Runstedt

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Runstedt
Stadt Helmstedt
Koordinaten 52° 12′ N, 10° 58′ OKoordinaten: 52° 11′ 41″ N, 10° 58′ 21″ O
Eingemeindung 1. April 1960
Eingemeindet nach Helmstedt
Runstedt (Niedersachsen)
Runstedt (Niedersachsen)

Lage von Runstedt in Niedersachsen

Luftaufnahme von Runstedt

Runstedt war ein Ortsteil der Kreisstadt Helmstedt im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen in Deutschland, der von 1958 an dem Braunkohleabbau weichen musste. Runstedt an einem neuen Standort nördlich von Neu Büddenstedt oder im Bereich Wolsdorf/Frellstedt wieder zu errichten, wurde nicht umgesetzt.[1] Zu Runstedt gehörte auch der 1 km südöstlich des Dorfes Runstedt gelegene Wohnplatz Trendelbusch.

Geografie

Runstedt befand sich etwa 3 km östlich der heutigen Gemeinde Wolsdorf zwischen Elz und Eitz nördlich der früheren Brikettfabrik Trendelbusch.[2][3]

Geschichte

Im Mittelalter befand sich hier ein Festes Haus, welches Stammsitz der sich danach benennenden Adelsfamilie von Rundstedt war.[4]

Das Dorf Rundstedt wurde 983 erstmals in einer Urkunde des Klosters St. Ludgeri erwähnt.[5]

1755 hatte das Dorf etwa 250 Einwohner:innen. Auf 23 Hofstellen wurde Landwirtschaft betrieben und es gab viele kleine Handwerksbetriebe. Ein Feuer, das durch ein Blitzgewitter ausgelöst wurde, zerstörte 1770 das halbe Dorf.[5]

In den frühen 1950er-Jahren erfolgte die erste Ersatzbeschaffung bzw. Umsiedlung für Landwirte im Zuge des Kohletagebaus. 1954 waren bereits neun von zehn großen Höfen umgesiedelt.[5]

Von 1958 bis 1968 erfolgte der Abriss des Dorfes weil es sich auf abzubauender Kohle befand. Seit dem 1. April 1960 bildete Runstedt einen Ortsteil von Helmstedt. Eine gewisse Selbständigkeit in der Verwaltung war bis Ende 1965 vorhanden. Da aber nur noch wenige Häuser bewohnt waren, wurde dies zum 1. Januar 1966 aufgegeben.[6] 1964 entstand der Film Runstedt – Dorf auf Kohle, im gleichen Jahr wurde die Kirche abgerissen. Am 24. Oktober 1972 wurde mit der Mühle das letzte Gebäude von Runstedt abgerissen[7].

Eingemeindung

Gedenkstein Runstedt
Kirche und Schule (Ende der 1950er-Jahre)

Am 1. April 1960 wurde Runstedt nach Helmstedt eingemeindet.

Gegenwart

  • Die Fahne des Bergmannsvereins wird in Esbeck von den dortigen ehemaligen Bergmännern aufbewahrt.[2]
  • 2009 wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an das ehemalige Dorf eingeweiht[8], auf dessen Tafel folgender Text[9] zu lesen ist:
Zur Erinnerung an Runstedt
Das Dorf zwischen Elz und Eitz – 1000-Jahr-Feier im Jahre 1950
Kirche aus dem Jahre 1822 – Volksschule mit Lehrerhaus
Alte Holländer-Windmühle erbaut 1866 an der Straße nach Wolsdorf
12 Handwerksbetriebe – 2 Gastwirtschaften
8 Landwirtschaftliche Betriebe – 706 ha Runstedter Feldmark
Umsiedlung der Bevölkerung von 1950 bis 1966
Abbruch der Gebäude und Abbau der Braunkohle
Ende 2008 Rekultivierung der Tagebauflächen

Religionen

Die Mehrzahl der Einwohner und die Kirche waren evangelisch-lutherisch. Die kleine Kirche, die sich in der Ortsmitte befand, wurde 1822 errichtet und verfügte über einen Turm in Form eines Dachreiters. 1960 wurde die Kirchengemeinde Runstedt aus dem Pfarrverband Wolsdorf herausgenommen und um ein Teilgebiet der Stadt Helmstedt erweitert, aus ihr entstand in den 1960er-Jahren die Kirchengemeinde St. Thomas in Helmstedt. Am 14. Juni 1964 fand in der Runstedter Kirche der letzte Gottesdienst statt, und noch im gleichen Jahr wurde sie abgerissen. Die ebenfalls aus dem Jahr 1822 stammende Bronzeglocke fand einen neuen Platz in der Klosterkirche St. Marienberg in Helmstedt.

Die nächstliegenden katholischen Kirchen befanden sich in Wolsdorf (seit 1914) und Helmstedt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1755 000000000000250.0000000000250
1910 000000000001058.00000000001.058
1925 000000000000877.0000000000877
1933 000000000000735.0000000000735
1939 000000000000703.0000000000703

Literatur

  • Hermann Kleinau: Zur Geschichte der Höfe des Dorfes Runstedt (Lkr. Helmstedt) und ihrer Ländereien
  • Anneliese Perkampus: Kindheit in Runstedt. In Kreisbuch 2012 des Landkreises Helmstedt

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinz Pohlendt: Der Landkreis Helmstedt, Bremen-Horn 1957, Seite 301
  2. a b Dirk Fochler: Das abgebaggerte Runstedt soll nicht in Vergessenheit geraten. In: Braunschweiger Zeitung. 30. Juli 2023, abgerufen am 10. November 2025.
  3. Markus Brich: Das Dorf Runstedt ist verschwunden – doch die Erinnerung lebt. In: Braunschweiger Zeitung. 25. Juli 2023, abgerufen am 10. November 2025.
  4. Ralph-Herbert Meyer: Auf zu den verschwundenen Orten. In: Der Loewe – Journal der Braunschweigischen Stiftungen. 9. Juli 2018, abgerufen am 1. November 2024.
  5. a b c Maren Schartner: Runstedt – Ein tausendjähriges Dorf stirbt aus. In: Campus38 – Junger Journalismus aus der Ostfalia. 20. Juni 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024.
  6. Robert Schaper: Die Helmstedter Straßen – Ihre Entstehung, Lage und Benennung. 3. Auflage. Helmstedt 1986.
  7. Geschichte 1970 bis 1979 auf Internetpräsenz des Landkreises Helmstedt (Memento vom 25. Februar 2018 im Internet Archive), auf helmstedt.de, abgerufen am 25. Februar 2018.
  8. a b Thomas Kempernolte: Runstedt Gedenkstein. Outdooractive, abgerufen am 11. November 2024.
  9. https://www.hallo-helmstedt.de/?seite=runstedt