Heeresmunitionsanstalt Lehre

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Die Heeresmunitionsanstalt Lehre war eine Munitionsanstalt der Wehrmacht, die etwa auf halber Strecke zwischen Braunschweig und Wolfsburg östlich von Lehre im Forst Kampstüh auf einem rund 200 Hektar großen Gelände lag.

Wohngebäude der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt (2023)

Geschichte

 
Kampstüh mit Gebäuden der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt (2016)
 
Mahnort mit Informationstafel (2023)

Die Heeresmunitionsanstalt wurde 1934 auf einem Grundstück errichtet, das der Freistaat Braunschweig an die Heeresverwaltung veräußert hatte. Ab 1936 erfolgte dort die Munitionsproduktion für die Wehrmacht. Bis 1945 waren in der Anlage etwa 1200 Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter eingesetzt.[1] Am 12. April 1945 besetzte die 5. US-Panzerdivision das Gelände.[2] Anschließend stand es von Sommer 1945 bis Februar 1951 unter Kontrolle der britischen Besatzungsmacht.[3] In der Folge nutzten unter anderem die Bundeswehr mit der Standortmunitionsniederlage 231/2 Lehre[4] sowie die Volkswagen AG mit einem Teilelager Teile des Areals.

Bereits 1935 war südlich des Bahnhofs Lehre ein Anschlussgleis zur Schuntertalbahn angelegt worden, das die Heeresmunitionsanstalt auf einer Strecke von rund drei Kilometern verband.[5] Diese Bahnlinie diente neben dem Transport von Munition zeitweise auch dem Arbeiterverkehr von Braunschweig nach Lehre und blieb bis Anfang der 1950er-Jahre in Betrieb. 1989 erfolgte der Abbau der letzten Gleise. Das ehemalige Bahngelände wurde 2019 von einem Naturschutzverein erworben, um es als Naturgebiet zu erhalten.[6]

Heute befindet sich ein Teil der früheren Anlage in Privatbesitz und wird zu Wohn- und Gewerbezwecken genutzt. Einige Bunker sind noch vorhanden und dienen als Lebensraum für Fledermäuse. Zudem steht das Naturwaldreservat Kampstüh unter Naturschutz.[7] Seit dem 1. November 2012 sind sowohl die gesamte Gruppe der baulichen Anlagen als auch zahlreiche Einzelgebäude der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt als Denkmale eingetragen.[8]

Im Jahr 2025 wurde auf einer Fläche von 26 Hektar eine Kampfmittelräumung abgeschlossen, bei der 70.000 Munitionsaltlasten geborgen wurden.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Gudrun Fiedler, Hans-Ulrich Ludewig: Zwangsarbeit und Kriegswirtschaft im Lande Braunschweig 1939–1945. Braunschweigischer Geschichtsverein (Hrsg.), Band 39, Appelhans Verlag, Braunschweig 2003, ISBN 3-930292-78-5.
  • Dieter Lent: Kriegsgeschehen und Verluste im Zweiten Weltkrieg. In: Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Die Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region. 2. Auflage. Appelhans Verlag, Braunschweig 2001, ISBN 3-930292-28-9, S. 1026.
  • Jörg Leuschner: Wirtschaft und soziale Lage des Freistaates Braunschweig im Dritten Reich (1933–1945). In: Jörg Leuschner, Karl Heinrich Kaufhold, Claudia Märtl (Hrsg.): Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 2: Frühneuzeit. Georg Olms Verlag, Hildesheim 2008, ISBN 978-3-487-13599-1, S. 513.
  • Uwe Otte et al.: Volksgenossen, die Fahnen raus! NS-Alltag und Rüstungsproduktion in Lehre. Zur Geschichte der Ortschaft und ihrer Muna. Lehre 1990.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Neue Ausstellung: Sowjetische Kriegsgefangene in Lehre. waz-online.de vom 12. April 2018, abgerufen am 12. April 2018.
  2. Muna-Führung am 9. April basisgruppelehre.wordpress.com vom 31. März 2016, abgerufen am 15. April 2018.
  3. Muna bietet Rundgang gegen das Vergessen. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 18. Juni 2019.
  4. Standortmunitionsniederlage 231/2 Lehre. In: munlager.de. Abgerufen am 29. März 2021.
  5. Muna Lehre. In: hgli.lima-city.de. Abgerufen am 29. März 2021.
  6. Dirk Fochler: Naturschützer kaufen früheren Bahndamm. In: Helmstedter Nachrichten. Ausgabe vom 24. April 2019.
  7. Geschichte
  8. Eva Nick: Muna steht seit 2012 unter Denkmalschutz. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 4. September 2020.
  9. Lehre: Fast 70.000 Stück Munition aus dem Boden beseitigt bei ndr.de vom 22. Mai 2025

Koordinaten: 52° 19′ 32,9″ N, 10° 42′ 19,2″ O