Kloster Mariental

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Luftaufnahme des Klosters Mariental (2023), inlusive der Klosterkirche (links unten), der Klostergebäude, des Patorats (oben mittig), der ehemaligen Ställe und des Taubenturms (rechts oben).

Das Kloster Mariental ist ein denkmalgeschütztes ehemaliges Kloster in Mariental-Dorf im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland.

Geschichte

Das Kloster Mariental wurde im Jahr 1138 durch Pfalzgraf Friedrich II. von Sommerschenburg als Zisterzienserabtei gegründet. Es diente zugleich als Familienkloster mit einer vorgesehenen Erbbegräbnisstätte. Die erste Mönchsgemeinschaft bestand aus Abt Bodo aus dem Kloster Amelungsborn und zwölf Mönchen aus Altenberg bei Köln.

Die Klosteranlage mit ihrer romanischen Bausubstanz entstand südlich der Klosterkirche um einen zentralen Kreuzgang und ist weitgehend erhalten geblieben. Nach dem Aussterben der Gründerfamilie 1179 ging die Schutzvogtei an Heinrich den Löwen über. Mariental entwickelte sich im Spätmittelalter zu einer der bedeutendsten Zisterzienserabteien Norddeutschlands. Sein Besitz reichte bis in die Regionen um Magdeburg und Braunschweig.

Im Zuge der Reformation kam das Kloster 1542 unter evangelische Verwaltung und wurde 1569 endgültig säkularisiert. Die Gebäude dienten fortan verschiedenen schulischen und wirtschaftlichen Zwecken. Eine evangelische Klosterschule bestand bis 1745, und 1810 wurde der Konvent schließlich vollständig aufgelöst. Die Anlage wurde zur Staatsdomäne, wobei zahlreiche Gebäude erhalten blieben.

Heute ist die Anlage mit der dazugehörigen landwirtschaftlichen Domäne Eigentum der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.

Beschreibung

Die Anlage des ehemaligen Zisterzienserklosters stellt ein ortsbildprägendes Ensemble von hoher geschichtlicher und künstlerischer Bedeutung dar. Der Gebäudekomplex umfasst im Kern mittelalterliche Klosterbauten sowie weitläufige Wirtschaftsgebäude der Domäne, die überwiegend im 19. Jahrhundert unter Verwendung von Velpker Sandstein errichtet wurden. Zum Klostergut gehören neben dem westlich der Klostergebäude gelegenen Wirtschaftshof auch ein östlich angrenzender Kirchhof sowie das weitläufige Klostergelände.

Klosterkirche St. Maria

St. Maria

St. Maria (2015)

St. Maria (2015)

Basisdaten
Konfession evangelisch-lutherisch
Ort Mariental-Dorf, Deutschland
Landeskirche Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig
Baubeschreibung
Baustil Romanik
Bautyp Basilika
Koordinaten 52° 16′ 33,4″ N, 10° 59′ 6,2″ OKoordinaten: 52° 16′ 33,4″ N, 10° 59′ 6,2″ O
Vorlage:Infobox Kirchengebäude/Wartung/Funktion und Titel fehltEvangelisch-lutherische Landeskirche in BraunschweigVorlage:Infobox Kirchengebäude/Wartung/Widmung oder Patrozinium fehlt

Die Klosterkirche St. Maria ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude. Die evangelisch-lutherische Kirche gehört zur Kirchengemeinde Mariental–Barmke im Pfarrverband Helmstedt-Nord der Propstei Helmstedt der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig.

Geschichte

Zeitgleich mit der Gründung des Klosters im Jahr 1138 begann der Bau der Klosterkirche St. Marien, die 1146 geweiht wurde. Der Kirchenbau folgt den strengen Bauvorgaben des Zisterzienserordens und verzichtet auf einen repräsentativen Westturm. Stattdessen wurde im 19. Jahrhundert ein schlichter Vierungsturm errichtet.

Die Kirche zeichnet sich durch ihre romanischen Bauformen und ein bemerkenswertes Bandrippengewölbe im Chor aus, das stilistisch an oberrheinisch-elsässische Vorbilder erinnert. Bauliche Veränderungen gab es bereits im frühen 13. Jahrhundert an den Querhauskapellen und an der Wölbung des Chors. Im Laufe der Jahrhunderte wurden einzelne Kapellen abgetragen, so etwa 1762 und 1839.

Zwischen 1879 und 1894 erfolgten umfassende Restaurierungen: Die Außenmauern wurden erneuert, Fenster umgestaltet und das Westportal modernisiert. Von 1883 bis 1888 erhielt die Kirche eine historistische Innenausstattung sowie eine vollständige Ausmalung der Kirchenschiffe. Als romanischer Sakralbau des Zisterzienserordens der Altenberger Filiation besitzt die Kirche bis heute eine hohe kulturhistorische Bedeutung.

Beschreibung

Die Kirche ist eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit Querhaus und geradem Chorschluss, errichtet aus sorgfältig gefügtem Sandsteinquadermauerwerk; einige Partien bestehen aus Bruchsteinmauerwerk. Der Bau begann nach der Stiftung im Jahr 1138 mit dem Chorbereich im Osten. Das Langhaus und die Westfassade wurden nach 1150 ausgeführt. In Übereinstimmung mit den Ordensregeln entstand der Bau zunächst ohne dekorativen Zierrat.

Der Obergaden und die Seitenschiffe sind mit Rundbogenfenstern ausgestattet. An der südlichen Außenwand sind anhand erhaltener Konsolen die Reste des ursprünglichen Kreuzgangs erkennbar, der um 1840 abgebrochen wurde. Dieser Kreuzgang enthielt zahlreiche fürstliche Wappen und Grablegen.

Die Westfassade wurde in einer Ausführung ohne Portal nach Westen verlängert. Sie ist mit einem Rundbogenfries und Lisenen sowie einem gestuften Säulenportal mit umlaufendem Sockel gestaltet. Am nördlichen Querhausarm befindet sich ein Portal, das im Zuge baulicher Veränderungen an den Querhauskapellen zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstand.

Der Chor erhält durch ein hohes Maßwerksfenster aus dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts Tageslicht. Im 19. Jahrhundert wurde über der Vierung ein neuer Dachreiter aufgesetzt. Dieser besitzt einen schiefergedeckten Glockenstuhl mit rundbogigen Schallarkaden, eine Turmuhr sowie eine blechgedeckte Zwiebelhaube mit Laterne.

Das Innere der Kirche weist ein flachgedecktes, achtjochiges Langhaus und Querhaus auf, das vermutlich nach 1150 vollendet wurde. Die Arkadenpfeiler besitzen schwere Basen und Kämpfer mit unregelmäßig wechselnden Profilen. Der Chor wurde Ende des 12. Jahrhunderts mit einem Bandrippengewölbe überwölbt. An der südlichen Stirnwand führt eine Treppe zum ehemaligen Mönchsdormitorium, eine weitere am südwestlichen Ende zur ehemaligen Unterkunft der Laienbrüder.

Die Ausstattung und Raumgestaltung stammen im Wesentlichen aus dem 19. Jahrhundert. Ein integraler Bestandteil ist die Orgel auf der Westempore, die 1890 von der Firma Furtwängler (Hannover) erbaut wurde. Zahlreiche Grabdenkmäler sind erhalten, darunter ein gotisches Grabepitaph des Abtes Eberhard.

Die Baugeschichte umfasst folgende Etappen: 1138 Baubeginn, 1146 Weihe der Ostteile, Anfang des 13. Jahrhunderts Umbauten an den Querhauskapellen und der Chorwölbung, umfassende Restaurierungsmaßnahmen in den Jahren 1879 bis 1894 (insbesondere 18831888), sowie bauarchäologische Untersuchungen in den Jahren 1983 bis 1986.

Orgel

Furtwängler & Hammer-Orgel

Die Orgel auf der Westempore mit einem historisierenden Freipfeifenprospekt wurde 1890 von der Orgelbaufirma P. Furtwängler & Hammer erbaut. Das grundtönig disponierte Kegelladen-Instrument hat 18 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind mechanisch. Nach mehreren Umbauten wurde das Instrument 2002 von Orgelbaumeister Christoph Grefe, Ilsede, grundlegend restauriert.[1]

I Hauptwerk C–f3
1. Bordun 16′
2. Prinzipal 8′
3. Hohlflbte 8′
4. Gamba 8′
5. Octave 4′
6. Flöte 4′
7. Quinte 2 2/3′
8. Oktave 2′
9. Mixtur II-III
II Nebenwerk C–f3
10. Lieblich Gedackt 8′
11. Geigend Prinzipal 8′
12. Salicional 8′
13. Gemshorn 4′
Pedal C–d1
14. Prinzipalbass 16′
15. Subbass 16′
16. Oktavbass 8′
17. Cello 8′
18. Posaune 16′
  • Koppeln: II/I, I/P
  • Spielhilfen: Kalkantenruf, Evakuant, Pleno-Tritt

Beisetzungen

  • Joachim Karl (15731615), Dompropst zu Straßburg, ab 1608 Hofhaltung in Calvörde.[2]

Literatur

  • Ernst Andreas Friedrich: Das Kloster Mariental. In: Wenn Steine reden könnten. Band IV, Landbuch-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-7842-0558-5, S. 116–118.
  • Mathias Haenchen: Romanische Baukunst in Mariental. In: Braunschweigischer Vereinigter Kloster- und Studienfonds (Hrsg.): Das Zisterzienserkloster Mariental bei Helmstedt : 1138–1988. München 1989, ISBN 3-4220-6038-3, S. 45–74.
  • Das Zisterzienserkloster Mariental bei Helmstedt. 1138–1988. Deutscher Kunstverlag, München 1988, ISBN 3-422-06022-7.
  • Christiane Raabe: Das Zisterzienserkloster Mariental 1138 bis 1337: Die Besitz- und Wirtschaftsgeschichte unter Einbeziehung der politischen und ordensgeschichtlichen Stellung. Duncker & Humblot, Berlin 1995.
  • Beat von Scarpatetti, Klaus-Peter Schäffel: Scriptorium im Zisterzienserkloster Mariental. Versuch der Rekonstruktion einer "Schreibstube der Romanik" im Rahmen des kulturhistorischen Projektes "Zeitenreise – Wege in die Romanik". Basel 1998, OCLC 757804293.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mariental Helmstedt. In: Internetpräsenz. Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig, abgerufen am 6. August 2019 (Mit Hörprobe).
  2. Rudi Fischer: 800 Jahre Calvörde – Eine Chronik bis 1991.