Emmerstedt: Unterschied zwischen den Versionen

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Auf Veranlassung des damaligen Landesherrn, Herzog Carl I. (1735–1780) wurde im Lande Braunschweig eine Bestandsaufnahme gemacht. Die Generalvermessung aus dem Jahre 1752 weist für Emmerstedt eine Flurgröße von 3294 Morgen (823,5 ha) Kulturland aus. Ein Jahr später wurde die Brandversicherungsanstalt, Vorläuferin der [[Öffentliche Versicherung Braunschweig|Öffentlichen Versicherung Braunschweig]], ins Leben gerufen. Alle Häuser mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden erhielten eine Versicherungsnummer (Assecuranznummer, kurz Ass.-Nr.), die in der Folge auch als Hausnummer genutzt wurde. Erst mit Einführung von Straßennamen und der Durchnummerierung der anliegenden Häuserzeilen Mitte der 1960er Jahre endete diese Zuordnung. Im Jahr 1774 lebten in Emmerstedt 440 Einwohner an 74 Feuerstellen. Haus- und Hofformen waren mitteldeutsch mit steinernen Toreinfahrten und zweigeschossigen Wohnhäusern in Fachwerkbauweise. Die meisten Gebäude stammten nach schweren Bränden zwischen 1817 und 1830 aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ältere Gebäude waren kaum noch vorhanden. 1837 erhielt Emmerstedt eine neue Kirche (Pfarrstelle ab 1903). Seit 1896 hatte Emmerstedt eine Bahnstation and der Strecke [[Bahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde|Helmstedt–Oebisfelde]].<ref name="Festschrift zur 825-Jahrfeier"/>
Auf Veranlassung des damaligen Landesherrn, Herzog Carl I. (1735–1780) wurde im Lande Braunschweig eine Bestandsaufnahme gemacht. Die Generalvermessung aus dem Jahre 1752 weist für Emmerstedt eine Flurgröße von 3294 Morgen (823,5 ha) Kulturland aus. Ein Jahr später wurde die Brandversicherungsanstalt, Vorläuferin der [[Öffentliche Versicherung Braunschweig|Öffentlichen Versicherung Braunschweig]], ins Leben gerufen. Alle Häuser mit zugehörigen Wirtschaftsgebäuden erhielten eine Versicherungsnummer (Assecuranznummer, kurz Ass.-Nr.), die in der Folge auch als Hausnummer genutzt wurde. Erst mit Einführung von Straßennamen und der Durchnummerierung der anliegenden Häuserzeilen Mitte der 1960er Jahre endete diese Zuordnung. Im Jahr 1774 lebten in Emmerstedt 440 Einwohner an 74 Feuerstellen. Haus- und Hofformen waren mitteldeutsch mit steinernen Toreinfahrten und zweigeschossigen Wohnhäusern in Fachwerkbauweise. Die meisten Gebäude stammten nach schweren Bränden zwischen 1817 und 1830 aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ältere Gebäude waren kaum noch vorhanden. 1837 erhielt Emmerstedt eine neue Kirche (Pfarrstelle ab 1903). Seit 1896 hatte Emmerstedt eine Bahnstation and der Strecke [[Bahnstrecke Helmstedt–Oebisfelde|Helmstedt–Oebisfelde]].<ref name="Festschrift zur 825-Jahrfeier"/>


==== Braunkohleabbau auf der Grube Emma ====
=== Braunkohleabbau auf der Grube Emma ===
Ein Markstein in der Ortsgeschichte war die Eröffnung der Braunkohlegruben zwischen [[Barmke]] und Emmerstedt. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auf dem Gelände des heutigen [[Emmateich]]es, jenes durch den Braunkohleabbau entstandene Senkungsgebiet, Torf im sogenannten ''Pieperschen Moor'' angebaut. Über den Anfang des Torfstechens geben die Akten keinen Aufschluss. Sie fangen 1744 an und enden 1807 (Staatsarchiv Wolfenbüttel, FindNr. 50, Neu4, Nr. 8582). Im Jahre 1749 wurde ein Torfmagazin angelegt, 1763 stellt man Überlegungen an, weitere Flächen des Torfmoores zu entwässern zur Erweiterung des dortigen Torfstiches wegen des vermehrten Torfverbrauches des Salzwerkes Schöningen.  
Ein Markstein in der Ortsgeschichte war die Eröffnung der Braunkohlegruben zwischen [[Barmke]] und Emmerstedt. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auf dem Gelände des heutigen [[Emmateich]]es, jenes durch den Braunkohleabbau entstandene Senkungsgebiet, Torf im sogenannten ''Pieperschen Moor'' angebaut. Über den Anfang des Torfstechens geben die Akten keinen Aufschluss. Sie fangen 1744 an und enden 1807 (Staatsarchiv Wolfenbüttel, FindNr. 50, Neu4, Nr. 8582). Im Jahre 1749 wurde ein Torfmagazin angelegt, 1763 stellt man Überlegungen an, weitere Flächen des Torfmoores zu entwässern zur Erweiterung des dortigen Torfstiches wegen des vermehrten Torfverbrauches des Salzwerkes Schöningen.  


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Dass die Strecke nicht durch das Dorf Emmerstedt geführt wurde, sollen ja die Hiesigen selbst verhindert haben. Ihre Befürchtungen, durch den Eisenbahnlärm würde „die Milchleistung der Kühe und die Fresslust der Schweine beeinträchtigt“ – so der zum Sachverständigen berufene Emmerstedter Barbier – soll dann zur Zrassenführung nördlich der Ortslage Anlass gegeben haben. Die Gefahr, „an Atem- Nerven- und Verdauungsstörungen sowie an Influenza zu erkranken“, hat letztendlich auch zu der Entscheidung geführt, den [[Bahnhof Emmerstedt]] auf Helmstedter Grund zu errichten. (Diese „gutachterlichen“ Ausführungen dürfen allerdings nicht so ernst genommen werden).
Dass die Strecke nicht durch das Dorf Emmerstedt geführt wurde, sollen ja die Hiesigen selbst verhindert haben. Ihre Befürchtungen, durch den Eisenbahnlärm würde „die Milchleistung der Kühe und die Fresslust der Schweine beeinträchtigt“ – so der zum Sachverständigen berufene Emmerstedter Barbier – soll dann zur Zrassenführung nördlich der Ortslage Anlass gegeben haben. Die Gefahr, „an Atem- Nerven- und Verdauungsstörungen sowie an Influenza zu erkranken“, hat letztendlich auch zu der Entscheidung geführt, den [[Bahnhof Emmerstedt]] auf Helmstedter Grund zu errichten. (Diese „gutachterlichen“ Ausführungen dürfen allerdings nicht so ernst genommen werden).


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=== Erster Weltkrieg ===
HIER WEITER SCHREIBEN!!!
1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Die Folgen, auch für die Menschen daheim, beschreibt Pastor Schattenberg in seiner Kirchenchronik:
HIER WEITER SCHREIBEN!!!
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==== Erster Weltkrieg ====
:[…] Infolge der von England ausgeübten Blockade nehmen die Lebensmittel allmählich ab und mussten rationiert werden. Zuerst kam das Brot an die Reihe. […]«
1914 dann der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die Folgen, auch für die Menschen daheim, beschreibt Pastor Schattenberg in seiner Kirchenchronik: „''[…] Infolge der von England ausgeübten Blockade nehmen die Lebensmittel allmählich ab und mussten rationiert werden. Zuerst kam das Brot an die Reihe. […]''“
::– Pastor Schattenberg, Zitat aus der Kirchenchronik, 1914


Zwei Ereignisse aus jener Zeit sollen hier genannt werden, die bis heute Bestand haben: am 25 Februar 1916 wurde die evangelische Frauenhilfe gegründet und am 6. April des gleichen Jahres erstmal die Sommerzeit eingeführt.
Am 25. Februar 1916 wurde die evangelische Frauenhilfe gegründet und am 6. April des selben Jahres erstmal die Sommerzeit eingeführt. Das Jahr 1917 traf die Kirche: wurden zunächst die aus Zinn gegossenen Prospektpfeifen eingezogen, so war es kurze Zeit später die große Kirchenglocke, deren Metall Kriegszwecken zugeführt wurde.


Das Jahr 1917 traf die Kirche: wurden zunächst die aus Zinn gegossenen Prospektpfeifen eingezogen, so war es kurze Zeit später die große Kirchenglocke, deren Metall Kriegszwecken zugeführt wurde.
::»[…] Dieses Jahr war für das Vaterland wegen der Knappheit von Lebensmitteln und Rohstoffen ein besonderes Notjahr. Nicht nur Brot und Mehl, sondern auch Fleisch (100 g pro Kopf und Woche, Butter 50 g), Milch, Zucker, Seife u. a. wurden nur noch auf Karten abgegeben. Sonnenblumen wurden angebaut und […] die reichlich gewachsenen Bucheckern gesammelt, um Öl zu gewinnen […]«
::– Zitat aus der Kirchenchronik, 1918


Zitat aus der Kirchenchronik des Folgejahrs: „''Dieses Jahr (1918) war für das Vaterland wegen der Knappheit von Lebensmitteln und Rohstoffen ein besonderes Notjahr. Nicht nur Brot und Mehl, sondern auch Fleisch (100 g pro Kopf und Woche, Butter 50 g), Milch, Zucker, Seife u. a. wurden nur noch auf Karten abgegeben. Sonnenblumen wurden angebaut und […] die reichlich gewachsenen Bucheckern gesammelt, um Öl zu gewinnen […]“
Bis zum Kriegsende 1918 und darüber hinaus bis zum Ende der Inflation im November 1923 hatten die Menschen entbehrungsreiche Zeiten zu durchstehen.


Bis zum Kriegsende 1918 und darüber hinaus bis zum Ende der Inflation im November 1923 haben die Menschen entbehrungsreiche Zeiten durchzustehen, und wieder berichtet Pator Schattenberg: „''Seit dem 6. November fahre ich 5 mal in der Woche als Bergmann der Grube Emma ein und kann nun meine aus 6 Köpfen bestehende Familie wieder ernähren. […] Meine Arbeiten in der Grube, so sauer es mir manchmal wird, haben auch den Vorteil, daß ich auf diese Weise einem großen Teil der Gemeinde näher komme, als es sonst möglich gewesen wäre.
::»[…] Seit dem 6. November fahre ich 5 mal in der Woche als Bergmann der Grube Emma ein und kann nun meine aus sechs Köpfen bestehende Familie wieder ernähren. […] Meine Arbeiten in der Grube, so sauer es mir manchmal wird, haben auch den Vorteil, daß ich auf diese Weise einem großen Teil der Gemeinde näher komme, als es sonst möglich gewesen wäre. […]«
::– Pastor Schattenberg, Zitat aus der Kirchenchronik


Ein erfreuliches Ereignis sei noch erwähnt, das sich im Jahr 2011 wiederholen werden soll: Glockenweihe in der [[St.-Petri-Kirche (Emmerstedt)|St.-Petri-Kirche]]. Hatte man im Jahr 1923 das Geld für zwei neue Stahlglocken zusammengebracht, so sollen nach weiteren 88 Jahren im Frühjahr 2011 zwei Bronzeglocken diese „Eisernen Ladys“ ersetzen. Die Chronik der Emmerstedter Kirchenglocken wurde in mehreren Folgen im Gemeindebrief (155, 156, 158 und 159) abgedruckt.
Ein erfreuliches Ereignis, das sich im Jahr 2011 wiederholte, war die Glockenweihe in der [[St.-Petri-Kirche (Emmerstedt)|St.-Petri-Kirche]]. Hatte man im Jahr 1923 das Geld für zwei neue Stahlglocken zusammengebracht, so ersetzten nach weiteren 88 Jahren im Frühjahr 2011 zwei Bronzeglocken diese „Eisernen Ladys“. Am 5. August 1928 wurde ein Kriegerdenkmal eingeweiht, gewidmet den Toten des Ersten Weltkriges. Ab 1931 etablierte sich der Nationalsozialismus mit seinen Gruppierungen auch in Emmerstedt und neues Unheil zieht auf.


Am 5. August 1928 wird das Kriegerdenkmal eingeweiht, gewidmet den Toten des Ersten Weltkriges. Ab 1931 etabliert sich der Nationalsozialismus mit seinen Gruppierungen auch in Emmerstedt und neues Unheil zieht auf.
=== Zweiter Weltkrieg ===
Alle, die die schlimmen Jahres dieses Krieges erlebten – in Emmerstedt, an der Front, in den zerbombten Städten im Westen oder in der verlorenen Heimat im Osten – haben eigene Erfahrungen gemacht. Vieles wurde aufgeschrieben, erzählt oder lebt einfach in der Erinnerung weiter. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges mussten sich die Menschen erneut einschränken, mussten Opfer bringen, insbesondere jene die es aus der Ferne nach Emmerstedt verschlagen hatte. Emmerstedt wurde ihre neue Heimat, sie waren Emmerstedter geworden ohne zu vergessen, dass ihre Heimat einst im Kohlenpott, in Ostpreußen, Pommern oder Schlesien gelegen hat.


=== Der Zweite Weltkrieg ===
::»[…] Da unsere Kirchenglocken aus Eisen sind, brauchten wir sie nicht abzuliefern und sie läuten nach wie vor unsere Gottesdienste ein. […] Nachdem wir schon bei der Hermann-Göring-Versammlung 13 kg Metall abgegeben hatten, erfolgte auch die Bestandsaufnahme von Metallgegenständen in der Kirche. Wir gaben an den großen Kronleuchter und zwei Altarleuchter aus Messing, eine Taufkanne und ein Taufbecken aus Neusilber die Tauf- und Abendmahlsgeräte von 1838 aus Zinn, die letzteren haben jedoch kunstgeschichtlichen Wert. […] Am Sonntag, d. 20 Februar mittags gegen 1 Uhr überflogen mehrere Staffeln feindlicher Flieger unser Dorf und unsere Feldmark. Sie hatten unsere Nachbarstadt Helmstedt […] angegriffen […]. Etwa 150 Menschen wurden getötet. Unter den Getöteten befanden sich auch drei Emmerstedter […]. Mehrmals sind in der Feldmark Bomben niedergefallen, ohne jemanden zu treffen. Eine einzige Bombe fiel neben der Gemeindebäckerei nieder uns zerstörte die Giebelwand des Stalles. […]«
Alle, die die schlimmen Jahres dieses Krieges erlebten – in Emmerstedt, an der Front, in den zerbombten Städten im Westen oder in der verlorenen Heimat im Osten – haben eigene Erfahrungen gemacht. Vieles wurde aufgeschrieben, erzählt oder lebt einfach in der Erinnerung weiter. Wieder mussten die Menschen sich einschränken, mussten Opfer bringen, insbesondere jene die es aus der Ferne nach Emmerstedt verschlagen hatte. Emmerstedt wurde ihre neue Heimat, sie sind Emmerstedter geworden ohne zu vergessen, dass ihre Heimat  einst im Kohlenpott, in Ostpreußen, Pommern oder Schlesien gelegen hat. So sei, stellvertretend für alle Ereignisse jener zeit, an dieser Stelle wiederum die Kirchenchronik aus dem Jahr 1942 zitiert, in der der damalige Pastor Wandersleb die Situation des Dorfes beschreibt.
::– Pastor Wandersleb, Zitat aus der Kirchenchronik, 1942
 
„''Da unsere Kirchenglocken aus Eisen sind, brauchten wir sie nicht abzuliefern und sie läuten nach wie vor unsere Gottesdienste ein. […] Nachdem wir schon bei der Hermann-Göring-Versammlung 13 kg Metall abgegeben hatten, erfolgte auch die Bestandsaufnahme von Metallgegenständen in der Kirche. Wir gaben an den großen Kronleuchter und zwei Altarleuchter aus Messing, eine Taufkanne und ein Taufbecken aus Neusilber die Tauf- und Abendmahlsgeräte von 1838 aus Zinn, die letzteren haben jedoch kunstgeschichtlichen Wert. […] Am Sonntag, d. 20 Februar mittags gegen 1 Uhr überflogen mehrere Staffeln feindlicher Flieger unser Dorf und unsere Feldmark. Sie hatten unsere Nachbarstadt Helmstedt […] angegriffen […]. Etwa 150 Menschen wurden getötet. Unter den Getöteten befanden sich auch drei Emmerstedter […]. Mehrmals sind in der Feldmark Bomben niedergefallen, ohne jemanden zu treffen. Eine einzige Bombe fiel neben der Gemeindebäckerei nieder uns zerstörte die Giebelwand des Stalles.


=== Nachkriegszeit ===
=== Nachkriegszeit ===
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges – Deutschland hatte am 8. Mai 1945 kapituliert – mussten zahlreiche Menschen in Emmerstedt ein neues Zuhause finden. So stieg die Einwohnerzahl von 1322 im Jahr 1939 auf 2300 im Jahr 1946. Bei der Aufteilung des restlichen Reichsgebietes in vier Besatzungszonen 1945 hatte es Emmerstedt in die britische Zone, 1947 in die Bi-Zone und ab dem 17. März 1948 durch den Beitritt der französischen in die Tri-Zone verschlagen. Und noch ein wichtiges Ereignis: mit der Einführung der D-Mark wurde der Beginn des Wirtschaftswunders eingeläutet. 1949 erfolgte die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und damit verbunden eine deutliche Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen. Ein Jahr später konnten dann alle Waren frei gekauft werden, die letzten Rationierungen (Lebensmittelmarken) wurden am 1. Mai 1950 aufgehoben.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges – Deutschland hatte am 8. Mai 1945 kapituliert – mussten zahlreiche Menschen in Emmerstedt ein neues Zuhause finden. So stieg die Einwohnerzahl von 1322 im Jahr 1939 auf 2300 im Jahr 1946. Bei der Aufteilung des restlichen Reichsgebietes in vier Besatzungszonen 1945 hatte es Emmerstedt in die britische Zone, 1947 in die Bi-Zone und ab dem 17. März 1948 durch den Beitritt der französischen in die Tri-Zone verschlagen. Mit der Einführung der D-Mark wurde zudem der Beginn des Wirtschaftswunders eingeläutet. 1949 erfolgte die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und damit verbunden eine deutliche Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen. Ein Jahr später konnten alle Waren frei gekauft werden, die letzten Rationierungen (Lebensmittelmarken) wurden am 1. Mai 1950 aufgehoben.


Der herrschenden Wohnungsnot abzuhelfen, entstand ab 1954 das Baugebiet Rottensiedlung mit 25 sogenannten Landwirtschaftlichen Nebenerwerbs-Siedlungen für Flüchtlinge. Diese Siedlungsform sollte durch Hinzupachten von zwei Morgen Ackerland die Grundversorgung der Siedler sichern. So gehörte zu dem genormten Wohnhaus auch ein Nebengebäude für Schweine- und Kleintierhaltung. Ein Anfang. Viele Menschen konnten sich nun ein eigenes Heim schaffen, und so entstanden neben der Rottensiedlung weitere Baugebiete in Emmerstedt. Rege Bautätigkeiten auf der einstmals Emmerstedter Flur – heute Stadtgebiebt Helmstedt – hat das Bild und den Charakter des Dorfes, ursächlich durch die Nähe zur Kernstadt bedingt, stark verändert.
Der herrschenden Wohnungsnot abzuhelfen, entstand ab 1954 das Baugebiet Rottensiedlung mit 25 sogenannten Landwirtschaftlichen Nebenerwerbs-Siedlungen für Flüchtlinge. Diese Siedlungsform sollte durch Hinzupachten von zwei Morgen Ackerland die Grundversorgung der Siedler sichern. So gehörte zu dem genormten Wohnhaus auch ein Nebengebäude für Schweine- und Kleintierhaltung. Ein Anfang. Viele Menschen konnten sich nun ein eigenes Heim schaffen, und so entstanden neben der Rottensiedlung weitere Baugebiete in Emmerstedt. Rege Bautätigkeiten auf der einstmals Emmerstedter Flur – heute Stadtgebiebt Helmstedt – hat das Bild und den Charakter des Dorfes, ursächlich durch die Nähe zur Kernstadt bedingt, stark verändert.
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==== Rottlande ====
==== Rottlande ====
Im Jahr 1998 entschied die Stadtverwaltung, im Norden der Ortslage Emmerstedt ein neues Baugebiet zu erschließen und bauwilligen Neubürgern rund 50 Bauplätze anzubieten. Die Straßennamen [[Haspelweg]] und [[Spindelweg]] sollten an die alte Leinewebertradition erinnern, die seinerzeit zahlreichen Bewohnern im Dorf ein bescheidenes Einkommen ermöglichte.
Im Jahr 1998 entschied die Stadtverwaltung, im Norden der Ortslage Emmerstedt ein neues Baugebiet zu erschließen und bauwilligen Neubürgern rund 50 Bauplätze anzubieten. Die Straßennamen [[Haspelweg]] und [[Spindelweg]] sollten an die alte Leinewebertradition erinnern, die seinerzeit zahlreichen Bewohnern im Dorf ein bescheidenes Einkommen ermöglichte. Die Flurbezeichnung [[Im Rottlande]], die der Ringstraße in diesem Baugebiet ihren Namen gab, weist auf die Rodung des ursprünglich hier vorhandenen Waldes (Stühholz) hin, der in grauer Vorzeit bis an die nördliche Ortsgrenze heranreichte und wohl auch als Hudewald genutzt wurde, heißt doch die nördlich der [[Lüneburger Heerstraße]] angrenzende Flur ''Fewelsberg'', was eben dieser Bedeutung entspricht. Eine ehemalige Obstwiese, nunmehr als Grünanlage ausgewiesen und ein Kinderspielplatz auf dem zuvor hier gelegenen Schießstand bieten der jungen Generation Freizeitmöglichkeiten abseits der Hauptverkehrsstraßen.
 
Die Flurbezeichnung [[Im Rottlande]], die der Ringstraße in diesem Baugebiet ihren Namen gab, weist auf die Rodung des ursprünglich hier vorhandenen Waldes (Stühholz) hin, der in grauer Vorzeit bis an die nördliche Ortsgrenze heranreichte und wohl auch als Hudewald genutzt wurde, heißt doch die nördlich der [[Lüneburger Heerstraße]] angrenzende Flur ''Fewelsberg'', was eben dieser Bedeutung entspricht.
 
Eine ehemalige Obstwiese, nunmehr als Grünanlage ausgewiesen und ein Kinderspielplatz auf dem zuvor hier gelegenen Schießstand bieten der jungen Generation beste Freizeitmöglichkeiten abseits der Hauptverkehrsstraßen.


==== Kreipke ====
==== Kreipke ====
Mitte der 1980er Jahre beginnen die Planungen für dieses Baugebiet westlich der [[Baugeschäft Friedrich Mensch|Firma Mensch]]. Der Name der Anliegerstraße [[Kreipke]] entspricht auch hier der alten Flurbezeichnung und leitet sich her aus dem Begriff Kreike, eine kleine Pflaumenart, auch Kriechpflaume, hier wiederum abgeleitet aus niederdeutsch kreipen / kruupen = kriechen. Im Jahr 1993 ist die Bebauung weitgehend abgeschlossen.
Mitte der 1980er Jahre begannen die Planungen für dieses Baugebiet westlich der [[Baugeschäft Friedrich Mensch|Firma Mensch]]. Der Name der Anliegerstraße [[Kreipke]] entspricht auch hier der alten Flurbezeichnung und leitet sich her aus dem Begriff Kreike, eine kleine Pflaumenart, auch Kriechpflaume, hier wiederum abgeleitet aus niederdeutsch kreipen / kruupen = kriechen. Im Jahr 1993 war die Bebauung weitgehend abgeschlossen.


==== Am Schwarzen Berg ====
==== Am Schwarzen Berg ====
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==== An der Blume ====
==== An der Blume ====
Hergeleitet von der einstmals bekannten Gaststätte gleichen Namens entstand hinter diesem Anwesen ein kleines Baugebiet. Bereits Ende 1979 wurden die ersten Grundstücke verkauft in Vorbereitung auf den geplanten Wohnungsbau. Im Juli 1980 wurde mit dem Straßenbau begonnen, die Erschließung der Baugrundstücke erfolgte dann ab Juni 1981.
Hergeleitet von der einstmals bekannten Gaststätte gleichen Namens entstand hinter diesem Anwesen ein kleines Baugebiet. Bereits Ende 1979 wurden die ersten Grundstücke in Vorbereitung auf den geplanten Wohnungsbau verkauft. Im Juli 1980 wurde mit dem Straßenbau begonnen, die Erschließung der Baugrundstücke erfolgte dann ab Juni 1981.
 
Neben den Neubaugebieten wurde im Osten ein Industriegebiet erschlossen, das noch zahlreichen Gewerbebetrieben die Möglichkeit zur Entfaltung bietet.


Auf dem Flurstück gleichen Namens, zwischen Steinberg – mit 143,5 m die höchste Erhebung in der Emmerstedter Flur – und dem Wohngebiet [[Windmühlenberg]] gelegen, wurde ab 1994 ein Industriegebiet erschlossen, auf dem sich bisher nur wenige Betriebe angesiedelt haben. Die Straßennamen [[Am Lohen]], [[Steinbergstraße]] und [[Kaisergraben]] haben Bezug zu den angrenzenden Flurbezeichungen.
Zwischen Steinberg – mit 143,5 m die höchste Erhebung in der Emmerstedter Flur – und dem Wohngebiet [[Windmühlenberg]] gelegen, wurde ab 1994 ein Industriegebiet erschlossen. Die Straßennamen [[Am Lohen]], [[Steinbergstraße]] und [[Kaisergraben]] haben Bezug zu den angrenzenden Flurbezeichungen.
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=== Eingemeindung ===
=== Eingemeindung ===