Kaiserdom Königslutter: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Jagdfries ===
=== Jagdfries ===
[[Datei:Kaiserdom Jagdfries.jpg|mini|Jagdfries an der Apsis mit Szene: Hasen fesseln Jäger]]
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Der sogenannte Jagdfries an der Außenwand der Apsis zeigt eine Szene mit dem Titel „Hasen fesseln Jäger“, die mehrfach unterschiedlich interpretiert wird. Die Mehrzahl der Forschung deutet diese Szene auf Grundlage biblischer Texte sowie spätantiker und mittelalterlicher Auslegungsliteratur – etwa den Schriften der Kirchenväter oder des Physiologus – als Symbol des Sieges des Guten über das Böse. Der Kunsthistoriker Jürgen Bernhard Kuck sieht hingegen im Fries eine Inszenierung des Menschen als Opfer des Teufels. Die Szene „Hasen fesseln Jäger“ versteht er als ein Vexierbild, das bewusst hinter der Mauer angebracht wurde, hinter der sich im Innenraum der Apsis der Altar befindet.
Der sogenannte Jagdfries an der Außenwand der Apsis zeigt eine Szene mit dem Titel „Hasen fesseln Jäger“, die mehrfach unterschiedlich interpretiert wird. Die Mehrzahl der Forschung deutet diese Szene auf Grundlage biblischer Texte sowie spätantiker und mittelalterlicher Auslegungsliteratur – etwa den Schriften der Kirchenväter oder des Physiologus – als Symbol des Sieges des Guten über das Böse. Der Kunsthistoriker [[Jürgen Bernhard Kuck]] sieht hingegen im Fries eine Inszenierung des Menschen als Opfer des Teufels. Die Szene „Hasen fesseln Jäger“ versteht er als ein Vexierbild, das bewusst hinter der Mauer angebracht wurde, hinter der sich im Innenraum der Apsis der Altar befindet.


Am Ende des Jagdfrieses befindet sich eine spiegelverkehrte Inschrift „Hoc opus eximium vario celamine mirum sc(ulpsit)“ – „Dieses vortreffliche Werk, durch mannigfaltige Meißelarbeit wunderbar, hat gemeißelt“ –, die an der Stelle abbricht, an der üblicherweise ein Künstlername zu erwarten wäre. Stattdessen zeigt die Darstellung einen Jäger, der einen erlegten Hasen über die Schulter nimmt. Diese Szene wird als versteckte Signatur des Bildhauers Nicolaus von Verona interpretiert, der zu den Magistri Comacini gehörte. Sein Name lässt sich aus den griechischen Wörtern nikáo (siegen) und laós (Volk) ableiten. Durch Hinzufügen des Buchstabens „g“ entsteht „nikáo lagos“ – „Hasenbesieger“. Es wird angenommen, dass die damaligen Bildbetrachter über ausreichende Bildung verfügten, um diese versteckte Signatur durch das Griechische zu entschlüsseln.
Am Ende des Jagdfrieses befindet sich eine spiegelverkehrte Inschrift „Hoc opus eximium vario celamine mirum sc(ulpsit)“ – „Dieses vortreffliche Werk, durch mannigfaltige Meißelarbeit wunderbar, hat gemeißelt“ –, die an der Stelle abbricht, an der üblicherweise ein Künstlername zu erwarten wäre. Stattdessen zeigt die Darstellung einen Jäger, der einen erlegten Hasen über die Schulter nimmt. Diese Szene wird als versteckte Signatur des Bildhauers Nicolaus von Verona interpretiert, der zu den Magistri Comacini gehörte. Sein Name lässt sich aus den griechischen Wörtern nikáo (siegen) und laós (Volk) ableiten. Durch Hinzufügen des Buchstabens „g“ entsteht „nikáo lagos“ – „Hasenbesieger“. Es wird angenommen, dass die damaligen Bildbetrachter über ausreichende Bildung verfügten, um diese versteckte Signatur durch das Griechische zu entschlüsseln.
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* Thomas Gädeke und Martin Gosebruch: ''Königslutter Die Abtei Kaiser Lothars.'' Fotos von Jutta Brüdern. 3., durchgesehene Aufl., Königstein i. Ts. 1998, ISBN 3-7845-4822-9.
* Thomas Gädeke und Martin Gosebruch: ''Königslutter Die Abtei Kaiser Lothars.'' Fotos von Jutta Brüdern. 3., durchgesehene Aufl., Königstein i. Ts. 1998, ISBN 3-7845-4822-9.
* Cornelia Lawrenz: ''Architektur und Herrschaftsanspruch. Die Baukunst Kaiser Lothars III. (1125–1137) und seiner Parteigänger.'' Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2003, S. 95–112. ISBN 3-936846-61-8. [http://kaiserdom-koenigslutter.info/index.php/Cornelia_Lawrenz_Architektur_und_Herrschaftsanspruch.html (Digitalisat)]
* Cornelia Lawrenz: ''Architektur und Herrschaftsanspruch. Die Baukunst Kaiser Lothars III. (1125–1137) und seiner Parteigänger.'' Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2003, S. 95–112. ISBN 3-936846-61-8. [http://kaiserdom-koenigslutter.info/index.php/Cornelia_Lawrenz_Architektur_und_Herrschaftsanspruch.html (Digitalisat)]
* Jürgen Bernhard Kuck: ''Nikolaus, Lothar und der Teufel.'' Der Jagdfries am Dom zu Königslutter als kosmisches Rätsel, Königslutter 2007, ISBN 978-3-00-021896-5.
* [[Jürgen Bernhard Kuck]]: ''Nikolaus, Lothar und der Teufel.'' Der Jagdfries am Dom zu Königslutter als kosmisches Rätsel, Königslutter 2007, ISBN 978-3-00-021896-5.
* Tobias Henkel, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (Hrsg.): ''Kaiserdom Königslutter – Geschichte und Restaurierung.'' Petersberg 2008, ISBN 978-3-86568-428-8.
* Tobias Henkel, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (Hrsg.): ''Kaiserdom Königslutter – Geschichte und Restaurierung.'' Petersberg 2008, ISBN 978-3-86568-428-8.
*  Norbert Funke: ''Begleiter durch den Kaiserdom Königslutter.'' Hrsg. Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2023, ISBN 978-3-7954-3801-2.
*  Norbert Funke: ''Begleiter durch den Kaiserdom Königslutter.'' Hrsg. Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2023, ISBN 978-3-7954-3801-2.