Treue-Bekenntnisse … und keine Vereinsmeierei – TSV „Treue“ Alversdorf (1903 bis 1965)
Treue-Bekenntnisse … und keine Vereinsmeierei – TSV „Treue“ Alversdorf (1903 bis 1965) ist eine Chronik über den TSV Treue Alversdorf von Dietrich Isensee aus dem Jahr 2011. Dieser Artikel hat das Ziel, die gesamte Chronik als enzyklopädischen Artikel abzubilden und wird lediglich an die neue Rechtschreibung angepasst.
Alversdorfer Sportgeschichte
Im Sommer des Jahres 1903 wurde ein Turnverein in Alversdorf gegründet. Durch Werbung wurde zu einer Versammlung im August 1903 in den Gasthof Pinkernelle eingeladen. Zu dieser Gründungsversammlung erschienen 26 Personen und gründeten den Verein, den sie Turnverein Jahn Alversdorf nannten. Aus ihrer Mitte wählten die Männer einen siebenköpfigen Turnrat, mit dem „Vereinsgründer“ Wilhelm Seifert sen. an der Spitze.
Man bestimmte den Gasthof Pinkernelle zum Vereinslokal und beschloss, die Turnübungen im dortigen Saal zweimal wöchtentlich durchzuführen. An den Turnrat erging der Auftrag, umgehend ein Statut auszuarbeiten und dieses der anberaumten Generalversammlung vorzulegen. Die vom Turnrat ausgearbeiteten Statuten – bestehend 10 §§ im ersten Teil und 19 §§ einer Turnordnung im zweiten Teil – wurden von der Generalversammlung akzeptiert und verabschiedet.
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 wurde ausschießlich das Turnen betrieben. Erst nach Kriegsende 1918 und Wiederaufnahme der Aktivitäten öffnete sich der Verein nun auch anderen Sportarten, zum Beispiel Leichtathletik und Fußball. Die Tatsache, dass zu jener Zeit auch der Fußballsport praktiziert wurde, stellt in zweierlei Hinsicht einen besonderen Befund dar. Zum einen waren es gerade Turner, die in der Frühphase dieses Sports dem Fußballspiel ablehnend, ja sogar feindselig gegenüberstanden. Zum anderen handelte es sich beim Turnverein Jahn um einen Arbeitersportverein innerhalb des Arbeiter-Turnbundes, also eines Dachverbandes, der sich zu jener Zeit noch kategorisch vom Gedanken des sportlichen Wettkampes distanzierte, der jedoch wie jedem Manschaftsspiel auch im Fußball innewohnt, ja ihn geradezu konstituiert. Offenbar kam es auch nicht zur Bildung einer kontinuierlich spielenden, Wettkämpfe suchenden Fußballmannschaft oder -riege. Vermutlich wurde lediglich durch gelegentliches Fußballspielen in den Sommermonaten – sogenannte „Gesellschaftsspiele“ – das Spektrum der im Freien zu betreibenden Turnspiele erweitert. Zur Gründung von reinen Sportvereinen kam es erst später, im ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts.
Ende 1920 beschlossen die Mitglieder der Fußballriege, ihren Stammverein, den Turnverein Jahn, zu verlassen. Sie gründeten am 9. Januar 1921 den Fußball-Club Minerva 1921 Alversdorf. Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wählte man Wilhelm Seifert jun.
Der Verein gehörte zu Beginn dem Arbeiter-Turn- und Sportverband an, verließ diesen aber bald wegen organisatorischer Unzulänglichkeiten und schloss sich dem Norddeutschen Sportverband – Gau Helmstedt – an.
Der Verein spielte mit drei Herrenmannschaften und zwei Jugendmannschaften auf dem Sportplatz am „Schwarzen Berg“. Zu jedem Spiel mussten die Aktiven die Tore für das Spielfeld aus dem Gebäude der Brennerei zum Sportplatz tragen, aufbauen und nach dem Spiel musste der umgekehrte Weg beschritten werden.
Erstaunlich, dass ein so kleiner Verein fünf Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen lassen konnte. Es ist zu vermuten, dass anfangs auch Sportler aus dem beachbarten Offleben, wo es erst ab 1924 einen Fußball-Club gab, ein Teil der Mannschaften waren. Belege für diese Annahme gibt es nicht.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP) binnen weniger Wochen nach der gewonnenen Reichstagswahl am 5. März 1933 wurde unter dem Begriff „Gleichschaltung“ der Arbeitersport verboten, seine Verbände und Vereine aufgelöst. Davon war auch der Sport in Alversdorf betroffen. Die Folge: „Jahn“ und „Minerva“ beschlossen, unter dem Namen Turn- und Sportverein (TSV) Alversdorf gemeinsam Sport zu treiben. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stellte der Verein im Jahre 1940 notgedrungen den Spielbetrieb ein. Der zweite Weltkrieg endete mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands.
Grundlage für das Aufleben des Sports im Nachkriegsdeutschland bildete die Direktive 23 des Alliierten Kontrollrats vom 17. Dezember 1945. Den Möglichkeiten dieser Anordnung folgend lud Alversdorfs Bürgermeister Hildebrandt 1946 einige Persönlichkeiten des Ortes zu sich ins Gemeindebüro ein, um die neue Situation zu erörtern.
Es folgte die Neugründung des TSV Alversdorf am 9. März 1946. Nach ersten Sondierungsgesprächen zwischen Hans Köster, Gustav Bethge, Otto Märtens und Franz Thiemann kam es dann zur ersten Vereinsversammlung im Gebäude der Gemeindeverwaltung. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Verein 72 Mitglieder. Die Sportarten Turnen, Fußball, Handball, Tischtennis, Boxen und Schwimmen wurden den Vereinmitgliedern angeboten.
Bei der nächsten Mitgliederversammlung am 24. November 1946 wurden fast 500 Anwesende gezählt. Er herrschte Aufbruchstimmung in Alversdorf!
Am 4. April 1950 wurde dem Vereinsnamen das Wort „Treue“ hinzugefügt. Der Verein hieß nun TSV Treue Alversdorf und erlebte in den 1950er-Jahren seine Blütezeit. Meisterschaften wurden errungen, der Sportplatz wurde „runderneuert“ und ein weiterer Sportplatz geschaffen.
Gegen Ende der 1950er-Jahre änderte sich das Bild. Es mehrten sich die Vereinsaustritte als Folge der stärker werdenden Umsiedlung der Alversdorfer Bürger. Es kamm zum Abstieg der 1. Herrenmannschaft aus der Bezirksklasse und zur Auflösung der 2. Herrenmannschaft.
Nachdem im Frühjahr 1965 auch die 1. Herrenmannschaft ihren Spielbetrieb einstellen musste – es standen nicht mehr ausreichend Spieler zur Verfügung – folgte zum 31. Dezember 1965 die Auflösung des TSV Treue Alversdorf.
Das verbliebene Inventar wurde dem Heimatmuseum Schöningen übergeben.