Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt: Unterschied zwischen den Versionen

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Durch Erlass vom 25. Mai [[1900]] genehmigte „Seine Königliche Hoheit, Albrecht von Preußen, Regent des Herzogs“ das Wappen der Stadt [[Helmstedt]] in der heutigen Form. Es zeigt auf blauem Hintergrund die Figur des [[Liudger|Heiligen Ludgerus]], teilweise in weiß gehalten und umgeben von Mauerwerk, das ebenfalls in weißer Farbe dargestellt wird, mit dem Heiligen Buch. Aber auch die eigentlichen [[Helmstedt]]er Stadtfarben finden wir in der Darstellung wieder. Die Kasel ist rot, Buch, Abt, Stab und Heiligenschein sind golden gehalten.
Durch Erlass vom 25. Mai [[1900]] genehmigte „Seine Königliche Hoheit, Albrecht von Preußen, Regent des Herzogs“ das Wappen der Stadt [[Helmstedt]] in der heutigen Form. Es zeigt auf blauem Hintergrund die Figur des [[Liudger|Heiligen Ludgerus]], teilweise in weiß gehalten und umgeben von Mauerwerk, das ebenfalls in weißer Farbe dargestellt wird, mit dem Heiligen Buch. Aber auch die eigentlichen [[Helmstedt]]er Stadtfarben finden wir in der Darstellung wieder. Die Kasel ist rot, Buch, Abt, Stab und Heiligenschein sind golden gehalten.


Die als Schöffen bezeichneten Vorsteher der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] benutzten im Mittelalter und in der Neuzeit ein gesondertes Wappen. Die Vorstadt war eine Gründung der Herzogs. Dies zeigte sich auch im Siegel: ein aufrechter Löwe, den wir heute noch an den Grundstücken [[Braunschweiger Straße]] 23/24 und 32 (das Stadthaus der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]]) in dieser Form finden können. Mitunter war neben dem Löwen mit einem Helm ein weiteres Symbol angebracht. Ludewig int dagegen in dem Buch „Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt, [[1821]]“, wenn er schreibt, dass [[1490]] bei der Übergabe der Stadthoheit vom Abt an den Herzog in Wolfenbüttel von jenem die „Löffel“ aus dem Wappen entfernt und dafür Helm und Löwe hineingesetzt worden seien. Dies ist, wie ich bereits feststellte, nicht geschehen. Allerdings sind die gekreuzten Abtstäbe auf Pfennigen, die hier in Helmstedt geprägt wurden, durch den herzoglichen Löwen und Helm ersetzt worden.<ref>{{Literatur |Titel=Braunschweigisches Jahrbuch |TitelErg=Chronik des Geschichtsvereins |Ort=Braunschweig |Datum=1952 |Seiten=162 }}</ref>
Die als Schöffen bezeichneten Vorsteher der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]] benutzten im Mittelalter und in der Neuzeit ein gesondertes Wappen. Die Vorstadt war eine Gründung der Herzogs. Dies zeigte sich auch im Siegel: ein aufrechter Löwe, den wir heute noch an den Grundstücken [[Braunschweiger Straße]] 23/24 und 32 (das Stadthaus der [[Neumark (Stadtviertel)|Neumark]]) in dieser Form finden können. Mitunter war neben dem Löwen mit einem Helm ein weiteres Symbol angebracht. Ludewig int dagegen in dem Buch „Geschichte und Beschreibung der Stadt Helmstedt, [[1821]]“, wenn er schreibt, dass [[1490]] bei der Übergabe der Stadthoheit vom Abt an den Herzog in Wolfenbüttel von jenem die „Löffel“ aus dem Wappen entfernt und dafür Helm und Löwe hineingesetzt worden seien. Dies ist, wie ich bereits feststellte, nicht geschehen. Allerdings sind die gekreuzten Abtstäbe auf Pfennigen, die hier in Helmstedt geprägt wurden, durch den herzoglichen Löwen und Helm ersetzt worden.<ref>{{Literatur |Titel=[https://leopard.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00042419 Braunschweigisches Jahrbuch] |TitelErg=Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereins von Mai 1951 bis März 1952 |Ort=Braunschweig |Band=33 |Datum=1952 |Seiten=162 }}</ref>


In der NS-Zeit sollte [[1938]] der Heilige entthront werden. Für den Ausbau eines Kameradschafts- und Führersaales im Hause der Gauleitung in Hannover hatte [[Helmstedt]] wie auch andere Städte des Gaues einen Stuhl zu stiften. In die Rückenlehne sollte das Stadtwappen eingelegt werden. Der Betrag von 70 Mark wurde, „obwohl die Haushaltslage der Stadt [[Helmstedt]] jede Sonderausgabe verbietet“, zwar überwiesen, ein solcher Stuhl aber nie hergestellt, denn ein Wappen mit einem Heiligen fand bei der hohen Parteileitung keinerlei Anklang. „Vielleicht findet sich auch für [[Helmstedt]] ein Symbol, das besser der heutigen Zeit entspricht, als das jetzt vorhandene Wappen.“ So kam man in [[Helmstedt]] auf das [[Juleum]] als Motiv für ein neues städtisches Siegel und Wappen. Dr. Hermann Kleinau, seinerzeit Direktor des Braunschweigischen Staatsarchivs in Wolfenbüttel, widersprach der Verwendung eines Gebäudes als Wappen. „Damit würde man der jahrhundertealten Tradition der Stadt, die ihre Wurzeln auch aus der Zeit vor der Universitätsgründung bezieht, nicht gerecht werden.“ Der Krieg verhinderte eine Durchführung dieses Planes, selbst Ministerpräsident Dietrich Klagges riet dem Bürgermeister, das alte Wappenbild nicht aufzugeben. So erwies sich der Heilige auch noch nach vielen Jahrhunderten stärker als die Ideen der damaligen Machthaber.
In der NS-Zeit sollte [[1938]] der Heilige entthront werden. Für den Ausbau eines Kameradschafts- und Führersaales im Hause der Gauleitung in Hannover hatte [[Helmstedt]] wie auch andere Städte des Gaues einen Stuhl zu stiften. In die Rückenlehne sollte das Stadtwappen eingelegt werden. Der Betrag von 70 Mark wurde, „obwohl die Haushaltslage der Stadt [[Helmstedt]] jede Sonderausgabe verbietet“, zwar überwiesen, ein solcher Stuhl aber nie hergestellt, denn ein Wappen mit einem Heiligen fand bei der hohen Parteileitung keinerlei Anklang. „Vielleicht findet sich auch für [[Helmstedt]] ein Symbol, das besser der heutigen Zeit entspricht, als das jetzt vorhandene Wappen.“ So kam man in [[Helmstedt]] auf das [[Juleum]] als Motiv für ein neues städtisches Siegel und Wappen. Dr. Hermann Kleinau, seinerzeit Direktor des Braunschweigischen Staatsarchivs in Wolfenbüttel, widersprach der Verwendung eines Gebäudes als Wappen. „Damit würde man der jahrhundertealten Tradition der Stadt, die ihre Wurzeln auch aus der Zeit vor der Universitätsgründung bezieht, nicht gerecht werden.“ Der Krieg verhinderte eine Durchführung dieses Planes, selbst Ministerpräsident Dietrich Klagges riet dem Bürgermeister, das alte Wappenbild nicht aufzugeben. So erwies sich der Heilige auch noch nach vielen Jahrhunderten stärker als die Ideen der damaligen Machthaber.