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Universität Helmstedt: Unterschied zwischen den Versionen

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Durch die Dominanz der rigoros orthodox-lutherisch ausgerichteten Theologischen Fakultät in Helmstedt, begann die Attraktivität der ''Academia Julia'' zu sinken. Mit der Errichtung weiterer Hochschulen in Norddeutschland, z.&nbsp;B. der Universität Kiel (1665), besonders aber mit der Gründung der ''Reformuniversitäten'' in Halle (1692) und vor allem Göttingen (1734) wandelte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Universität Helmstedt zu einer reinen ''Provinz-Universität'' für die studierende Einwohnerschaft des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel. Daran änderte auch ein kurzes Ansteigen der Immatrikulationszahlen im Zuge des Siebenjährigen Krieges nichts. Im Jahre 1795 studierten nur noch 97 junge Männer in Helmstedt. Mit dem Untergang des Alten Reiches 1803/06 kam Helmstedt unter die Verwaltung des napoleonisch kontrollierten Königreichs Westphalen unter König Jérôme Bonaparte, in dem mit Marburg, Rinteln, Göttingen und Halle weitere Universitäten bestanden. Der Verwaltungsreform im Königreich Westphalen unter Minister Johannes von Müller fielen die Universitäten Rinteln und Helmstedt zum Opfer. Die ''Academia Julia'' wurde auf Anordnung König Jérômes vom Dezember 1809 mit Ende des Wintersemesters 1809/10 im Mai 1810 geschlossen.<ref>U. Alschner, Universitätsbesuch in Helmstedt 1576−1810, Wolfenbüttel 1998</ref>
Durch die Dominanz der rigoros orthodox-lutherisch ausgerichteten Theologischen Fakultät in Helmstedt, begann die Attraktivität der ''Academia Julia'' zu sinken. Mit der Errichtung weiterer Hochschulen in Norddeutschland, z.&nbsp;B. der Universität Kiel (1665), besonders aber mit der Gründung der ''Reformuniversitäten'' in Halle (1692) und vor allem Göttingen (1734) wandelte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Universität Helmstedt zu einer reinen ''Provinz-Universität'' für die studierende Einwohnerschaft des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel. Daran änderte auch ein kurzes Ansteigen der Immatrikulationszahlen im Zuge des Siebenjährigen Krieges nichts. Im Jahre 1795 studierten nur noch 97 junge Männer in Helmstedt. Mit dem Untergang des Alten Reiches 1803/06 kam Helmstedt unter die Verwaltung des napoleonisch kontrollierten Königreichs Westphalen unter König Jérôme Bonaparte, in dem mit Marburg, Rinteln, Göttingen und Halle weitere Universitäten bestanden. Der Verwaltungsreform im Königreich Westphalen unter Minister Johannes von Müller fielen die Universitäten Rinteln und Helmstedt zum Opfer. Die ''Academia Julia'' wurde auf Anordnung König Jérômes vom Dezember 1809 mit Ende des Wintersemesters 1809/10 im Mai 1810 geschlossen.<ref>U. Alschner, Universitätsbesuch in Helmstedt 1576−1810, Wolfenbüttel 1998</ref>


Die Studenten der Universität Helmstedt waren für ihre ausgeprägte Neigung zu Duellen bekannt. Ein zeitgenössisches Sprichwort der deutschen Studentenschaft lautete:
Den Helmstedter Studenten wurde eine ausgeprägte Neigung zu Duellen nachgesagt. Erdmann Uhse nahm 1710 folgende Verse in sein ''Universal-geographisch-historisches Lexicon'' auf:
:::„''Wer von Jena kömpt ohne Weib''
::„Wer von Wittenberg kommt mit gesunden Leib /
:::''von Wittenberg mit gesundem Leib''
::Von Leipzig und Tübingen ohne Weib /
:::''von '''Helmstadt''' ohn geschlagen''
::Von Jena und Helmstädt ungeschlagen /
:::''weyß wol von Glück zu sagen.“''
::Der kan von grossem Glücke sagen.“<ref>Artikel ''Wittenberg'' [http://books.google.de/books?pg=RA1-PA543 S. 543 linke Spalte books.google.de]. Siehe auch F. Hermann Meyer: ''Studentica. Leben und Sitten deutscher Studenten früherer Jahrhunderte. Leipzig 1857 [http://books.google.de/books?id=TTcBAAAAYAAJ&pg=PA6 S. 6 books.google.de]</ref>
 
Dieser Ruf verdankt sich wahrscheinlich der Grabplatte des Studenten Alexander Kock in der [[St.-Stephani-Kirche]], der am 26. Februar 1584 den bei einem Duell erlittenen Verletzungen erlegen war.<ref>http://www.inschriften.net/helmstedt/inschrift/nr/di061-0084.html</ref> Ein Duell mit tödlichem Ausgang aus der Endzeit der Julia Carolina dient als Hintergrund in Wilhelm Raabes Erzählung ''[[Die alte Universität]]'' (1858) um das historisch verbürgte Treffen der Absolventen der Universität am 29. Mai 1822.<ref>Wilhelm Raabe: ''Sämtliche Werke. Braunschweiger Ausgabe'' Band 2, 2. Aufl. 1992, III. Anmerkungen [http://books.google.de/books?id=Vs0TQ0U0uHcC&pg=PA597 S. 597 ff. books.google.de]</ref> Raabe zitiert dort auch das lateinische Erinnerungslied:
::„Fato cessit Julia, | Silent professores, | Vacant auditoria, | Sola nos memoria | Vocat auditores.“<ref>[http://books.google.de/books?id=_5g7AAAAcAAJ&pg=PA21 books.google.de S. 21]</ref>
 
(„Dem Schicksal erlag Julia, | still sind die Professoren, | leer stehen die Hörsäle, | einzig die Erinnerung | ruft uns Hörer herauf.“  Melodie: ''Gaudeamus igitur'')


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Datei:Universität Helmstedt Collegienflügel.jpg|Collegienflügel
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Der Schriftsteller Wilhelm Raabe verlegte ein bekanntes Helmstedter Studentenduell (aus dem Jahr 1584) in die Endzeit der Julia Carolina, als er 1858 das 1822er Helmstedter Erinnerungstreffen der ehemaligen Studenten zum Gegenstand seiner Erzählung ''[[Die alte Universität]]'' machte, und zitiert dort auch das lateinische Erinnerungslied: „''Fato cessit Julia, | Silent professores, | Vacant auditoria, | Sola nos memoria | Vocat auditores.''“ („Dem Schicksal erlag Julia, | still sind die Professoren, | leer stehen die Hörsäle, | einzig die Erinnerung | ruft uns Hörer herauf.“ Melodie: ''Gaudeamus igitur'')


== Ehemalige Universitätsbibliothek Helmstedt ==
== Ehemalige Universitätsbibliothek Helmstedt ==

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