Wassermühle Liesebach

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Wassermühle Liesebach

Das Mühlengebäude (Bildmitte) der Wassermühle Liesebach (2019)

Das Mühlengebäude (Bildmitte) der Wassermühle Liesebach (2019)

Lage und Geschichte
Wassermühle Liesebach (Niedersachsen)
Wassermühle Liesebach (Niedersachsen)
Koordinaten 52° 11′ 45″ N, 10° 52′ 57″ OKoordinaten: 52° 11′ 45″ N, 10° 52′ 57″ O

Standort 38375 Räbke, Landkreis Helmstedt, Niedersachsen, Deutschland
Gewässer Schunter
Erbaut 1236
Stillgelegt 1954
Zustand Restauriert und funktionsfähig, zu besichtigen
Technik
Nutzung Getreidemühle

Mahlwerk Ein Mühlstein, Mahlwerk funktionstüchtig
Antrieb Wassermühle
Wasserrad Oberschlächtig
Website muehle-liesebach.de

Die Wassermühle Liesebach war eine oberschlächtige Wassermühle in Räbke im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland, die durch den vom Fluss Schunter abgeleiteten Mühlengraben angetrieben wurde und von 1236 bis zur Stilllegung im Jahr 1954 überwiegend als Getreidemühle diente.

Nach einer umfassenden Restaurierung wird die Anlage heute vom Räbker Förderverein Mühle Liesebach betreut. Die Mühle befindet sich in einem Vierseithof am Dorfrand, der seit 1993 als Bauensemble unter Denkmalschutz steht. Als einzige erhaltene der ehemals acht Wassermühlen in Räbke ist sie Teil der Niedersächsischen Mühlenstraße.

Geschichte

Die Liesebachsche Mühle wurde am Mühlengraben errichtet, den die Mönche des Helmstedter Klosters St. Ludgeri Anfang des 13. Jahrhunderts von der Schunter abzweigten und durch das Dorf führten. Ursprünglich handelte es sich um eine Erbzinsmühle des Klosters. Das oberschlächtige Wasserrad nutzte das innerhalb Räbkes vorhandene Gefälle. Auf einer im Rahmen der Braunschweigischen General-Landesvermessung von 1754 angefertigten Karte ist die Mühle verzeichnet. Zu dieser Zeit lebten in den 84 Wohngebäuden des Dorfes rund 570 Menschen.

Die Anlage verfügte anfangs nur über einen Mahlgang und blieb lange Zeit technisch unverändert. Erst 1864 modernisierte der Müller Ernst Ludwig Raddecke die Einrichtung und ergänzte einen zweiten Mahlgang. 1905 erwarb Franz Liesebach die Mühle und erweiterte sie durch den Einbau von zwei Walzenstühlen. Weitere Umbauten folgten 1937 durch eine Helmstedter Mühlenbaufirma, wobei die Anlage vermutlich zusätzlich mit einem Elektromotor ausgestattet wurde. 1948 nahm Richard Liesebach, der Sohn des damaligen Besitzers, erneute Veränderungen vor und installierte einen weiteren Walzenstuhl sowie zwei Elektromotoren, die aus einer Mühle in Melle stammten.

Lage der Mühle an der Schunter, 1754

Im Räbker Mühlenkataster von 1939 wird die Anlage als Roggen- und Weizenmühle geführt. Eigentümerin war zu dieser Zeit Minna Liesebach, Betriebsführer ihr Sohn Richard Liesebach. Täglich wurden drei Wispel Mehl produziert, das überwiegend nach Helmstedt und Magdeburg geliefert wurde. Noch im selben Jahr musste der Betrieb eingestellt werden, da der Betriebsleiter zum Militärdienst eingezogen wurde.[1]

In den frühen 1950er-Jahren nahm die Mühle erneut den Betrieb auf und belieferte Großkunden, insbesondere Bäckereien in der Region. Der Transport erfolgte mit Pferd und Wagen. Produziert wurde ein Weizen-Auszugsmehl unter der Bezeichnung „Elmgold“. 1954 wurde der Betrieb aufgrund technischer Verschleißerscheinungen endgültig eingestellt. 1996 verstarb Richard Liesebach als letzter Müller der Familie. Seine Ehefrau engagierte sich im Anschluss für den Erhalt der Anlage.

Zwischen 1998 und 2005 wurde die Mühle im Rahmen der Dorferneuerung in Räbke umfassend restauriert. 2008 erhielt sie ein neues Wasserrad, das zugleich der Stromerzeugung dient. Seither ist die Anlage wieder funktionsfähig und für Besucher zugänglich. Walzenstuhl und Steinmahlgang können zu Demonstrationszwecken in Betrieb genommen werden. 2009 gründete sich der gemeinnützige Räbker Förderverein Mühle Liesebach, der für den Unterhalt verantwortlich ist und dem im Jahr 2019 rund 190 Mitglieder angehörten. 2018 wurde der Verein mit dem „Preis für Denkmalpflege der Niedersächsischen Sparkassenstiftung“ ausgezeichnet.[2]

Literatur

  • Wilhelm Kleeberg: Räbke. In: Niedersächsische Mühlengeschichte. Schlütersche, Hannover 1978, ISBN 3877061753, S. 387.
  • Förderverein Räbker Chronik: (Hrsg.): Die Mahlmühlen Liesebach und Prinzhorn. In: Räbke. Ein Dorf am Elmesrand. Helmstedt 2005, S. 317–323.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mühlengeschichte des Mühlendorfs Räbke – Mühlenkataster – Räbke im Jahr 1939. Räbker Förderverein Mühle Liesebach e. V., abgerufen am 12. September 2025.
  2. Preis für Denkmalpflege 2018 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung vergeben. Kulturzentrum Faust e. V., abgerufen am 12. September 2025.