Carl Wallmann: Unterschied zwischen den Versionen
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Wallmann wurde | Wallmann wurde am 10. Juni [[1816]] in [[Helmstedt]] als unehelicher Sohn der verwitweten Johanna Elisabeth Rose geboren. Sein Vater ist unbekannt. Da er unehelich war, wurde er in amtlichen Dokumenten nach dem Mädchennamen seiner Mutter geführt und erscheint dort als „Rose“. Im Kirchenbuch der [[St. Stephani (Helmstedt)|St.-Stephani-Kirche]] ist sein voller Name mit Heinrich Christian Carl August verzeichnet. Seine Mutter starb, als er 13 Jahre alt war. Wallmann lernte lesen und schreiben, besuchte jedoch nur kurz die Schule. Aufgrund seiner sozialen Herkunft blieb ihm eine Berufsausbildung verwehrt. Zunächst verdiente er seinen Lebensunterhalt als Händler mit Fisch und Obst. Ab etwa [[1834]] schloss er sich mit jungen Männern aus ärmeren Verhältnissen zusammen. Viele seiner Gefährten waren zwischen 20 und 30 Jahre alt und lebten von Gelegenheitsarbeiten oder Kleinkriminalität.<ref name="BZ01102025" /><ref name="BZ17102025">{{Internetquelle |url=https://www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/helmstedt/article410239926/hier-trieb-raeuberhauptmann-rose-in-helmstedt-sein-unwesen.html |titel=Hier trieb Räuberhauptmann Rose in Helmstedt sein Unwesen |autor=Verena Mai |werk=Braunschweiger Zeitung / [[Helmstedter Nachrichten]] |datum=2025-10-17 |abruf=2025-10-20}}</ref> | ||
Im Alter von 17 Jahren wurde Wallmann [[1833]] erstmals in einer Polizeiakte erwähnt, nachdem er beim versuchten Fischdiebstahl ertappt worden war. Ab [[1840]] sammelte er Gleichgesinnte um sich, darunter Hehler und Diebe. | == Kriminelle Laufbahn == | ||
Im Alter von 17 Jahren wurde Wallmann [[1833]] erstmals in einer Polizeiakte erwähnt, nachdem er beim versuchten Fischdiebstahl ertappt worden war. Ab [[1840]] sammelte er erneut Gleichgesinnte um sich, darunter Hehler und Diebe. Das Grenzgebiet zwischen Preußen und Braunschweig begünstigte die Aktivitäten, da Täter nach Überfällen oft auf die andere Seite der Grenze fliehen konnten. Seit [[1834]] gilt Wallmann als Anführer einer Bande, deren Mitglieder unter prekären sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen lebten. Straßenraub wurde gemieden; stattdessen richteten sich die Einbrüche vor allem gegen wohlhabendere Schichten. Es wird überliefert, Wallmann habe behauptet, von den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben – Belege dafür gibt es jedoch nicht.<ref name="BZ01102025" /> | |||
== Bedeutende Taten == | |||
Die Bande verübte zahlreiche Einbrüche, unter anderem in Pfarr- und Bürgerhäuser, bei Beamten, Kaufleuten, Gutsbesitzern, in Kirchen und Wirtshäusern. [[1840]] und [[1842]] wurde der Depositenkasten im [[Amtsgericht Helmstedt|Helmstedter Amtsgericht]] entwendet. Ebenfalls drang die Gruppe in die provisorische Gruft des an der Cholera verstorbenen Generalfeldmarschalls Neidhardt von Gneisenau ein.<ref name="BZ01102025" /> | |||
Ein besonders aufsehenerregender Einbruch ereignete sich Weihnachten [[1840]] beim Brauer Müller in der [[Bötticherstraße]] / Ecke [[Neumärker Straße]]. Wallmann und seine Komplizen stahlen die gesamten Ersparnisse der Familie – darunter 1040 Taler in Gold, 350 Taler in Silber, silberne Löffel und weitere Wertsachen. Der Einbruch blieb unbemerkt, obwohl die Familie im Haus war, da Wallmann zuvor den Hund getötet hatte. Zu den Beteiligten zählte der Schmiedegeselle Eduard Stodtmeister, der später gemeinsam mit Wallmann verurteilt und in die USA verbannt wurde. Informationen über den Braumeister erhielten die Täter von dem Brauereiknecht Schönian. Wallmann war zu dieser Zeit mit Elisabeth, der Schwester eines Freundes Schönians, liiert. Die 24-Jährige brachte zwei Kinder von Wallmann zur Welt: eine Totgeburt und ein Kind, das wenige Wochen nach der Geburt verstarb.<ref name="BZ01102025" /><ref name="BZ17102025" /> | |||
Nach dem Einbruch wurde Wallmann im Gefängnis in der [[Collegienstraße]] inhaftiert, einem erweiterten Studentenkarzer. Das zuständige Gericht befand sich in der nahegelegenen [[Amtsgasse]]. Durch die Prahlsucht von Elisabeths Bruder Friedrich und einen anonymen Hinweis gelang es, die Beteiligten zu überführen.<ref name="BZ17102025" /> | |||
Die Bande verübte weitere Einbrüche, unter anderem im [[Kloster Marienberg]], beim Kaufmann Kirchof ([[Neumärker Straße]] 23), beim Zolleinnehmer Schneidewind im Helmstedter Zollhaus vor dem [[Magdeburger Tor]] und auf Gut [[Büstedt]]. Aus dem [[Gesundbrunnen]] in [[Bad Helmstedt]] entwendete Wallmann Lebensmittel; laut der Historikerin Mechthild Wiswe schenkte er seiner Großmutter aus dieser Beute einen Rehbraten. Ein Teil der Beute – vor allem Textilien – wurde später in einer Sandkuhle am [[Tangermühlenweg]] gefunden.<ref name="BZ01102025" /><ref name="BZ17102025" /> | |||
== Flucht und Gefangennahme == | |||
[[1841]] gelang Wallmann die Flucht aus dem sogenannten [[Juleum]]s-Gefängnis, einem von drei erfolgreichen Ausbrüchen. Während seiner Zeit im Untergrund hielt er sich unter anderem bei Rudolph Müller in [[Grafhorst]], in Harbke und in der Alaunsiederei Koch ([[Elzweg]]/[[Gustav-Steinbrecher-Straße|Steinbrecher-Straße]] in [[Helmstedt]]) auf.<ref name="BZ01102025" /><ref name="BZ17102025" /> | |||
In Harbke lernte er die 17-jährige Friederike Bokelberg kennen, Tochter des Bäckermeisters Carl Bokelberg. Dessen Familie war offenbar in das Hehlergeschäft der Bande eingebunden. Friederike schloss sich Wallmann an und galt später als „Räuberbraut“.<ref name="BZ01102025" /><ref name="BZ17102025" /> | |||
[[ | [[1843]] wurde Wallmann schließlich im Haus der Bokelbergs in Harbke verhaftet. Seine Haftbedingungen waren besonders streng: Er war ständig angekettet, seine Hände vereiterten durch die Fesselung mit einer Eisenstange, und nachts wurde er in eine Kiste eingeschlossen.<ref name="BZ01102025" /><ref name="BZ17102025" /> | ||
Wallmann gestand sämtliche Taten und wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. [[1848]] | == Prozess und Verurteilung == | ||
In Wolfenbüttel stand Wallmann gemeinsam mit 53 weiteren Angeklagten vor Gericht. Gegenstand des Prozesses waren 126 Straftaten. Wallmann gestand sämtliche Taten und wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Sein Mitstreiter Eduard Stodtmeister erhielt sechs Jahre und acht Monate. [[1848]] wurde Wallmann durch den Herzog begnadigt und nach Nordamerika abgeschoben. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.<ref name="BZ01102025" /><ref name="BZ17102025" /> | |||
Stodtmeister musste ebenfalls in die USA, wo er als Schmied zu Wohlstand kam, eine Deutsche aus Bockenem heiratete und [[1866]] noch einmal [[Helmstedt]] besuchte. Er starb [[1873]].<ref name="BZ17102025" /> | |||
== Nachwirkung und Erinnerung == | |||
Die Figur des Räuberhauptmanns Rose blieb im kollektiven Gedächtnis der Region erhalten. Noch im 20. Jahrhundert wurde Kindern mit dem „Räuber Rose“ gedroht, wenn sie ungehorsam waren. Gleichzeitig hielt sich die Legende, er habe auch Gutes getan, etwa indem er armen Frauen half oder ihnen Geld schenkte. Historisch belegt ist dies jedoch nicht; laut Wiswe bestahlen sich die Mitglieder der Bande teils gegenseitig und auch andere Arme.<ref name="BZ17102025" /> | |||
Der nach Wallmann benannte, 18,1 km lange Wanderweg „Räuberhauptmann Rose-Rundweg“ im [[Lappwald]] führt zu verschiedenen Orten, an denen Rose Spuren hinterlassen haben soll. Auf Informationstafeln entlang der Strecke werden zudem Aspekte seines Lebens dargestellt.<ref name="OA08082015" /> Die Strecke führt von Harbke über Marienborn nach Sommerschenburg weiter nach Sommersdorf und zurück nach Harbke<ref>{{Internetquelle |url=https://www.elm-lappwald.de/wandertouren/raeuberhauptmann-rose-rundweg |titel=Räuberhauptmann-Rose-Rundwanderweg |hrsg=Tourismusgemeinschaft Elm-Lappwald |archiv-url=https://web.archive.org/web/20221001171208/https://www.elm-lappwald.de/wandertouren/raeuberhauptmann-rose-rundweg |offline=ja |archiv-datum=2022-10-01 |abruf=2025-10-03}}</ref>. | Der nach Wallmann benannte, 18,1 km lange Wanderweg „Räuberhauptmann Rose-Rundweg“ im [[Lappwald]] führt zu verschiedenen Orten, an denen Rose Spuren hinterlassen haben soll. Auf Informationstafeln entlang der Strecke werden zudem Aspekte seines Lebens dargestellt.<ref name="OA08082015" /> Die Strecke führt von Harbke über Marienborn nach Sommerschenburg weiter nach Sommersdorf und zurück nach Harbke<ref>{{Internetquelle |url=https://www.elm-lappwald.de/wandertouren/raeuberhauptmann-rose-rundweg |titel=Räuberhauptmann-Rose-Rundwanderweg |hrsg=Tourismusgemeinschaft Elm-Lappwald |archiv-url=https://web.archive.org/web/20221001171208/https://www.elm-lappwald.de/wandertouren/raeuberhauptmann-rose-rundweg |offline=ja |archiv-datum=2022-10-01 |abruf=2025-10-03}}</ref>. | ||