Helmstedt: Unterschied zwischen den Versionen

21 Bytes hinzugefügt ,  12. April 2011
K
wikilink fx
K (fx)
K (wikilink fx)
Zeile 89: Zeile 89:
Die Schließung der Helmsteder Universität 1810 bedeutete einen großen wirtschaftlichen und kulturellen Rückschlag für die Stadt. Zwar gelang es in den folgenden Jahren ein gutes Schulsystem zu etablieren, welches Helmstedt über die Landesgrenzen hinaus als „Schulstadt“ bekannt machte (berühmte Schüler des [[Gymnasium Julianum|örtlichen Gymnasiums]] waren u. a. [[Hoffmann von Fallersleben]] und die Brüder [[Adolf Heusinger|Adolf]] und [[Bruno Heusinger]]), der Bedeutungsverlust ließ sich allerdings nicht vollständig aufhalten.
Die Schließung der Helmsteder Universität 1810 bedeutete einen großen wirtschaftlichen und kulturellen Rückschlag für die Stadt. Zwar gelang es in den folgenden Jahren ein gutes Schulsystem zu etablieren, welches Helmstedt über die Landesgrenzen hinaus als „Schulstadt“ bekannt machte (berühmte Schüler des [[Gymnasium Julianum|örtlichen Gymnasiums]] waren u. a. [[Hoffmann von Fallersleben]] und die Brüder [[Adolf Heusinger|Adolf]] und [[Bruno Heusinger]]), der Bedeutungsverlust ließ sich allerdings nicht vollständig aufhalten.


Einem Verwaltungsakt im Herzogtum Braunschweig folgend wurde zum 1. Januar 1833 die herzogliche Kreisdirektion Helmstedt gegründet, die aus den Ämtern Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Vorsfelde und Calvörde bestand. Das Landratsamt erhielt seinen Sitz im heutigen Gebäude des [[Zonengrenz-Museum]] (Villa Heinemann). Erste wirtschaftliche Impulse bekam die Stadt durch die Eröffnung der Bahnstrecke Helmstedt–Jerxheim im Jahr 1858 und insbesondere durch die Schienenanbindung an die Strecke Braunschweig-Helmstedt-Magdeburg im Jahr 1872. Mit der Reichsgründung 1871 und der daraufhin einsetzenden industriellen Entwicklung des Landes ging auch ein erhöhter Bedarf an Energieträgern einher, sodass die seit Jahrzehnten im Helmstedter Umland geförderte Braunkohle in herzoglichen Schachtanlagen nun verstärkt nachgefragt wurde. Im Jahr 1872 verkaufte Herzog Wilhelm seine Förderstätten für sechs Millionen Goldmark an ein Bankenkonsortium, aus dem die [[Braunschweigische Kohlen-Bergwerke|Braunschweigische Kohlen-Bergwerke AG]] (BKB) hervorging. Diese Gesellschaft mit Sitz in Helmstedt forcierte die Braunkohlegewinnung und -verstromung und prägte über viele Jahrzehnte mit Tagebauerschließungen das Landschaftsbild und die Erwerbsstruktur der Helmstedter Bevölkerung. 1874 wurde mit „[[Trendelbusch]]“ der erste Tagebau in Betrieb genommen.
Einem Verwaltungsakt im Herzogtum Braunschweig folgend wurde zum 1. Januar 1833 die herzogliche Kreisdirektion Helmstedt gegründet, die aus den Ämtern Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Vorsfelde und Calvörde bestand. Das Landratsamt erhielt seinen Sitz im heutigen Gebäude des [[Zonengrenz-Museum]] (Villa Heinemann). Erste wirtschaftliche Impulse bekam die Stadt durch die Eröffnung der Bahnstrecke Helmstedt–Jerxheim im Jahr 1858 und insbesondere durch die Schienenanbindung an die Strecke Braunschweig-Helmstedt-Magdeburg im Jahr 1872. Mit der Reichsgründung 1871 und der daraufhin einsetzenden industriellen Entwicklung des Landes ging auch ein erhöhter Bedarf an Energieträgern einher, sodass die seit Jahrzehnten im Helmstedter Umland geförderte Braunkohle in herzoglichen Schachtanlagen nun verstärkt nachgefragt wurde. Im Jahr 1872 verkaufte Herzog Wilhelm seine Förderstätten für sechs Millionen Goldmark an ein Bankenkonsortium, aus dem die [[Braunschweigische Kohlen-Bergwerke|Braunschweigische Kohlen-Bergwerke AG]] (BKB) hervorging. Diese Gesellschaft mit Sitz in Helmstedt forcierte die Braunkohlegewinnung und -verstromung und prägte über viele Jahrzehnte mit Tagebauerschließungen das Landschaftsbild und die Erwerbsstruktur der Helmstedter Bevölkerung. 1874 wurde mit „[[Tagebau Trendelbusch|Trendelbusch]]“ der erste Tagebau in Betrieb genommen.


Während des Ersten Weltkrieges blieb Helmstedt auf Grund seiner zentralen Lage im Deutschen Reich von unmittelbaren Kampfhandlungen verschont. Neben Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit wirkte sich der Krieg auf die Lebensmittelversorgung aus, die ebenso wie Strom rationiert wurde. In direkten Kontakt mit ausländischen Soldaten kam die Helmstedter Bevölkerung lediglich mit kriegsgefangenen russisch-polnischen Offizieren, nachdem im Bad Helmstedter Ausflugslokal [[Gesundbrunnen]] ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet wurde. Nach der Niederlage des deutschen Kaiserreiches verzeichnete die Stadt 626 im Krieg gefallene Mitbürger.<ref>vgl. [[Hans-Ehrhard Müller]]: ''Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt'', Seite 636.</ref> In den Nachkriegswirren des Novembers 1918 wurde auch in Helmstedt ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Der durch Spartakisten ausgelöste Generalstreik im neugegründeten Freistaat Braunschweig wurde am 15. April 1919 in Helmstedt durch das Freikorps Maercker („Landesjäger“) mit Waffengewalt niedergekämpft. Es kam in der Stadt zu teilweise heftigen Kämpfen zwischen Spartakisten und dem Landesjäger-Freikorps, die auch Opfer unter den Bürgern forderten.
Während des Ersten Weltkrieges blieb Helmstedt auf Grund seiner zentralen Lage im Deutschen Reich von unmittelbaren Kampfhandlungen verschont. Neben Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit wirkte sich der Krieg auf die Lebensmittelversorgung aus, die ebenso wie Strom rationiert wurde. In direkten Kontakt mit ausländischen Soldaten kam die Helmstedter Bevölkerung lediglich mit kriegsgefangenen russisch-polnischen Offizieren, nachdem im Bad Helmstedter Ausflugslokal [[Gesundbrunnen]] ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet wurde. Nach der Niederlage des deutschen Kaiserreiches verzeichnete die Stadt 626 im Krieg gefallene Mitbürger.<ref>vgl. [[Hans-Ehrhard Müller]]: ''Helmstedt – die Geschichte einer deutschen Stadt'', Seite 636.</ref> In den Nachkriegswirren des Novembers 1918 wurde auch in Helmstedt ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Der durch Spartakisten ausgelöste Generalstreik im neugegründeten Freistaat Braunschweig wurde am 15. April 1919 in Helmstedt durch das Freikorps Maercker („Landesjäger“) mit Waffengewalt niedergekämpft. Es kam in der Stadt zu teilweise heftigen Kämpfen zwischen Spartakisten und dem Landesjäger-Freikorps, die auch Opfer unter den Bürgern forderten.