Alversdorf: Unterschied zwischen den Versionen

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[[983]] erfolgte die erste bekannte urkundliche Erwähnung der Ortschaft als ''Adalgerasthorpa''.
[[983]] erfolgte die erste bekannte urkundliche Erwähnung der Ortschaft als ''Adalgerasthorpa''.


Im Norden des Ortes befand sich ein Barackenlager, das während des Krieges ein Areitslager für Kriegsgefangene gewesen ist. Danach lebten dort Flüchtlingsfamilien. In dem nach dem Zweiten Weltkrieg rund 2.000 Einwohner zählenden Dorf gab es außer einem Hallenbad, welches von den [[Braunschweigische Kohlen-Bergwerke|Braunschweigischen Kohlen-Bergwerken]] errichtet wurde, unter anderem einen Friseur, einen Arzt, einen Bäcker und eine evangelische Kirche. Direkt in dem Barackenlager befanden sich zudem eine Drogerie und ein Juwelier.<ref name="Erinnerungen an das Leben im Barackenlager">Nina Krake: [https://www.braunschweiger-zeitung.de/helmstedt/article150472597/Erinnerungen-an-das-Leben-im-Barackenlager.html ''Erinnerungen an das Leben im Barackenlager'']. In: ''Braunschweiger Zeitung/[[Helmstedter Nachrichten]]'', 28. Januar 2010. Abgerufen am 28. Januar 2010.</ref>
Im Norden des Ortes befand sich ein Barackenlager, das während des Krieges ein Areitslager für Kriegsgefangene gewesen ist. Danach lebten dort Flüchtlingsfamilien. In dem nach dem Zweiten Weltkrieg rund 2.000 Einwohner zählenden Dorf gab es außer einem Hallenbad, welches von den [[Braunschweigische Kohlen-Bergwerke|Braunschweigischen Kohlen-Bergwerken]] errichtet wurde, unter anderem einen Friseur, einen Arzt, einen Bäcker und eine evangelische [[Dorfkirche (Alversdorf)|Kirche]]. Direkt in dem Barackenlager befanden sich zudem eine Drogerie und ein Juwelier.<ref name="Erinnerungen an das Leben im Barackenlager">Nina Krake: [https://www.braunschweiger-zeitung.de/helmstedt/article150472597/Erinnerungen-an-das-Leben-im-Barackenlager.html ''Erinnerungen an das Leben im Barackenlager'']. In: ''Braunschweiger Zeitung/[[Helmstedter Nachrichten]]'', 28. Januar 2010. Abgerufen am 28. Januar 2010.</ref>


[[1938]] wurde beim Abbau von Torf im Moor bei Alversdorf das Geweih eines Riesenhirsches (Megaloceros hibernicus) ausgegraben, der während der mittelleren und jüngeren Eiszeit in Europa lebte<ref>https://www.facebook.com/photo?fbid=3287265824694362&set=pcb.2099837720160040</ref>. Es war zwischenzeitlich als Leihgabe des [[Kreis- und Universitätsmuseum Helmstedt|Kreis- und Universitätsmuseums Helmstedt]] im Jagdschloss Springe ausgestellt.
[[1938]] wurde beim Abbau von Torf im Moor bei Alversdorf das Geweih eines Riesenhirsches (Megaloceros hibernicus) ausgegraben, der während der mittelleren und jüngeren Eiszeit in Europa lebte<ref>https://www.facebook.com/photo?fbid=3287265824694362&set=pcb.2099837720160040</ref>. Es war zwischenzeitlich als Leihgabe des [[Kreis- und Universitätsmuseum Helmstedt|Kreis- und Universitätsmuseums Helmstedt]] im Jagdschloss Springe ausgestellt.

Version vom 23. Oktober 2025, 12:46 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Wappen fehlt
Markierung
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Alversdorf hervorgehoben
Koordinaten: 52° 9′ N, 11° 1′ O
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Helmstedt
Einwohner: 0 (31. Dez. 1973)
Kfz-Kennzeichen: HE
Bürgermeister: Otto Schulz (?–1971)

Alversdorf war eine Gemeinde im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland im sogenannten Zonengrenzbezirk, die von 1967 an dem Braunkohleabbau weichen musste. Planungen, südlich von Neu Büddenstedt eine neue Ortschaft mit dem Namen Neu Alversdorf zu errichten, wurden nicht ausgeführt.[1]

Geografie

Alversdorf lag etwa 4 km nordöstlich von Schöningen und 2 km westlich von Offleben.

Geschichte

983 erfolgte die erste bekannte urkundliche Erwähnung der Ortschaft als Adalgerasthorpa.

Im Norden des Ortes befand sich ein Barackenlager, das während des Krieges ein Areitslager für Kriegsgefangene gewesen ist. Danach lebten dort Flüchtlingsfamilien. In dem nach dem Zweiten Weltkrieg rund 2.000 Einwohner zählenden Dorf gab es außer einem Hallenbad, welches von den Braunschweigischen Kohlen-Bergwerken errichtet wurde, unter anderem einen Friseur, einen Arzt, einen Bäcker und eine evangelische Kirche. Direkt in dem Barackenlager befanden sich zudem eine Drogerie und ein Juwelier.[2]

1938 wurde beim Abbau von Torf im Moor bei Alversdorf das Geweih eines Riesenhirsches (Megaloceros hibernicus) ausgegraben, der während der mittelleren und jüngeren Eiszeit in Europa lebte[3]. Es war zwischenzeitlich als Leihgabe des Kreis- und Universitätsmuseums Helmstedt im Jagdschloss Springe ausgestellt.

Das Hallenbad konnte von jedermann kostenlos genutzt werden. Vermutlich war es als soziale Maßnahme der Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke errichtet worden, weil die benachbarte Brikettfabrik sehr viel Schmutz verursachte und weil zur damaligen Zeit noch nicht viele Haushalte über die Möglichkeit verfügten, jederzeit warmes Wasser zum Duschen zu erzeugen. Das Wasser wurde von der Abwärme der umliegenden Industrieanlagen wie der Brikettfabrik, dem Schwelwerk und dem Kraftwerk Offleben erwärmt. Auch Helmstedter Sportvereine und Schulklassen nutzten diese Gelegenheit zum kostenlosen Schwimmen, so dass dieses kleine Dorf eine größere Bedeutung im Landkreis Helmstedt bekam. Das Julius-Bad in Helmstedt wurde ja erst 1976 eröffnet. Das Hallenbad in Alversdorf wurde am 29. März 1974 geschlossen[4].

Die Kirche hatte über 800 Jahre bestanden. Nachdem am 11. Juli 1972 der letzte Gottesdienst in der Kirche stattgefunden hatte[5], wurden die 1950 gegossenen Glocken am 24. Juli mitsamt ihrem Eisengerüst mit einem langarmigen Kran vom abgedeckten Kirchturm herunter auf einen Tieflader gehoben und zur Clus-Kirche nach Schöningen gefahren. Dort wurden die Glocken in den später erbauten Turm der Clus-Kirche eingebaut.[6] Auch die die Kirchenfenster kamen zur Clus-Kirche. Die Orgel wurde nach Offleben abgegeben. Noch im selben Jahr wurde die Alversdorfer Kirche abgerissen.

Die Existenz der politischen Gemeinde Alversdorf endete am 1. April 1971. Deren Gebiet wurde aufgeteilt. Der Hauptteil wurde der Stadt Schöningen zugesprochen. Kleinere Gebiete fielen an Neu Büddenstedt, Offleben und Reinsdorf.[7] Im Jahr 1967 begann der Abriss des Dorfes, und am 6. Februar 1974 wurde das letzte Wohnhaus abgerissen[8]. Noch am 6. Juni 1961, dem Tag der Volkszählung, hatte die Gemeinde 1033 Einwohner. Am 27. Mai 1970, dem Tag der nachfolgenden Volkszählung, waren es schon nur noch 419 Einwohner.[7]

Seit 2006 veranstaltet ein Orga-Team alle zwei Jahre für ehemalige Bewohner des Ortes ein Treffen, bei dem sich bei Kaffee und Kuchen zusammenzusetzt und ausgetauscht wird[9][10].

Religion

Die Mehrzahl der Einwohner:innen und die in der Ortsmitte gelegene Kirche mit ihrem romanischen Turm waren seit der Einführung der Reformation evangelisch-lutherisch. Die nächstliegende katholische Notkirche befand sich seit 1924 in Offleben. Zuvor befanden sich die nächstgelegenen katholischen Kirchen in Schöningen (seit 1908), Hötensleben (seit 1891) und Helmstedt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1821 000000000000260.0000000000260[11]
1849 000000000000232.0000000000232[11]
1871 000000000000299.0000000000299[11]
1875 000000000000311.0000000000311[12]
1885 000000000000384.0000000000384[12]
1890 000000000000430.0000000000430[12]
1900 000000000000768.0000000000768[12]
1905 000000000001140.00000000001.140[12]
1910 000000000001243.00000000001.243[12]
1925 000000000000835.0000000000835[13]
1933 000000000000806.0000000000806[13]
1939 000000000000798.0000000000798[13]
1950 000000000002294.00000000002.294[14]
1951 000000000002180.00000000002.180[15]
1956 000000000001537.00000000001.537[14]
1961 000000000001033.00000000001.033[15]
1963 000000000000898.0000000000898[15]
1965 000000000000837.0000000000837[15]
1970 000000000000419.0000000000419[15]
1971 000000000000324.0000000000324[15]
1972 000000000000186.0000000000186[15]
1973 000000000000000.00000000000[15]

Politik

Bürgermeister

Der letzte Bürgermeister von Alversdorf war Otto Schulz.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Musik

Am 16. Januar 1877 wurde auf Veranlassung des Kantors Küchenthal der Männer-Gesangverein „Harmonie“ gegründet. 1910 gründete sich der Arbeiter-Gesang-Verein Liedertafel, zu dessen 1. Vorsitzenden Fritz Hartmann gewählt wurde. Die musikalische Leitung hatte Bruno Dolatkiewicz aus Schöningen inne.[16]

Sport

Im Ort bestand von 1903 bis 1965 der Turn- und Sportverein „Treue“ Alversdorf[17], der im Jahr 1955 mit 500 Mitgliedern seinen Mitgliederhöchststand erreichte. Sparten im Verein waren Turnen, Fußball, Tischtennis, Schwimmen, Boxen, Leichtathletik und Kegeln. Als 1963 viele Bürger das Dorf schon verlassen hatten, zählte der Verein nur noch 100 Mitglieder und wurde schließlich 1965 aufgelöst.[18]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Schienenverkehr

Alversdorf verfügte mit dem Bahnhof Alversdorf über einen Eisenbahnanschluss für den Güterverkehr an der wegen des Tagebaus um 1940 verlegten Bahnstrecke Helmstedt–Jerxheim, die auch der Anbindung des Braunkohlereviers diente.

Öffentliche Einrichtungen

Alversdorf verfügte von 1875 bis zum 31. März 1971 über eine Ortsfeuerwehr. Danach erfolgte die Übernahme des Brandschutzes für den Ort durch die Feuerwehr in Schöningen.

Bildung

Die Schule wurde am 31. Juli 1968 geschlossen, danach diente das Schulgebäude noch als Kindergarten und Bücherei.

Trivia

Literatur

  • Karl Rose: Heimatbuch des Dorfes Alversdorf. Alversdorf 1951.
  • Karl Rose: Heimatbuch des Dorfes Alversdorf 1951 – 1963. 1. Nachtrag. Alversdorf 1964.
  • Hans Günther KG (Hrsg.): Festschrift zum Treffen ehemaliger Alversdorfer Einwohner am 16./17. August 1975. Helmstedt 1975.
  • Dietrich Isensee: Treue-Bekenntnisse und keine Vereinsmalerei. Schöningen, 2011 (Bestellbar per E-Mail an fritzw@gmx.de für 15,– € je Exemplar)
  • Ralph-Herbert Meyer: Auf zu den verschwundenen Orten. In: Der Loewe – Journal der Braunschweigischen Stiftungen. 9. Juli 2018, abgerufen am 1. November 2024.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinz Pohlendt: "Der Landkreis Helmstedt", Bremen-Horn 1957, Seite 301
  2. Nina Krake: Erinnerungen an das Leben im Barackenlager. In: Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, 28. Januar 2010. Abgerufen am 28. Januar 2010.
  3. https://www.facebook.com/photo?fbid=3287265824694362&set=pcb.2099837720160040
  4. Geschichte 1970 bis 1979 auf Internetpräsenz des Landkreises Helmstedt (Memento vom 25. Februar 2018 im Internet Archive), auf helmstedt.de, abgerufen am 25. Februar 2018.
  5. Geschichte 1970 bis 1979 auf Internetpräsenz des Landkreises Helmstedt (Memento vom 25. Februar 2018 im Internet Archive), auf helmstedt.de, abgerufen am 25. Februar 2018.
  6. Die Alversdorfer Glocken und der Turm. In: Website der Clus-Kirche Schöningen. Abgerufen am 3. April 2011.
  7. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 271.
  8. Geschichte 1970 bis 1979 auf Internetpräsenz des Landkreises Helmstedt (Memento vom 25. Februar 2018 im Internet Archive), auf helmstedt.de, abgerufen am 25. Februar 2018.
  9. mb/red: Alversdorf – dem Bagger geopfert, lebt in den Herzen weiter. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 10. Juni 2024, abgerufen am 13. Juni 2024.
  10. Markus Brich: Im Herzen seiner ehemaligen Einwohner lebt Alversdorf weiter. In: Braunschweiger Zeitung. 10. Juni 2024, abgerufen am 13. Juni 2024.
  11. a b c Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. gemeindeverzeichnis.de, abgerufen am 11. Mai 2023.
  12. a b c d e f Dietrich Isensee: Treue-Bekenntnisse … und keine Vereinsmeierei – TSV „Treue“ Alversdorf (1903 bis 1965). März 2011, S. 15.
  13. a b c https://www.eirenicon.com/rademacher/www.verwaltungsgeschichte.de/helmstedt.html
  14. a b Heinz Pohlendt: Der Landkreis Helmstedt. Walter Dorn Verlag, Bremen-Horn 1957, Tabelle 24.
  15. a b c d e f g h Ernst Klett Verlag (Hrsg.): Strukturwandel in Deutschland – Das ehemalige Alversdorf – Und alles wegen der Kohle! 2016, S. 10–11 (archive.org [PDF]).
  16. Dietrich Isensee: Treue-Bekenntnisse … und keine Vereinsmeierei – TSV „Treue“ Alversdorf (1903 bis 1965). März 2011, S. 17.
  17. https://d-nb.info/770580920/04
  18. Norbert Rogoll: Chronik über Alversdorf und Treue. In: Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, 10. Mai 2011, Helmstedt Lokales, Seite H04.
  19. Bischöfliches Generalvikariat: "Katholischer Gottesdienst in der Diözese Hildesheim", Hildesheim 1966, Seite 70