Dorfkirche (Alt-Büddenstedt)
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Dorfkirche | |
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| Basisdaten | |
| Konfession | profaniert (ehem. evangelisch-lutherisch) |
| Ort | Alt-Büddenstedt, Deutschland |
| Landeskirche | Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig (ehem.) |
| Baugeschichte | |
| Baubeginn | ≈1115 |
| Baubeschreibung | |
| Baustil | Romanik |
| Bautyp | Saalkirche |

Die Dorfkirche war ein evangelisch-lutherisches Kirchengebäude in Alt-Büddenstedt im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland und befand sich im südlichen Teil des ehemaligen Ortes.
Geschichte
Die Kirche wurde um das Jahr 1115 erbaut. Die Weihe erfolgte durch Bischof Reinhard von Halberstadt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der ursprünglich romanische Bau mehrfach erweitert und baulich verändert. Im Jahr 1905 erhielt die Kirche durch das Auftragen eines sogenannten Besenputzes auf das Bruchsteinmauerwerk ein verändertes äußeres Erscheinungsbild.
Am Karfreitag des Jahres 1943 wurde die Kirche im Zuge des fortschreitenden Braunkohletagebaus gesprengt. Im Dezember 1947 verließen die letzten Bewohner Alt-Büddenstedts ihre Häuser, als die Abbauarbeiten bereits unmittelbar vor den Gebäuden stattfanden. Kurz darauf wurde auch das letzte verbliebene Bauwerk des alten Dorfes abgetragen.
Die Glocken der Kirche
In der Zeit des Nationalsozialismus war auch die Kirchengemeinde Alt-Büddenstedt – wie viele andere Gemeinden – verpflichtet, Glocken für die Rüstungsproduktion abzuliefern. Die Kirche besaß zwei Glocken: eine große, etwa 250 Jahre alte Glocke mit einem Gewicht von etwa 350 kg, sowie eine kleinere, besonders wertvolle Glocke von etwa 125 kg Gewicht. Letztere war rund 800 Jahre alt und gilt als die älteste Glocke im Gebiet des ehemaligen Landes Braunschweig. Es handelt sich um eine frühgotische Glocke mit charakteristischem Klangbild, deren Ursprung vermutlich in einem klösterlichen Gussverfahren liegt.
Die große Glocke war bereits während des Ersten Weltkriegs abgeliefert, jedoch nicht eingeschmolzen worden, und sollte nun erneut abgegeben werden. Der damalige Bürgermeister erklärte zudem, dass der Ort künftig keine Glocken mehr benötigen werde, und veranlasste auch die Abgabe der kleinen Glocke, obwohl deren Materialwert als gering eingeschätzt wurde.
Vor der Abholung der kleinen Glocke verschwand diese jedoch auf unbekannte Weise. Polizeiliche Ermittlungen blieben erfolglos. Die Glocke blieb bis Kriegsende unauffindbar. Später stellte sich heraus, dass Wilhelm Kuhlmann die Glocke versteckt und so vor der Einschmelzung gerettet hatte.
Bereits am 24. Oktober 1944 ließ Kuhlmann die Glocke mithilfe russischer Kriegsgefangener wieder aufstellen. Anlass war eine Hochzeit am folgenden Tag. Das Läuten der Glocke während des Hochzeitszugs erregte großes Aufsehen unter den Bewohnern, da die Kirche zu diesem Zeitpunkt bereits zerstört war und kirchliche Handlungen im benachbarten Gasthaus stattfanden.
Obwohl der Bürgermeister und weitere Gemeindemitglieder Kuhlmann verdächtigten, folgten keine amtlichen Konsequenzen. Nach dem Krieg wurde die Glocke regelmäßig für Gottesdienste genutzt.
Nach dem Umzug der Gemeinde nach Neu-Büddenstedt wurde die Glocke zunächst auf einem Freigelände zusammen mit einem Glockenstuhl aufgestellt. Dort diente sie weiterhin dem Gemeindeleben. Das erneute Läuten der Glocke wurde von der Bevölkerung mit großer Freude aufgenommen.
Die Glocke soll der Überlieferung nach ursprünglich aus der Kirche von Hohnsleben stammen, die bereits Ende des 14. Jahrhunderts untergegangen ist.
