Friedrich Grotrian: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 23. Juli 2025, 16:39 Uhr

Georg Friedrich Carl Grotrian (* 13. Januar 1803 in Schöningen; † 11. Dezember 1860 in Braunschweig) war ein deutscher Klavierbauer und Unternehmer.

Leben

Grotrian wurde 13. Januar 1803 als Sohn des Ratskämmerers Julius Friedrich Daniel Grotrian und dessen Ehefrau Louise Dorothea Henriette Ehlig in Schöningen geboren. Die Taufe erfolgte in der St.-Vincenz-Kirche. Er wuchs gemeinsam mit zwei Geschwistern in seinem Elternhaus am Burgplatz auf, das später in seinen Besitz überging und heute als Sitz der örtlichen Polizei dient. Seine schulische Ausbildung erhielt er am Gymnasium in Schöningen.[1][2]

Nach einer Ausbildung bei dem Musikalienhändler Weinholtz in Braunschweig war Grotrian drei weitere Jahre bei dem Kaufmann Christian August tätig. Im Jahr 1830 begab er sich nach Moskau; die Beweggründe hierfür sind nicht überliefert.[2]

In Russland blieb Grotrian 16 Jahre lang. Er heiratete Anna Therese Thiedemann, Tochter einer wohlhabenden Familie, und gründete dort eine Familie mit vier Kindern: Wilhelm Ludwig, Franz Wilhelm, Marie Sophie Nadeshda und Carl Friedrich Albert.[3] In Moskau betrieb er eine angesehene Musikalienhandlung. Die florierende kulturelle Szene der Stadt, mit Künstlern wie Clara Schumann, Franz Liszt und Anton Rubinstein, ermöglichte ihm zahlreiche Kontakte. Durch sein feines Gespür für Klang und Qualität begann er mit dem Bau von Klavieren. Zusammen mit einem Partner namens Müller fertigte er Tafelklaviere unter dem Namen „Müller & Grotrian“. Diese Instrumente zeichneten sich durch eine platzsparende Konstruktion aus.[2]

Nach dem Tod seines Vetters Georg Gerhard Wilhelm Müller, genannt Müller-Mühlenbein, kehrte Grotrian 1856 nach Schöningen zurück, um das Erbe anzutreten. Neben dem Elternhaus am Burgplatz – einem 1767 für den Oberamtmann Freyenhagen erbauten Gebäude mit Garten – erbte er laut Karl Rose auch ein weiteres Haus in der Niedernstraße 45. In Schöningen war er unter dem Spitznamen „Russen-Grotrian“ bekannt und beliebt.[2]

Gründung der Firma Grotrian-Steinweg

Nach seiner Rückkehr lernte Grotrian den Pianofortebauer Theodor Steinweg kennen, der eine Manufaktur in Wolfenbüttel leitete. Diese war 1835 von dessen Vater Heinrich Engelhard Steinweg in Seesen gegründet worden. Heinrich Engelhard Steinweg emigrierte 1851 in die Vereinigten Staaten, wo er unter dem Namen Henry E. Steinway in New York die Firma Steinway & Sons ins Leben rief.[2]

Im Jahr 1858 trat Grotrian als Teilhaber in die Firma von Theodor Steinweg ein. Gemeinsam verlegten sie den Firmensitz nach Braunschweig in ein Patrizierhaus am Bohlweg 48. Die Mitarbeiterzahl stieg rasch auf 25 Meister und Gesellen. Bevor Theodor Steinweg 1865 seinem Vater in die USA folgte, verkaufte er seine Geschäftsanteile an die Familie Grotrian.[4][2]

Friedrich Grotrian verstarb 1860 überraschend in Schöningen an einem Blutsturz. Sein Sohn Wilhelm Grotrian trat in das Unternehmen ein, das zunächst unter dem Namen „C. F. Th. Steinweg Nachf.“ firmierte. Erst mehr als 50 Jahre später wurde der Name Grotrian-Steinweg eingeführt – nach rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem amerikanischen Unternehmen Steinway & Sons.[2]

Weitere Entwicklung des Unternehmens

Um 1900 erhielt Grotrian-Steinweg den Status eines Hoflieferanten zahlreicher europäischer Königshäuser und durfte deren Wappen zu Repräsentationszwecken nutzen. Es wurden Zweigstellen gegründet, unter anderem bestand ein firmeneigenes Orchester in Leipzig.[2]

Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden internationale Tochtergesellschaften: 1920 wurde in London die „Grotrian-Steinweg Limited“ und 1925 in Delaware (USA) die „Grotrian-Steinweg Company“ gegründet. Während des Zweiten Weltkriegs musste die Produktion auf Flugzeugteile umgestellt werden, und das Stammhaus in Braunschweig wurde bei einem Luftangriff am 15. Oktober 1944 beschädigt.[2]

Im Jahr 1948 wurde die Klavierproduktion wieder aufgenommen. 1954 wurde der Grotrian-Steinweg-Klavierspielwettbewerb ins Leben gerufen. Im Jahr 2015 übernahm die in Hongkong ansässige Parsons Music Group das Unternehmen. 2024 wurde ein Insolvenzverfahren eingeleitet; dieses ist derzeit noch anhängig.[2]

Erinnerung

In Schöningen erinnert eine Inschrift am ehemaligen Amtshaus am Burgplatz an Friedrich Grotrian. Über dem Eingang ist zu lesen:

„In dem Haus lebte später der Instrumentenmacher Georg Karl Fr. Grotrian, Mitbegründer der Klavierbaueranstalt Grotrian-Steinweg.“[2]

Literatur

  • Gotthard Schmidtke: Musikalisches Niedersachsen Künstler aus Braunschweig und der Heide, Braunschweig 1963, S. 97

Einzelnachweise

  1. Elke Stern: Söhne und Töchter der Stadt Schöningen, Band 1
  2. a b c d e f g h i j k Verena Mai: Dieser Schöninger Unternehmer lässt weltweit von sich hören. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 22. Juli 2025, abgerufen am 23. Juli 2025 (deutsch).
  3. Karl Rose: Heimatbuch der Salzstadt Schöningen, Band II
  4. Firmengeschichte seit 180 Jahren. Grotrian-Steinweg, abgerufen am 23. Juli 2025 (deutsch).