Bahnhof Helmstedt
Der denkmalgeschützte Bahnhof Helmstedt an der Bahnhofstraße in der Kreisstadt Helmstedt im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland verbindet die Stadt als Intercitystation auf der Bahnstrecke Braunschweig–Magdeburg mit dem deutschen Schienennetz.
|
Bahnhof Helmstedt | ||
|---|---|---|
Denkmalgeschütztes Bahnhofsgebäude mit Vorplatz (2007)
| ||
| Daten | ||
| Lage im Netz | Durchgangsbahnhof | |
| Bahnsteiggleise | 4 | |
| Abkürzung | THED | |
| IBNR | 8000159 | |
| Preisklasse | 4 | |
| Profil auf bahnhof.de | helmstedt | |
| Architektonische Daten | ||
| Baustil | Neoromanik | |
| Architekt | Carl Ebeling | |
| Lage | ||
| Stadt/Gemeinde | Helmstedt | |
| Ort/Ortsteil | Kernstadt | |
| Land | Niedersachsen | |
| Koordinaten | 52° 13′ 20″ N, 11° 0′ 38″ O | |
|
| ||
| Eisenbahnstrecken | ||
| ||
Im Schienenpersonenverkehr halten alle zwei Stunden Intercity-Züge auf der Linie Leipzig – Magdeburg – Hannover – Bremen – Oldenburg (– Norddeich Mole) sowie stündlich Regionalbahnen in Richtung Magdeburg und Braunschweig. Regionalbahnen verkehrten bis 2007 auch auf der südlicheren Bahnstrecke Wolfenbüttel–Helmstedt. Der öffentliche innerstädtische Busverkehr wird von der Kraftverkehrsgesellschaft Braunschweig abgewickelt, die auch mehrere Überlandverbindungen betreibt.
Geschichte
Die Eisenbahn in Helmstedt entwickelte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts und spielte insbesondere in der Zeit der deutschen Teilung eine bedeutende Rolle. Im Jahr 1858 wurde die Bahnstrecke Helmstedt–Jerxheim in Betrieb genommen. 1872 folgte die Eröffnung der Strecke Magdeburg–Helmstedt–Königslutter–Braunschweig. Die Verbindung Helmstedt–Oebisfelde wurde 1896 eröffnet. Etwa um 1890 entstand ein neues Bahnhofsgebäude. Das bisherige Gebäude, das sich rechts neben der Aral-Tankstelle an der Poststraße befindet, diente zuvor sowohl als Bahnhof als auch als Poststation und wurde in ein Wohnhaus umgewandelt. Zur Zeit des Herzogtums Braunschweig waren Eisenbahn und Postverwaltung in einer gemeinsamen Behörde organisiert.
Im Jahr 1903 wurde ein 47 m hoher Wasserturm errichtet. Nach dem Ende der Berlin-Blockade verließ am 12. Mai 1949 erstmals wieder ein Zug Helmstedt in Richtung Berlin. Grundlage hierfür war das einen Tag zuvor unterzeichnete Helmstedter Abkommen. 1983 erfolgte der Abriss des Lokschuppens mit zugehöriger Drehscheibe. Während der deutschen Teilung war der Bahnhof Helmstedt bis 1990 nach dem nahegelegenen Grenzübergang Helmstedt-Marienborn einer der wichtigsten Grenzbahnhöfe zwischen Ost und West. Hier wurden sowohl Lokomotiven als auch Zugpersonal ausgetauscht, was zu einem planmäßigen Aufenthalt von mindestens zehn Minuten führte – selbst für Fernverbindungen wie den Expresszug Paris–Moskau. Seit 1994 besteht für Bahnreisende die Möglichkeit, Fahrräder in einem abschließbaren Fahrradhaus unterzustellen.
Nach einem achtmonatigen Umbau wurde der modernisierte Bahnhof Helmstedt am 17. April 2007 wieder offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die Modernisierungskosten beliefen sich auf 4,5 Millionen Euro. Im Dezember 2015 erwarb die Stadt Helmstedt das Bahnhofsgebäude von der Deutschen Bahn.[1]
Im Jahr 2025 beschloss der Stadtrat, den vorderen Teil des Bahnhofsplatzes nach Fred Woitke zu benennen, einem der Opfer der SED-Diktatur.[2] In einer Feierstunde am Samstag, 13. September 2025, wird der Bahnohfsplatz mit der Enthüllung des Straßenschildes und einer Informationstafel offiziell den Namen Fred-Woitke-Platz erhalten.[3]
Trivia
US-Militärwaggon
Bis zur Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde ein Militärwaggon (Caboose) des United States Army Transportation Corps als Wachwagen an die Militärzüge der westlichen Alliierten nach Berlin angehängt. Im Inneren des Wagens befand sich eine bewaffnete Wachmannschaft. Eine groß dimensionierte Funkanlage ermöglichte eine durchgehende Kommunikation über die Grenzen der DDR hinweg. Heimatbahnhof des Wagens war immer Helmstedt.[4]
Der Waggon mit der Bezeichnung 51 80 09-10 513-2 [P] Pwghss[5] und der Herstellernummer 3434[6] wurde 1960 von der Waggonfabrik Gebrüder Credé in Kassel gefertigt. Er wiegt rund 16 Tonnen[7] und verfügt über eine Dachkanzel sowie seitliche Beobachtungsfenster zur Überwachung durch das Wachpersonal.[8] Seit 1991 ist der Wagen ein Ausstellungsstück des Zonengrenz-Museums.[4] Weltweit existieren nur drei Exemplare dieses Wagentyps: Neben dem in Helmstedt befinden sich weitere in Berlin und in den Vereinigten Staaten. Der Wagen gilt als Symbol der deutschen Teilung sowie des Zusammenhalts mit Berlin und des Schutzes durch die Alliierten.[9][4]
In den Jahren 2007 bis 2015 war der Waggon auf dem Gelände des Helmstedter Bahnhofs ausgestellt. Ab 2015 wurde er als Leihgabe im Friedenspark Dorasan in Südkorea präsentiert, nahe der stark befestigten Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Aufgrund seiner Größe konnte der Transport dorthin nicht in einem herkömmlichen Schiffscontainer erfolgen. Stattdessen wurde der Wagen zum Schutz gegen Seewasser in Spezialfolie verpackt. Die Seereise führte über die Westküste Afrikas und das Kap der Guten Hoffnung bis nach Südkorea.[4]
Im Jahr 2020 erfolgte der Rücktransport per Schiff nach Bremerhaven. Anschließend wurde der Wagen in einer Werkstatt in Duisburg restauriert. Von dort gelangte er zunächst auf dem Schienenweg nach Weferlingen und schließlich über die Straße zurück nach Helmstedt. Die Kosten für Transport und Restaurierung übernahmen gemäß Vereinbarung die südkoreanischen Partner. Der Landkreis Helmstedt trug die Planungs- und Baukosten für den neuen Aufstellungsort in Höhe von rund 350.000 Euro, der noch eine Überdachung erhalten wird.[7] Seit dem 7. September 2023[10] befindet sich der Militärwaggon wieder in Helmstedt und steht dort dauerhaft in unmittelbarer Nähe zum Verwaltungsgebäude des Landkreises Helmstedt.[11] Die Einweihung fand am 3. Oktober 2023 im Rahmen eines Festakts statt.[10] Im September 2025 wurde der Waggon mit einer vormontierten Überdachung versehen, die den Eindruck eines Bahnsteigs vermitteln soll und ihn vor Wind und Wetter schützen soll. Diese Konstruktion wurde mithilfe von zwei großen Kränen an ihren vorgesehenen Standort gehievt.[12]
Kunstverein
Der Kunstverein KühneKunst betreibt im ehemaligen Bistro des Gebäudes des Bahnhofs Helmstedt seine Ausstellungsräume.
Siehe auch
Weblinks
- Bahnhof Helmstedt im Denkmalatlas Niedersachsen
- Zweites Bahnhofsempfangsgebäude im Denkmalatlas Niedersachsen
- Erstes Bahnhofsempfangsgebäude im Denkmalatlas Niedersachsen
- Historischer US-Militärwaggon in Helmstedt bei YouTube
Einzelnachweise
- ↑ Der Bahnhof kommt ganz groß raus. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 24. Mai 2016.
- ↑ Bahnhofsvorplatz erinnert künftig an Fred Woitke. In: Helmstedter Sonntag. 9. April 2025, S. 1.
- ↑ Markus Brich: Tödliche Flucht in die Freiheit: Helmstedt erinnert an Fred Woitke. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 25. August 2025, abgerufen am 26. August 2025.
- ↑ a b c d Jürgen Paxmann: Militärwaggon ist Hingucker im Friedenspark. In: Braunschweiger Zeitung. 11. Januar 2016, abgerufen am 22. Juli 2025.
- ↑ Benutzer Times: Datei:Alliierter Eisenbahnwaggon Helmstedt.JPG. In: Wikipedia. 15. Juli 2007, abgerufen am 22. Juli 2025.
- ↑ Sven Okas: US-Army Caboose in Germany, 06.10.2023. In: YouTube. 7. Oktober 2023, abgerufen am 22. Juli 2025.
- ↑ a b Jürgen Paxmann: Schwertransport liefert US-Militärwaggon mitten in Helmstedt ab. In: Braunschweiger Zeitung. 8. September 2023, abgerufen am 22. Juli 2025.
- ↑ Helgoland01: MHM - Militärhistorisches Museum der Bundeswehr - Flugplatz Berlin-Gatow: United States Army Transportation Corps - Begleitwagen mit Dachkanzel und seitlichen Beobachtungsfenstern für Wachpersonal. In: flickr. 21. September 2021, abgerufen am 22. Juli 2025.
- ↑ Beatrix Flatt, Jürgen Paxmann: Helmstedter Militärwaggon steht gut behütet in Südkorea. In: Braunschweiger Zeitung. 25. Juli 2016, abgerufen am 22. Juli 2025.
- ↑ a b Endstation für US-Millitärwaggon. Landkreis Helmstedt, 7. September 2023, abgerufen am 22. Juli 2025.
- ↑ Helmstedt: Historischer Militärwaggon kehrt aus Südkorea zurück. NDR, 4. Oktober 2023, abgerufen am 22. Juli 2025.
- ↑ So wird der US-Militärwaggon in Helmstedt vor Wind und Wetter geschützt. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 22. September 2025, abgerufen am 23. September 2025.
