Heinrich Wilhelm Appel

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Heinrich Wilhelm Appel (* 27. September 1850 in Schöningen; † 29. Juli 1923 in Hannover) war ein deutscher Kaufmann und Fabrikant, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Herstellung einer verbesserten deutschen „Majonäse“ für den Namen Appel Weltgeltung errang.[1][2]

Leben

Appel wurde am 27. September 1850 in Schöningen geboren. Sein Vater, Carl Franz Heinrich Appel, stammte aus Braunschweig und war als Clus-Prediger und Pastor diaconus an der St.-Vincenz-Kirche tätig.[1] Appel wuchs in einer Pastorenfamilie auf und absolvierte laut Karl Rose eine „harte Lehrzeit“ in Salzwedel.[3] Später heiratete er Anna Louise Karoline Dorothea Gerloff.

Im Jahr 1879 gründete Appel in Hannover ein Unternehmen, das zunächst als Vertretung einer Braunschweiger Zuckerfirma tätig war, jedoch bald den Zuckerhandel auf eigene Rechnung betrieb.[3] Das Unternehmen entwickelte sich weiter und befasste sich auch mit der Vermietung von Lagerstätten sowie dem Transportwesen. Ein zusätzlicher Unternehmenszweig produzierte Tafelsenf, dessen Fabrikation laut Rose erfolgreich war.[1]

Neben Senf stellte das Unternehmen zunehmend auch Fischkonserven her. Der Vertrieb von eingelegten Fischen für ein Hamburger Unternehmen führte Appel zur eigenständigen Produktion, womit die Spezialisierung auf Feinkostwaren begann. Der Begriff „Feinkost“ wurde später von seinem Sohn Heinz geprägt; zur Zeit von Heinrich Wilhelm Appel war noch die Bezeichnung „Delikatessen“ gebräuchlich.[1]

Ein bedeutender Entwicklungsschritt war die industrielle Herstellung von Mayonnaise, die ab 1905 zunächst für Fischkonserven, später auch lose und in Packungen für den Hausgebrauch produziert wurde. Die Mayonnaise erfreute sich großer Beliebtheit und wurde unter anderem mit dem Slogan „nahrhaft, vitaminhaltig, für jeden erschwinglich“ beworben.[3] Bereits 1903 ließ Appel „Tomato-Catsup“ herstellen – die heute übliche Schreibweise „Ketchup“ setzte sich erst später durch.[4][1]

Appel eröffnete Zweigwerke in Altona (1911) und auf Rügen (1916). Zudem führte er 1916 eine betriebliche Sozialfürsorge ein. Der Erste Weltkrieg führte zwar zur Zerschlagung seiner Ausfuhrorganisation, doch konnte diese in der Folgezeit wieder aufgebaut werden. Während des Krieges wurden unter anderem geräuchertes Walfischfleisch und Muscheln verarbeitet, letztere im Einklang mit der staatlichen Ernährungspropaganda.[4][1]

Im Betrieb wurden auch Pasten in Tuben wie Krebsextrakt, Sardellenpaste oder Senf hergestellt. Einige Produkte wurden international ausgezeichnet, etwa bei der Weltausstellung in Brüssel im Jahr 1910. Der 1909 errichtete Fabrikneubau galt als modern und hygienisch. Die Belegschaft profitierte von frühen sozialen Leistungen wie Erholungsurlaub, einer firmeneigenen Badeanstalt und einer Leihbibliothek.[4][1]

Appel verstarb am 29. Juli 1923 in Hannover. Das Unternehmen wurde daraufhin von seinem Sohn Heinz Appel übernommen.

Bedeutung

Unter der Leitung von Heinrich Wilhelm Appel entwickelte sich das Unternehmen zu einem der größten deutschen Feinkostbetriebe. In der Folgezeit arbeiteten zeitweise bis zu 1.500 Personen für das Unternehmen. Produkte mit dem charakteristischen Hummer-Logo, das vor dem Ersten Weltkrieg von der Künstlerin Änne Koken entworfen wurde, wurden in über 40 Länder exportiert.[4]

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk zerstört, jedoch ab 1949 mit der Produktion von Mayonnaise neu gestartet. In den 1970er-Jahren sah sich das Unternehmen zunehmender Konkurrenz durch Handelsmarken gegenüber. Ein Angebot zur Kooperation mit Aldi wurde abgelehnt. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten stellte das Unternehmen 1975 den Betrieb ein. Heute produziert Maris Food in Cuxhaven unter dem Namen Appel Feinkost weiterhin Feinkostwaren. Sowohl der Markenname als auch das Hummer-Logo blieben erhalten.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Waldemar R. Röhrbein: Appel, (1), Heinrich Wilhelm. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 30.
  2. Verena Mai: Dieser weltbekannte Unternehmer wurde in Schöningen geboren. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 17. Juni 2025, abgerufen am 19. Juni 2025.
  3. a b c Karl Rose: Heimatbuch IV, 1947.
  4. a b c d Simon Benne: Firma Appel – Mythen in Tüten. In: Hannoversche Allgemeinen Zeitung. 6. September 2013, abgerufen am 19. Juni 2025.