Rat angeschrieben wurde, stellte aus der Geschichte der Stadt und insbesondere aus den überlieferten Symbolen der beiden Ludgeri Klöster in [[Helmstedt]] und Werden die dominierenden Farben Blau und Weiß heraus und empfahl sie als Stadtfarben. Der Rat entsprach diesem Vorschlag. „Blau-Weiß“ wurden somit die [[Helmstedt]]er Farben, sie sind es bis heute geblieben. Im übrigen zeigte sich das „Pferd“ am Stadthaus in „Weiß“ auf blauem Grund. Der braunschweigische Geschichtsverein hat Anfang unseres Jahrhunderts einmal festgestellt, die eigentlichen [[Helmstedt]]er Farben seien „Rot-Gold“. Diese Feststellung führt zu dem „Löffel-Bild" zurück, es zeigt nämlich die beiden Abtstäbe „golden“ und den Hintergrund „rot“. | ||
Mit der Wahl von „Blau-Weiß“ als [[Helmstedt]]er Farben war auch die Entscheidung hinsichtlich des Wappens gefallen: Der Heilige Ludgerus mit der [[Stadtmauer]] und dem Heiligen Buch sollte das Symbol unserer Stadt werden. | Mit der Wahl von „Blau-Weiß“ als [[Helmstedt]]er Farben war auch die Entscheidung hinsichtlich des Wappens gefallen: Der Heilige Ludgerus mit der [[Stadtmauer (Helmstedt)|Stadtmauer]] und dem Heiligen Buch sollte das Symbol unserer Stadt werden. | ||
Durch Erlass vom 25. Mai [[1900]] genehmigte „Seine Königliche Hoheit, Albrecht von Preußen, Regent des Herzogs“ das Wappen der Stadt [[Helmstedt]] in der heutigen Form. Es zeigt auf blauem Hintergrund die Figur des Heiligen Ludgerus, teilweise in weiß gehalten und umgeben von Mauerwerk, das ebenfalls in weißer Farbe dargestellt wird, mit dem Heiligen Buch. Aber auch die eigentlichen [[Helmstedt]]er Stadtfarben finden wir in der Darstellung wieder. Die Kasel ist rot, Buch, Abt, Stab und Heiligenschein sind golden gehalten. | Durch Erlass vom 25. Mai [[1900]] genehmigte „Seine Königliche Hoheit, Albrecht von Preußen, Regent des Herzogs“ das Wappen der Stadt [[Helmstedt]] in der heutigen Form. Es zeigt auf blauem Hintergrund die Figur des Heiligen Ludgerus, teilweise in weiß gehalten und umgeben von Mauerwerk, das ebenfalls in weißer Farbe dargestellt wird, mit dem Heiligen Buch. Aber auch die eigentlichen [[Helmstedt]]er Stadtfarben finden wir in der Darstellung wieder. Die Kasel ist rot, Buch, Abt, Stab und Heiligenschein sind golden gehalten. | ||
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Aber nicht immer sicherte das Begräbnis in einer Kirche die Erinnerung auf ewig. In der [[Augustiner-Eremiten-Kloster|Collegienkirche]] am [[Markt]]/Ecke [[Neumärker Straße]] haben mindestens 35 Beisetzungen stattgefunden. Studenten, Professoren wie auch deren Angehörige liegen dort begraben. Die erste Beerdigung fand [[1705]], die letzte am 24. April [[1808]] statt. Der Universitätsquästor [[Ludwig Julius Urban Franckenfeld]] wurde am 30. Mai [[1776]] in einem Gewölbe in der [[Augustiner-Eremiten-Kloster|Universitätskirche]] beigesetzt - NSAW 1 Kb 609, S. 464. Mit Schließung der [[Universität Helmstedt|Universität]] verlor diese Kirche ihre eigentliche Aufgabe. Die Orgel soll [[1810]] in die Kirche St. Marienberg, das Gestühl in das [[Juleum]] und die Glocke in das Landesmuseum nach Braunschweig gekommen sein. Die Gruft mit den 35 Helmstedter Universitätsangehörigen wurde zugeworfen. Aus einer Akte aus dem vorigen Jahrhundert konnte ich ersehen, dass sich jemand darüber beschwerte, dass Arbeiter sich gegenseitig mit den Schädeln der dort Bestatteten bewarfen. | Aber nicht immer sicherte das Begräbnis in einer Kirche die Erinnerung auf ewig. In der [[Augustiner-Eremiten-Kloster|Collegienkirche]] am [[Markt]]/Ecke [[Neumärker Straße]] haben mindestens 35 Beisetzungen stattgefunden. Studenten, Professoren wie auch deren Angehörige liegen dort begraben. Die erste Beerdigung fand [[1705]], die letzte am 24. April [[1808]] statt. Der Universitätsquästor [[Ludwig Julius Urban Franckenfeld]] wurde am 30. Mai [[1776]] in einem Gewölbe in der [[Augustiner-Eremiten-Kloster|Universitätskirche]] beigesetzt - NSAW 1 Kb 609, S. 464. Mit Schließung der [[Universität Helmstedt|Universität]] verlor diese Kirche ihre eigentliche Aufgabe. Die Orgel soll [[1810]] in die Kirche St. Marienberg, das Gestühl in das [[Juleum]] und die Glocke in das Landesmuseum nach Braunschweig gekommen sein. Die Gruft mit den 35 Helmstedter Universitätsangehörigen wurde zugeworfen. Aus einer Akte aus dem vorigen Jahrhundert konnte ich ersehen, dass sich jemand darüber beschwerte, dass Arbeiter sich gegenseitig mit den Schädeln der dort Bestatteten bewarfen. | ||
Der größte Friedhof außerhalb der eigentlichen [[Stadtmauer]]n war der der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] um Kirche und Kloster [[St. Marienberg (Helmstedt)|St. Marienberg]]. Noch vor einigen Jahrzehnten konnte man dort einige Grabstellen an den Eisenkreuzen erkennen. Erhalten geblieben ist nur noch das der Christiane Louise Weigel am Eingang des Kirchhofs. Das Kreuz ist ziemlich verwittert, der Name ist noch lesbar, das Todesjahr, [[1864]], ist nur noch aus den Akten zu ermitteln. Auf der Rückseite kann man den Satz: „Sanft ruhe ihre Asche“ gerade noch entziffern. | Der größte Friedhof außerhalb der eigentlichen [[Stadtmauer (Helmstedt)|Stadtmauer]]n war der der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] um Kirche und Kloster [[St. Marienberg (Helmstedt)|St. Marienberg]]. Noch vor einigen Jahrzehnten konnte man dort einige Grabstellen an den Eisenkreuzen erkennen. Erhalten geblieben ist nur noch das der Christiane Louise Weigel am Eingang des Kirchhofs. Das Kreuz ist ziemlich verwittert, der Name ist noch lesbar, das Todesjahr, [[1864]], ist nur noch aus den Akten zu ermitteln. Auf der Rückseite kann man den Satz: „Sanft ruhe ihre Asche“ gerade noch entziffern. | ||
Dagegen sind von unserem „[[Alter Friedhof|Alten Friedhof]]“ an der [[Gustav-Steinbrecher-Straße]] sämtliche Grabmonumente verschwunden. Noch im letzten Weltkrieg erinnerte mancher Stein an die eigentliche Nutzung dieser Anlage. Mit dem Einzug der Amerikaner wurde der „[[Alter Friedhof|Alte Friedhof]]“ Abstell- und Übungsplatz für Panzer und Lkw. Er wurde uns in einem verwüsteten Zustand zurückgegeben. Seitdem gibt es dort keine Erinnerung mehr an die Toten des vorigen Jahrhunderts. | Dagegen sind von unserem „[[Alter Friedhof|Alten Friedhof]]“ an der [[Gustav-Steinbrecher-Straße]] sämtliche Grabmonumente verschwunden. Noch im letzten Weltkrieg erinnerte mancher Stein an die eigentliche Nutzung dieser Anlage. Mit dem Einzug der Amerikaner wurde der „[[Alter Friedhof|Alte Friedhof]]“ Abstell- und Übungsplatz für Panzer und Lkw. Er wurde uns in einem verwüsteten Zustand zurückgegeben. Seitdem gibt es dort keine Erinnerung mehr an die Toten des vorigen Jahrhunderts. | ||
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Auch Selbstmörder fanden dort ihre letzte Ruhe, so die Dienstmagd Margaretha. Sie war am 17. Oktober [[1674]] um 5:00 Uhr morgens in einen Brunnen gesprungen und hatte sich so das Leben genommen. Ihre letzte Ruhe fand sie auf Walpurgis „wobei ein wenig geläutet und gesungen wurde, (aber ohne Beisein eines Predigers)“. „Sine lux sine crux“ (ohne Licht, also bei Dunkelheit, oder ohne Kerzen, ohne Kreuz) wurde am 5. Februar [[1652]] G. Beseken, Verwalter des Klosters „Unserer Lieben Frauen auf dem Berge“ (Marienberg) „bei der Feldvogtei, außerhalb des Kirchhofes an der Mauer“ beerdigt. Er hatte sich vier Tage vorher in seiner Kammer erschossen. Die Feldvogtei war im Hause [[Braunschweiger Tor]] Nr. 4. Es zeigt heute noch über dem Eingang mit dem Pferd das sogenannte kleine herzoglich braunschweigische Wappen des Fürstentums (siehe dazu das Kapitel „[[Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt#Das Helmstedter Stadtwappen (S. 99–100)|Das Helmstedter Stadtwappen]]“). | Auch Selbstmörder fanden dort ihre letzte Ruhe, so die Dienstmagd Margaretha. Sie war am 17. Oktober [[1674]] um 5:00 Uhr morgens in einen Brunnen gesprungen und hatte sich so das Leben genommen. Ihre letzte Ruhe fand sie auf Walpurgis „wobei ein wenig geläutet und gesungen wurde, (aber ohne Beisein eines Predigers)“. „Sine lux sine crux“ (ohne Licht, also bei Dunkelheit, oder ohne Kerzen, ohne Kreuz) wurde am 5. Februar [[1652]] G. Beseken, Verwalter des Klosters „Unserer Lieben Frauen auf dem Berge“ (Marienberg) „bei der Feldvogtei, außerhalb des Kirchhofes an der Mauer“ beerdigt. Er hatte sich vier Tage vorher in seiner Kammer erschossen. Die Feldvogtei war im Hause [[Braunschweiger Tor]] Nr. 4. Es zeigt heute noch über dem Eingang mit dem Pferd das sogenannte kleine herzoglich braunschweigische Wappen des Fürstentums (siehe dazu das Kapitel „[[Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt#Das Helmstedter Stadtwappen (S. 99–100)|Das Helmstedter Stadtwappen]]“). | ||
Ebenfalls ohne Sang und Klang wurde eine Bedienstete der [[Universitätsapotheke]] am 26. Oktober [[1679]] an der Mauer auf dem St.-Walpurgis-Kirchhof beigesetzt, sie hatte „das Unmuth Ratzenpulver zu sich genommen“ (Rattenpulver). Dass es in diesen bedauerlichen Fällen auch anders gehen konnte, zeigt die Eintragung unter dem 5. März [[1697]]. Die Ehefrau des Daniel Kleiberg hatte ebenfalls Rattenpulver eingenommen und war drei Tage später daran gestorben. „Ist dennoch auf gnädigste Verordnung des Geh. Fürstlich. Consist. auf St. Stephani-Kirchhof nahe der [[Stadtmauer]], bei der Kalkkuhle begraben.“ Beim Leichenbegängnis wurde gesungen: „Erbarm Dich mein“, und in der Kirche wurde eine Trauerpredigt gehalten, die mit dem Segen geschlossen wurde. | Ebenfalls ohne Sang und Klang wurde eine Bedienstete der [[Universitätsapotheke]] am 26. Oktober [[1679]] an der Mauer auf dem St.-Walpurgis-Kirchhof beigesetzt, sie hatte „das Unmuth Ratzenpulver zu sich genommen“ (Rattenpulver). Dass es in diesen bedauerlichen Fällen auch anders gehen konnte, zeigt die Eintragung unter dem 5. März [[1697]]. Die Ehefrau des Daniel Kleiberg hatte ebenfalls Rattenpulver eingenommen und war drei Tage später daran gestorben. „Ist dennoch auf gnädigste Verordnung des Geh. Fürstlich. Consist. auf St. Stephani-Kirchhof nahe der [[Stadtmauer (Helmstedt)|Stadtmauer]], bei der Kalkkuhle begraben.“ Beim Leichenbegängnis wurde gesungen: „Erbarm Dich mein“, und in der Kirche wurde eine Trauerpredigt gehalten, die mit dem Segen geschlossen wurde. | ||
Trösten wir uns damit, dass vor Gott alle Menschen gleich sind und dass er auch den Sündern, denen die Kirche auf ihrem letzten Wege den Beistand verweigern zu müssen glaubte, seine Gnade erwiesen haben wird. | Trösten wir uns damit, dass vor Gott alle Menschen gleich sind und dass er auch den Sündern, denen die Kirche auf ihrem letzten Wege den Beistand verweigern zu müssen glaubte, seine Gnade erwiesen haben wird. | ||
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