Jürgen Kuck

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Jürgen Bernhard Kuck (* 8. Juni 1952 in Königslutter am Elm; † 9. September 2025) war ein deutscher Kunsthistoriker, Kunstpädagoge, Künstler und Autor.[1][2]

Leben

Kuck wurde 1952 in Königslutter am Elm geboren, wo der Kaiserdom schon früh eine prägende Rolle spielte. Später, während seiner Tätigkeit als Kunstpädagoge in Braunschweig, setzte er sich intensiv mit dem sogenannten Jagdfries des Doms auseinander. Besondere Aufmerksamkeit widmete er einem Relief, das zwei Hasen zeigt, die einen Jäger zu Boden bringen. Einer seiner Schüler fertigte vor mehr als zwanzig Jahren eine Zeichnung des Motivs an, die Kuck zu einer neuen Deutung anregte: Statt der Köpfe der Hasen erkannte er eine Fratze des Teufels. Diese Interpretation führte zu kontroversen Diskussionen in der Fachwelt, die ihn jedoch nicht von weiteren Forschungen abhielten. Das Relief blieb ein zentrales Thema seiner Arbeit.[1]

Kuck studierte von 1974 bis 1979 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) bei Roland Dörfler, Siegfried Neuenhausen und Malte Sartorius. Von 2002 bis 2004 hatte er dort einen Lehrauftrag. Seit 1979 war Kuck als freischaffender Künstler tätig. Sein Werk umfasst Buchkunst, Bildergeschichten, Fotografie, Malerei und Grafik. Darüber hinaus war er als Autor kunsttheoretischer und kunstdidaktischer Essays und Bücher hervorgetreten. 1983 begann Kuck eine Tätigkeit als Kunstpädagoge am Gymnasium Raabeschule in Braunschweig. 1996 übernahm er die Position des Fachleiters Kunst sowie die des Studiendirektors am Studienseminar Braunschweig.

Neben seiner wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Dom engagierte sich Kuck für die zeitgenössische Kunstszene in Königslutter am Elm. In der ehemaligen Friedhofskapelle, der sogenannten Malerkapelle, bot er jungen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform, um ihre Werke jenseits etablierter Formate zu präsentieren. Das Programm war bewusst auf Unkonventionelles, Herausforderndes und Streitbares ausgerichtet. Kuck gilt als Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Förderkreises Malerkapelle. Nach Einschätzung von Lino Heissenberg, künstlerischer Leiter und zweiter Vorsitzender des Vereins, ist es maßgeblich Kucks Verdienst, dass der Förderkreis bis heute besteht. Auch nach gesundheitlichen Rückschlägen blieb er dem Verein verbunden und nahm, soweit möglich, weiterhin an Veranstaltungen teil.[1]

Für sein kulturelles Engagement erfuhr Kuck öffentliche Anerkennung. Der Bürgermeister von Königslutter am Elm, Alexander Hoppe, würdigte ihn als Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise für Kunst und Kultur in der Region eingesetzt habe. Nach Einschätzung Heissenbergs wird Kucks Name zudem dauerhaft mit der Nähe von Malerkapelle und Kaiserdom verbunden bleiben.[1]

Die Bedeutung, die Kuck dem Dom beimaß, spiegelt sich auch in der von seiner Familie veröffentlichten Traueranzeige wider. Diese zeigt eine Abbildung der Hasenszene des Jagdfrieses, versehen mit dem Satz: „Dein ganzes Leben war dem Wissen, der Kunst und den Idealen gewidmet.“[1]

Kuck verstarb am 9. September 2025 im Alter von 73 Jahren und wurde am 26. September auf dem Friedhof an der Helmstedter Straße in Königslutter am Elm beigesetzt.[1][2]

Werk

Bild des Jagdfrieses an der Apsis am Kaiserdom Königslutter, rechts: Hasen fesseln Jäger

Der Schwerpunkt von Kucks künstlerischer Arbeit liegt auf Bildergeschichten und Comics, die klassische literarische Texte von Autoren wie Sophokles, Boccaccio, Goethe und Kafka aufgreifen. Darüber hinaus veröffentlichte er zahlreiche kunsttheoretische und kunstdidaktische Beiträge sowie kunsthistorische Studien. Bekanntheit erlangte Kuck insbesondere durch die Entdeckung eines Vexiereffekts im zentralen Relief des Jagdfrieses am hochmittelalterlichen Kaiserdom Königslutter: Zwei Hasen, die dort einen Jäger fesseln, bilden in einem Vexierbild die Fratze des Teufels. Damit konnte ein jahrhundertealtes Bildrätsel aufgeklärt werden.

In seiner jüngsten Publikation Sophokles: Antigone. In Bildern von Jürgen Bernhard Kuck ist die Teufelsfratze auf dem Titelbild dargestellt.

Ausstellungen

Einzelausstellungen

  • Der Succubus (Galerie Jürgens, Hamburg 1978)
  • Wegebilder (Galerie am Lademannbogen, Hamburg 1990)
  • Das Gold der Philosophen (Kaiserdom Königslutter, 2003)
  • Widerstand als Heiligenlegende (Haus der Kirche Berlin 2005)
  • Nikolaus, Lothar und der Teufel (Museum für Stadtgeschichte Königslutter, 2007)
  • Stammtisch und Abendmahl (Galerie auf Zeit Braunschweig, 2008)

Gruppenausstellungen

  • Grafik (Kunstverein Göttingen 1979)
  • Gewalt und Angst (Kulturinstitut der Stadt Braunschweig 1996)
  • Aktstudien (Kulturinstitut der Stadt Braunschweig 1997)
  • Bilder gegen das Vergessen (Friedenskapelle Braunschweig 1998)
  • Wege zum Ich (Gewerkschaftshaus Braunschweig, 2000);
  • Das Gold der Philosophen (Kaiserdom Königslutter, 2003);
  • Das Blut des Jägers (Malerkapelle Königslutter, 2003);
  • Wir werden gehenkt, weil wir zusammen gedacht haben (Braunschweigisches Landesmuseum, 2003)
  • Zwei Hasen, die zum Teufel werden (Aktionistischer Vortrag im Wiener Burgtheater in der Aufführung „AREA 7 – Matthäusexpedition“ von Christoph Schlingensief, 2006)

Veröffentlichungen

  • Herrn Kuliks Albträume. Bilderreihe (in: Helmuth Hartwig, Sehen lernen, Köln 1976)
  • Edgar Allan Poe: Hopp-Frosch. Eine Bildgeschichte von Jürgen Kuck (HBK Braunschweig, Braunschweig 1979)
  • Zur Entstehung und Entwicklung zeichnerischer Praxis: Das Verhältnis von Rezeption und Produktion von Bildgeschichten seit meiner Kindheit (in: Helmuth Hartwig, Jugendkultur, Hamburg 1980)
  • Richard Wagner: Tannhäuser. Eine Bildergeschichte von Jürgen Kuck (PP-Verlag, Braunschweig 1986)
  • Der Prozess gegen Anna Kleve. Eine Bildergeschichte von Jürgen Kuck (PP-Verlag, Braunschweig 1986)
  • Das Wandbild von Mascherode, Kunstpädagogik und Heimatpflege im gesellschaftlichen Raum (Braunschweigische Landschaft e.V., Braunschweig 1997)
  • Ich bin diese ganze Welt. Bilder und Geschichten zum Tarot (Verlag Michael Kuhle, Braunschweig 1997)
  • Sören Kierkegaard: Tagebuch der Verführers (in: Mein heimliches Auge XIV, Konkursbuchverlag Claudia Gehrke, Tübingen 1999)
  • Entweder – Oder. Ein Buch in Bildern von Jürgen Kuck. Mit Texten von Sören Kierkegaard (Verlag Pro Business, Berlin 2000)
  • Die Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft als Ort der Trauer, der Begegnung und des außerschulischen Lernens (in: Regionale Gewerkschaftsblätter, Heft 13, hg. v. DGB-Kreis Region Braunschweig, Braunschweig 2000)
  • Das Wahrzeichen der Weisheit: Der Jagdfries am Dom zu Königslutter (in: Jahrbuch Gymnasium Raabeschule Braunschweig 2000/2001, Braunschweig 2001)
  • Die Freiheit der Bilder (in: Bilder zum 11. September, Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft Braunschweig, Braunschweig 2001)
  • Johann Wolfgang Goethe: Faust, Erster und Zweiter Teil. In Bildern von Jürgen Bernhard Kuck (Lehmanns Media, Berlin 2001 und 2005) ISBN 9783865410948
  • Widerstand als Heiligenlegende - Helmuth James Graf von Moltke und die heilige Katharina von Alexandrien (in: Braunschweigisches Landesmuseum, Informationen und Berichte 2/2003, Braunschweig 2003)
  • Nikolaus, Lothar und der Teufel. Der Jagdfries am Dom zu Königslutter als kosmisches Rätsel (Museum für Stadtgeschichte Königslutter, Königslutter 2007) ISBN 9783000218965
  • Marsilio Ficino: Stammtisch und Abendmahl. Zeichnungen und Gemälde von Jürgen Bernhard Kuck (Lehmanns Media, Berlin 2008) ISBN 9783865412706
  • Sophokles: Antigone. In Bildern von Jürgen Bernhard Kuck (Lehmanns Media, Berlin 2008) ISBN 9783865412829

Beiträge in BDK-Mitteilungen und BDK-Rundbriefe

  • Filmanalyse (in: BDK-Rundschreiben 1/85, Hannover 1985)
  • Das Buch als Gesamtkunstwerk (in: BDK-Rundschreiben 2/86, Hannover 1986)
  • Brudermord im Altwasser – Kinder, die töten (in: BDK-Mitteilungen 2/93, Hannover 1993)
  • Aktdarstellung im Kunstunterricht (in: BDK-Mitteilungen 4/97, Hannover 1997)
  • Bilder gegen das Vergessen (in: BDK-Mitteilungen 1/99, Hannover 1999)
  • Das Symposion von Platon als Ausgangspunkt für eine Systematik der Kunst. Kunst- und ideengeschichtliche Forschung im Unterricht (in: BDK-Mitteilungen 2/00, Hannover 2000)
  • Die Kunst der Erinnerung. Transformation und Assimilation von Mythen in der Facharbeit (BDK-Mitteilungen 2/01, Hannover 2001)
  • Teufel auch! Vom Vorrang der Anschauung gegenüber Begriffen (in: BDK-Mitteilungen 1/02, Hannover 2002)
  • Kunst und Comic. Der Logos und seine Inkorporation (in: BDK.Mitteilungen 4/03, Hannover 2003)
  • Wunsch- und Zerrbilder des Faches Kunst. Zur Tradition und Aktualität von Utopismus

Besprechungen

  • Diffamierung und Destruktion in der Fachdidaktik (in: BDK-Mitteilungen 1/05, Hannover 2005)
  • Illustration 63. Zeitschrift für die Buchillustration Heft 1/1988, Seite 23–26; Heft 1/1998, Seite 34–35; Heft 1/2003, Seite 27–28.
  • Comic-Speedline, Heft 65, Seite 17.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Streitbar und hartnäckig: Jürgen Kucks Stimme ist für immer verstummt. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 26. September 2025, abgerufen am 27. September 2025.
  2. a b Traueranzeige. In: trauer38. 20. September 2025, abgerufen am 27. September 2025.