Die Glashütte war ein Glasproduktionsbetrieb an der Emmerstedter Straße in Helmstedt im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland, der von 1890 bis 1930 bestand. Die Unternehmensgeschichte war geprägt von wirtschaftlichen Schwankungen, mehrfachen Eigentümerwechseln und strukturellen Veränderungen. Trotz des Endes der Glasproduktion blieb die Bezeichnung „Glashütte“ im örtlichen Sprachgebrauch über Jahrzehnte erhalten.[1]

Glashütte

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 18901930
Anschrift Emmerstedter Straße
Helmstedt

Geschichte

Der Betrieb wurde 1890 von Wilhelm Hampe jun. an der Emmerstedter Straße gegründet. Zum Werksgelände gehörte auch der ehemalige jüdische Friedhof am Schwarzen Berg. Dieser Begräbnisplatz war der jüdischen Gemeinde 1813 auf deren Bitte hin zugewiesen worden. Aufgrund der Beschaffenheit des Bodens aus Quarzsand und finanzieller Schwierigkeiten bei der geplanten Einfriedung erhielt die Gemeinde 1892 einen neuen Friedhof an der Magdeburger Straße.[1]

Wilhelm Hampe war ein Enkel des Knopfmachers Andreas Ludwig Hampe und leitete nach dem Tod seines Vaters die Spinnerei Hampe. Mit der Gründung der Glashütte verbanden sich hohe Erwartungen, die jedoch nicht erfüllt wurden. Eine für den Export nach England bestimmte Lieferung von Flaschen wurde aufgrund einer Glasverfärbung nicht abgenommen. Die daraus resultierenden finanziellen Probleme führten dazu, dass sich Hampe am 30. März 1892 das Leben nahm. Die aus seiner Lebensversicherung stammenden Mittel ermöglichten jedoch die Fortführung der Glasproduktion.[1]

Anfangs produzierte die Glashütte mundgeblasenes Hohlglas. Aufgrund sinkender Nachfrage infolge wachsender Konkurrenz verlagerte sich der Schwerpunkt bald auf die Herstellung von Fensterglas. Nach 1900 erfolgten Betriebserweiterungen und Modernisierungen sowie die Umwandlung in eine GmbH und später in eine Aktiengesellschaft. Zu dieser Zeit beschäftigte das Unternehmen rund 200 Arbeiter.[1]

 
Glashütte (1925)

Trotz der Expansion konnte sich die Glashütte langfristig nicht gegen die Konkurrenz behaupten. Ende Dezember 1930 wurde der Schmelzofen stillgelegt. In den Folgejahren gab es mehrere Versuche, die Glasproduktion wieder aufzunehmen. Im Stadtarchiv Helmstedt befindet sich eine Akte mit dem Titel „Bestrebung zur Wiederinbetriebnahme der Helmstedter Glashütte 1930 bis 1951“, die unter anderem ein Gutachten über die besondere Qualität des Glassandvorkommens an der Emmerstedter Straße enthält.[1]

1943 übernahm die Helmag das Gelände und stellte Flugzeugteile für die Lutherwerke in Braunschweig her. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man mit der Produktion von Küchenherden, die jedoch im Dezember 1945 auf Anweisung der Militärregierung eingestellt wurde.[1]

Anschließend nutzte die HellacHelmstedter Lack- und Chemische Fabrik – die Gebäude. Nach der Einstellung der Produktion wurden die Fabrikgebäude und die Wohnkolonie der Glashütte abgerissen. Erhalten blieb lediglich das ehemalige Verwaltungsgebäude.[1]

Eine Helmstedter Zeitung berichtete 1931, dass Fachleute das Glas der Helmstedter Glashütte als das beste deutsche Glas bezeichnet hätten.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Vergeblicher Kampf für die Glashütte – Großbetrieb an der Emmerstedter Straße in Helmstedt stellte hochwertiges Tafelglas her – Später Wohnkolonie. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 24. November 2009.