Die Waldgaststätte Tetzelstein ist ein Restaurant am Tetzelstein in der Stadt Königslutter am Elm im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland.

Waldgaststätte Tetzelstein

Rechtsform GmbH
Leitung Isabell Pott (seit 2021)
Thomas Heldt (19972019)
Friedrich Jahns (?–?)
Karl Böker (1908–?)
Familie Breustedt (18981908)
Gastwirt Westerwald (18911898)
Theodor Plomann (18841891)[1]
Branche Gastronomie
Anschrift Tetzelstein 1
38154 Königslutter am Elm
Telefon 05332 8832535
Website tetzelstein.restaurant

Geschichte

Erste Versuche

Bereits 1878 gab es erstmals einen Versuch, auf der Waldlichtung des heutigen Tetzelsteins mitten im Elm, ein Gast- und Kurhaus zu errichten. Das Gesuch des Amtszimmermeisters Singelmann aus Schöppenstedt wurde von Forstverwaltung mit der Begründung abgelehnt, „die Wald- und Steinbrucharbeiter könnten zu Trunk- und Zechgelagen Gelegenheit finden“. 1884 wurde der Antrag des Gastwirtes Theodor Plomann aus Schöppenstedt, einen transportablen Kiosk von Mai bis Oktober aufstellen zu dürfen, von der Herzoglichen Kammer genehmigt. Eine Getränkeabgabe an die im Elm tätigen Arbeiter zu Gelagen wurde untersagt.

Bretterbude

 
Historischer Kiosk neben dem Tetzelstein

Die Waldgaststätte war anfangs eine „Bretterbude“, an der Bier an die wenigen Touristen ausgeschenkt wurde. Bald errichtete der Gastwirt einen großen Schuppen mit Fenstern und Holzdach, das so genannte „Zelt“. Es bot, mit Gartentischen und Stühlen ausgestattet, den Elmwanderern Unterkunft. 1891 wechselte der Besitz an den Gastwirt Westerwald aus Lichtenberg, der die provisorischen Baulichkeiten erweiterte. Der Antrag auf den Bau eines Gasthauses wurde 1893 abgelehnt, „da es der Herzoglichen Forstverwaltung zuwiderläuft, die Hebung des dortigen Wagenverkehrs zu fördern“. Dem Antrag wurde jedoch ein Jahr später nach Unterstützung durch den Herzoglich Braunschweigischen Forstmeisters Eduard von Schütz (18481918) aus der nahegelegenen Försterei Groß Rhode stattgegeben. Er hatte für seine Försterei ein eigenes Interesse an einem Wohnplatz, um menschliche Hilfe in Notfällen zu erreichen.

Gasthaus im Schweizerstil

 
Gasthaus im Schweizerstil

Daraufhin entstand 1894 die heutige Gaststätte im „elegantesten Schweizerstil“ mit der Glasveranda. Forstmeister Schütz holte sich aufgrund eines „wahrscheinlichen Notfalls“ täglich ab 18:00 Uhr in der Gaststätte „menschliche Hilfe“. Zusammen mit Hausdame, Forstaspiranten und Bekannten trank er „auf dem Tetzel“ seinen Dämmerschoppen. Das Grab des Forstmeisters mit einem markanten Grabstein befindet sich heute 200 m vom Tetzelstein entfernt gegenüber dem Parkplatz nahe einem Weg in Richtung Reitling.

1898 übernahm die Familie Breustedt die Gaststätte und übergab sie 1908 an Karl Böker vom Reitling. Die Familie Böker, später unter der Leitung von Karla Böker, bewirtschaftete die Gaststätte über viele Jahrzehnte bis sie von Friedrich Jahns übernommen wurde.

Um 1920 wurde ca. zehn Meter nördlich des Tetzelstein-Denkmals der jetzt hinter der Erläuterungstafel zu findende Kiosk aufgestellt. 1928 erhielt die Gaststättenanlage statt der bisherigen Petroleumlampen elektrische Beleuchtung. 1935 wurde ein 1700 m² großer Parkplatz für 60 bis 70 Fahrzeuge angelegt.

1997 übernahm Thomas Heldt (* 28. Januar 1953) die Gaststätte und führte sie bis zu seinem Tod am 18. September 2019.[2][3][4][5] In der Zeit von 2007 bis 2019 war er gemeinsam mit einem kleinen Redaktionsteam Herausgeber der Hauszeitung „Der Tetzelstein“, die in 26 Ausgaben erschien. Die letzte Ausgabe wurde 2020 ihm gewidmet.

Nach einer längeren Phase des Niedergangs übernahmen 2021 Isabell Pott und ihr Ehemann Andreas mit ihrer Schlaraffen.Land GmbH den Betrieb. Sie modernisierten Gebäude und Ausstattung, gestalteten die Gasträume heller und führten eine Speisekarte mit Schwerpunkt auf regionale Zutaten ein. Die Gaststätte bietet neben dem regulären Betrieb Raum für Veranstaltungen. Zum Angebot gehört eine hauseigene Eismanufaktur. Der Biergarten verfügt über über 400 Außenplätze, insgesamt stehen rund 660 Sitzplätze zur Verfügung. An stark frequentierten Tagen wird ein restaurierter Kiosk genutzt. Das Holz für Bänke und Tische stammt aus den umliegenden Wäldern. Der Name des Ortes verweist auf den Ablassprediger Johann Tetzel.[6] Am 11. September 2025 wurde das Unternehmen mit dem Unternehmerpreis der Region 38[6][7] ausgezeichnet.

Auszeichnungen

  • 2025: Unternehmerpreis der Region 38 in der Kategorie Regionale Verantwortung und Nachhaltigkeit

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Heldt: Editorial. (PDF) In: Der Tetzelstein – Die Hauszeitung der Waldgaststätte Tetzelstein im Elm – 3. Jahrgang – Ausgabe Frühjahr 2009 – Nr. 4. Thomas Heldt, 2009, S. 14, abgerufen am 5. September 2025.
  2. Sebastian Bock, Norbert Brandes, Anna Heine: Abschied von Herrn Heldt – Ein Lebenswerk im Wald. (PDF) In: Der Tetzelstein – Die Hauszeitung der Waldgaststätte Tetzelstein im Elm – 14. Jahrgang – Ausgabe Frühjahr 2020 – Nr. 26. Thomas Heldt Erben, 2020, S. 1, 3–5, abgerufen am 5. September 2025.
  3. Stephanie Memmert: Die Waldgaststätte Tetzelstein soll wiedereröffnet werden. In: Braunschweiger Zeitung / Wolfenbütteler Zeitung. 24. Oktober 2020, abgerufen am 18. September 2025.
  4. Henning Thobaben: Waldgaststätte Tetzelstein: Wo Essen keine Sünde sein soll. In: Braunschweiger Zeitung / Wolfenbütteler Zeitung. 23. Mai 2021, abgerufen am 18. September 2025.
  5. Stephan Hespos: Tetzelstein auch in der Krise beliebt. In: Braunschweiger Zeitung. 6. April 2009, abgerufen am 18. September 2025.
  6. a b Daniel Mau: Frischer Gastro-Wind – an historischer Stelle im Elm. In: Braunschweiger Zeitung. 1. September 2025, abgerufen am 5. September 2025.
  7. Gewonnen! – Der „Unternehmerpreis der Region 38“ in der Kategorie „Regionale Verantwortung und Nachhaltigkeit“ geht in diesem Jahr an den Tetzelstein. In: Facebook. Waldgaststätte Tetzelstein, 12. September 2025, abgerufen am 18. September 2025.