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Stolpersteine: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Stolperstein Moritz Klein 08-10-2011-IMG_3252.jpg|thumb|312px|Dieser Stolperstein erinnert am Fechtboden 5 an den Juden Moritz Klein († 22. September 1942)]]
[[Datei:Stolperstein Moritz Klein 08-10-2011-IMG_3252.jpg|thumb|312px|Dieser Stolperstein am [[Fechtboden]] 5 in [[Helmstedt]] erinnert an den von der Braunschweiger Justiz ermordeten Juden Moritz (Moses) Klein]]
Mit '''Stolpersteinen''' wird in [[Helmstedt]], [[Emmerstedt]] und [[Königslutter am Elm]] sowie in verschiedenen Städten bundesweit und in mehreren Ländern Europas an das Schicksal der Menschen erinnert, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben worden sind. Es ist das Projekt des Künstlers Gunter Demnig, bei dem kleinformatige Gedenksteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern und verlegt wurden und werden und auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet.
Mit '''Stolpersteinen''' wird in [[Helmstedt]], [[Emmerstedt]], [[Schöningen]] und [[Königslutter am Elm]] sowie in verschiedenen Städten bundesweit und in mehreren Ländern Europas an das Schicksal der Menschen erinnert, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben worden sind. Es ist das Projekt des Künstlers Gunter Demnig, bei dem kleinformatige Gedenksteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern und verlegt wurden und werden und auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet.


== Stolpersteine in Helmstedt und Emmerstedt ==
== Stolpersteine in Helmstedt und Emmerstedt ==
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Datei:Stolperstein Albert Fischbach 08-10-2011-IMG 3232.jpg|Ein Stolperstein an der Leuckartstraße 12 für Albert Fischbach
Datei:Stolperstein Albert Fischbach 08-10-2011-IMG 3232.jpg|Ein Stolperstein an der [[Leuckartstraße]] 12 in [[Helmstedt]] für Albert Fischbach
Datei:Stolperstein Familie Lilienfeld 08-10-2011-IMG 3257.jpg|Drei Stolpersteine an der Kybitzstraße 6 für Martha Lilienfeld und ihre Kinder Horst und Marion
Datei:Stolperstein Familie Lilienfeld 08-10-2011-IMG 3257.jpg|Drei Stolpersteine an der [[Kybitzstraße]] 6 in [[Helmstedt]] für Martha Lilienfeld und ihre Kinder Horst und Marion
Datei:Stolperstein Kurt Lilienfeld 08-10-2011-IMG 3261.jpg|Ein Stolperstein an der Kybitzstraße 1 für Kurt Lilienfeld
Datei:Stolperstein Kurt Lilienfeld 08-10-2011-IMG 3261.jpg|Ein Stolperstein an der [[Kybitzstraße]] 1 in [[Helmstedt]] für Kurt Lilienfeld
Datei:Stolpersteine Familie Mindus_08-10-2011-IMG_3268.jpg|Drei Stolpersteine an der [[Kornstraße]] 5 für Carla, Frieda und Josef Mindus  
Datei:Stolpersteine Familie Mindus_08-10-2011-IMG_3268.jpg|Drei Stolpersteine an der [[Kornstraße]] 5 in [[Helmstedt]] für Carla, Frieda und Josef Mindus  
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=== Emmerstedter Landstraße ===
=== Emmerstedter Landstraße ===
Am [[Emmerstedter Landstraße]] 6 gelten zwei Stolpersteine Iwan (* 9. März 1884 in Steinheim; † unbekannt) und Ida Neuburger (* 23. November 1876 in Northeim als Ida Rosenbaum; † unbekannt). Iwan, Sohn der Emmerstedter Hartwig und Lina sowie Bruder von Hugo Neuburger zog am 30. Januar 1939 mit seiner Frau Ida nach Hannover. Kurz danach war er für mehrere Monate in Buchenwald inhaftiert. Am 15. Dezember 1941 wurde er gemeinsam mit seiner Frau aus einem „Judenhaus“ in Hannover nach Riga deportiert. Dort sind die beiden unbekannt verschollen.<ref>[[Susanne Weihmann]]: ''Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945'', Seite 123, Helmstedt, 1996.</ref>
Am [[Emmerstedter Landstraße]] 6 gelten zwei Stolpersteine Iwan (* 9. März 1884 in Steinheim; † unbekannt) und Ida Neuburger (* 23. November 1876 in Northeim als Ida Rosenbaum; † unbekannt). Iwan, Sohn der Emmerstedter Hartwig und Lina sowie Bruder von Hugo Neuburger zog am 30. Januar 1939 mit seiner Frau Ida nach Hannover. Kurz danach war er für mehrere Monate in Buchenwald inhaftiert. Am 15. Dezember 1941 wurde er gemeinsam mit seiner Frau aus einem „Judenhaus“ in Hannover nach Riga deportiert. Dort sind die beiden unbekannt verschollen.<ref name="Die sind doch alle weggemacht">[[Susanne Weihmann]]: ''Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945'', Seite 120–126, Helmstedt, 1996.</ref>


=== Fechtboden ===
=== Fechtboden ===
Am [[Fechtboden]] 5 gilt ein Stolperstein dem von der Braunschweiger Justiz ermordeten Helmstedter Juden Moritz (Moses) Klein (* 14. Juli 1893 in Sochaczew; † 22. September 1942 in Wolfenbüttel). Klein wurde am 14. Juli 1893 in Sochaczew bei Warschau geboren und lebte seit 1917 in Helmstedt. Am 22. September 1942 wurde er aufgrund eines Sondergerichtsurteils im Gefängnis in Wolfenbüttel hingerichtet.<ref>[[Susanne Weihmann]]: ''Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945'', Seite 120, Helmstedt, 1996.</ref> Dem Ziegeleiarbeiter war vorgeworfen worden, zwei Mädchen sexuell berührt zu haben, eine Tat, die, wenn er sie tatsächlich begangen haben sollte, einem ''Arier'' lediglich eine Zuchthausstrafe eingebracht hätte.<ref name="Rundbrief">[http://www.andere-geschichte.de/uploads/2011/11/Rundbrief11-2-Endfassung.pdf ''Stolpersteine in Helmstedt und Königslutter'']. In: ''Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. - Rundbrief 2/11'', Dezember 2011, Seite 3–5. Abgerufen am 30. Dezember 2011.</ref> Für den Stein fungiert das [[Gymnasium am Bötschenberg]] als Patenschule.<ref>[http://www.gaboe.de/2011/10/schueler-des-gaboe-uebernehmen-patenschaft-fuer-stolperstein/ ''Schüler des GaBö übernehmen Patenschaft'']. In: ''Website des Gymnasiums am Bötschenberg'', 23. Oktober 2011. Abgerufen am 30. Dezember 2011.</ref> Bei der Verlegung war ein Zeitzeuge der dritten Generation nach Helmstedt angereist, es war Claus-Dieter Klein, der Enkel des Getöteten.<ref name="Rundbrief"/>
Am [[Fechtboden]] 5 gilt ein Stolperstein dem von der Braunschweiger Justiz ermordeten Helmstedter Juden Moritz (Moses) Klein (* 14. Juli 1893 in Sochaczew; † 22. September 1942 in Wolfenbüttel). Klein wurde am 14. Juli 1893 in Sochaczew bei Warschau geboren und lebte seit 1917 in Helmstedt. Am 22. September 1942 wurde er aufgrund eines Sondergerichtsurteils im Gefängnis in Wolfenbüttel hingerichtet.<ref name="Die sind doch alle weggemacht"/> Dem Ziegeleiarbeiter war vorgeworfen worden, zwei Mädchen sexuell berührt zu haben, eine Tat, die, wenn er sie tatsächlich begangen haben sollte, einem ''Arier'' lediglich eine Zuchthausstrafe eingebracht hätte.<ref name="Rundbrief">[http://www.andere-geschichte.de/uploads/2011/11/Rundbrief11-2-Endfassung.pdf ''Stolpersteine in Helmstedt und Königslutter'']. In: ''Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. - Rundbrief 2/11'', Dezember 2011, Seite 3–5. Abgerufen am 30. Dezember 2011.</ref> Für den Stein fungiert das [[Gymnasium am Bötschenberg]] als Patenschule.<ref>[http://www.gaboe.de/2011/10/schueler-des-gaboe-uebernehmen-patenschaft-fuer-stolperstein/ ''Schüler des GaBö übernehmen Patenschaft'']. In: ''Website des Gymnasiums am Bötschenberg'', 23. Oktober 2011. Abgerufen am 30. Dezember 2011.</ref> Bei der Verlegung war ein Zeitzeuge der dritten Generation nach Helmstedt angereist, es war Claus-Dieter Klein, der Enkel des Getöteten.<ref name="Rundbrief"/>


=== Hauptstraße ===
=== Hauptstraße ===
Mit zwei Stolpersteinen wird an der [[Hauptstraße (Emmerstedt)|Hauptstraße]] 13 in [[Emmerstedt]] den ehemaligen Bewohnern Meta (* 1890 als Meta Waldbaum; † unbekannt) und Hugo Neuburger (* 1886; † unbekannt) gedacht. Meta und ihr Mann Hugo, Sohn der Emmerstedter Hartwig und Lina sowie Bruder von Iwan Neuburger wollten 1937 der Tochter Ilse in Richtung Mailand folgen. Die Flucht endete jedoch offenbar erfolglos. Beide sind unbekannt verschollen. Bei der Verlegung der Steine war mit Marlies Dräger eine Ur-Emmerstedterin anwesend, die von der Freundschaft ihrer Mutter mit der benachbarten jüdischen Familie berichten konnte.<ref>[[Susanne Weihmann]]: ''Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945'', Seite 123–124, Helmstedt, 1996.</ref>
Mit zwei Stolpersteinen wird an der [[Hauptstraße (Emmerstedt)|Hauptstraße]] 13 in [[Emmerstedt]] den ehemaligen Bewohnern Meta (* 1890 als Meta Waldbaum; † unbekannt) und Hugo Neuburger (* 1886; † unbekannt) gedacht. Meta und ihr Mann Hugo, Sohn der Emmerstedter Hartwig und Lina sowie Bruder von Iwan Neuburger wollten 1937 der Tochter Ilse in Richtung Mailand folgen. Die Flucht endete jedoch offenbar erfolglos. Beide sind unbekannt verschollen. Bei der Verlegung der Steine war mit Marlies Dräger eine Ur-Emmerstedterin anwesend, die von der Freundschaft ihrer Mutter mit der benachbarten jüdischen Familie berichten konnte.<ref name="Die sind doch alle weggemacht"/>


=== Kornstraße ===
=== Kornstraße ===
An der [[Kornstraße]] 4/5 wird mit drei Stolpersteinen der Familie Mindus gedacht. Josef Mindus (* 9. September 1886 in Jemgum; † unbekannt) war mit Frieda (* 6. September 1889 in Iserlohn als Frieda Waldbaum; † unbekannt) verheiratet. Die gemeinsame Tochter Carla wurde am 29. November 1926 in Helmstedt geboren. Nachdem die Familie 1938 gezwungen wurde, ihre Textilhandlung zu schließen und das Haus zu verkaufen, zogen zunächst die Tochter am 16. April, anschließend die Mutter am 26. Juli und schließlich der Vater am 1. August des Jahres 1939 nach Hannover. Vater und Tochter wurden nach ihrer Zwangsumsiedlung in „Judenhäuser“ im Dezember 1941 von Hannover aus nach Riga deportiert um und sind dort verschollen. Das weitere Schicksal von Frieda ist ungewiss.<ref>[[Susanne Weihmann]]: ''Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945'', Seite 122, Helmstedt, 1996.</ref>
An der [[Kornstraße]] 4/5 wird mit drei Stolpersteinen der Familie Mindus gedacht. Josef Mindus (* 9. September 1886 in Jemgum; † unbekannt) war mit Frieda (* 6. September 1889 in Iserlohn als Frieda Waldbaum; † unbekannt) verheiratet. Die gemeinsame Tochter Carla wurde am 29. November 1926 in Helmstedt geboren. Nachdem die Familie 1938 gezwungen wurde, ihre Textilhandlung zu schließen und das Haus zu verkaufen, zogen zunächst die Tochter am 16. April, anschließend die Mutter am 26. Juli und schließlich der Vater am 1. August des Jahres 1939 nach Hannover. Vater und Tochter wurden nach ihrer Zwangsumsiedlung in „Judenhäuser“ im Dezember 1941 von Hannover aus nach Riga deportiert um und sind dort verschollen. Das weitere Schicksal von Frieda ist ungewiss.<ref name="Die sind doch alle weggemacht"/>


=== Kybitzstraße ===
=== Kybitzstraße ===
In der [[Kybitzstraße]] sind der Familie Lilienfeld vier Stolpersteine gewidmet. An der Kybitzstraße 6 wird Martha Lilienfeld (* 8. September 1901 in Melle als Marta Mildenberg; † unbekannt) und ihren Kindern Horst (* 19. Februar 1928 in Helmstedt; † unbekannt) und Marion (* 2. Oktober 1929 in Helmstedt; † unbekannt) gedacht, an der Kybitzstraße 1 Kurt Lilienfeld (* 7. Februar 1925 in Helmstedt; † unbekannt). Bereits 1933 wurde Kurts Vater Siegfried Lilienfeld in Schutzhaft genommen und in das SA-Heim an der Kornstraße gebracht. Kurt Lilienfeld selbst wurde nach Kowno/Litauen deportiert und kam dort ums Leben. Der Bruder Siegfried Lilienfelds, Julius, wurde auch 1933 festgenommen und im SA-Heim an der Kornstraße misshandelt. Er emigrierte im August 1933 nach Paris. Seine Frau Marta und die Kinder Horst und Marion wurden dort im Januar 1944 verhaftet und starben in Ausschwitz. Die Lilienfelds haben alle ihren Ursprung in Helmstedt.<ref>[[Susanne Weihmann]]: ''Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945'', Seite 120–121, Helmstedt, 1996.</ref>
In der [[Kybitzstraße]] sind der Familie Lilienfeld vier Stolpersteine gewidmet. An der Kybitzstraße 6 wird Martha Lilienfeld (* 8. September 1901 in Melle als Marta Mildenberg; † unbekannt) und ihren Kindern Horst (* 19. Februar 1928 in Helmstedt; † unbekannt) und Marion (* 2. Oktober 1929 in Helmstedt; † unbekannt) gedacht, an der Kybitzstraße 1 Kurt Lilienfeld (* 7. Februar 1925 in Helmstedt; † unbekannt). Bereits 1933 wurde Kurts Vater Siegfried Lilienfeld in Schutzhaft genommen und in das SA-Heim an der Kornstraße gebracht. Kurt Lilienfeld selbst wurde nach Kowno/Litauen deportiert und kam dort ums Leben. Der Bruder Siegfried Lilienfelds, Julius, wurde auch 1933 festgenommen und im SA-Heim an der Kornstraße misshandelt. Er emigrierte im August 1933 nach Paris. Seine Frau Marta und die Kinder Horst und Marion wurden dort im Januar 1944 verhaftet und starben in Ausschwitz. Die Lilienfelds haben alle ihren Ursprung in Helmstedt.<ref name="Die sind doch alle weggemacht"/>


=== Leuckartstraße ===
=== Leuckartstraße ===
An der [[Leuckartstraße]] 12 erinnert ein Stolperstein an den Sozialdemokraten Albert Fischbach. Er wurde 1944 in Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli verhaftet und starb mit nur 53 Jahren im selben Jahr im KZ-Außenlager Schwesing/Husum an den Folgen dieser Haft.
An der [[Leuckartstraße]] 12 erinnert ein Stolperstein an den langjährigen Sozialdemokraten Albert Fischbach. Wann Fischbach, der am 9. Oktober 1891 in Schwiebus geboren wurde, genau nach Helmstedt zog, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass der Bauarbeiter an der Straße ''[[Stoben]]'' 6 (heute Leuckartstraße 12) lebte, verheiratet war und zwei Kinder hatte. Zu Beginn des Jahres 1931 wurde er zum Stadtverordneten gewählt. Im März 1933, als SA und SS auch in Helmstedt gegen kommunistische und sozialdemokratische Mandats- und Funktionsträger gewaltsam vorgingen, flüchtete er aus der Stadt. Bei seiner Rückkehr wurde er – zunächst vorübergehend – verhaftet. Es folgten jedoch weitere Festnahmen, zuletzt im Jahr 1944 nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli. Zunächst im sogenannten Lager 21 (Arbeitserziehungslager Hallendorf), anschließend in Sachsenhausen sowie im Konzentrationslager Neuengamme inhaftiert, starb Fischbach mit 53 Jahren am 17. Dezember 1944 im KZ-Außenlager Husum-Schwesing an den Folgen dieser Haft.<ref>Jürgen Paxmann: ''Kleine Denkmäler auf Bürgersteigen''. In: ''Braunschweiger Zeitung/[[Helmstedter Nachrichten]]'', Helmstedt Lokales, Seite 2, 27. September 2011. Abgerufen am 3. Januar 2012.</ref>
 
=== Neumärker Straße ===
An der [[Neumärker Straße]] 38 erinnern seit dem 4. März [[2024]] fünf Stolpersteine an die Namen Lippmann/Sichel. Ruth Sichel, geborene Lippmann, musste ihre Heimat [[Helmstedt]] hinter sich lassen und 1936 mit ihren Eltern Elsbeth und Willy Lippmann, ihrer Schwester Margot sowie ihrem Großvater Manfred Rosemann nach Paraguay fliehen. Dort angekommen, war sie mit neuen Schwierigkeiten konfrontiert. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede machten ein Einleben vorerst sehr schwer. Doch sie meisterte diese Hürden und lebte später – bis zu ihrem 90. Lebensjahr – in Buenos Aires, Argentinien. Für die Stolperstein-Verlegung vor einem ehemaligen Familiengeschäft in der Helmstedter Fußgängerzone waren Nachfahren der Familie Lippmann aus Hameln angereist. Die Initative Arbeitskreis Stolpersteine Helmstedt hatte durch den Anstoß der Mitglieder Martina Borrass und Susanne Weihmann in Kooperation mit der [[Lademann-Realschule]], dem [[Gymnasium am Bötschenberg]] (GaBö), dem [[Gymnasium Julianum]] sowie der [[Giordano-Bruno-Gesamtschule]] die Verlegung dieser fünf Stolpersteinen vorbereitet.


=== Rosenwinkel ===
=== Rosenwinkel ===
Im [[Rosenwinkel]] 7 erinnert ein Stolperstein an Hugo Schneemilch (* 16. Juli 1887 in Helmstedt; † 14. Mai 1939 in Buchenwald). Schneemilch wurde am 16. Juli 1887 in Helmstedt geboren. Er heiratete am 16. Mai 1915 Emilie Meier. Nachdem er mehrmals umgezogen war, kehrte er 1937 wieder in seine Heimatstadt zurück. Kurz darauf wurde er dort noch im selben Jahr verhaftet, in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht und starb dort am 14. Mai 1939.<ref>[[Susanne Weihmann]]: ''Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945'', Seite 125, Helmstedt, 1996.</ref>
Im [[Rosenwinkel]] 7 erinnert ein Stolperstein an Hugo Schneemilch (* 16. Juli 1887 in Helmstedt; † 14. Mai 1939 in Buchenwald). Schneemilch wurde am 16. Juli 1887 in Helmstedt geboren. Er heiratete am 16. Mai 1915 Emilie Meier. Nachdem er mehrmals umgezogen war, kehrte er 1937 wieder in seine Heimatstadt zurück. Kurz darauf wurde er dort noch im selben Jahr verhaftet, in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht und starb dort am 14. Mai 1939.<ref name="Die sind doch alle weggemacht"/>


=== Schuhstraße ===
=== Schuhstraße ===
Für den Stolperstein vor dem Haus [[Schuhstraße]] 8 fungiert die [[Lademann-Realschule]] als Patenschule. Er ist dem Polen David Wegmann (* 26. Mai 1887 in Koprzywnica; † 1942) gewidmet. Wegmann wurde am 26. Mai 1887 in Koprzywnica im Powiat (Kreis) Sandomierski geboren. 1924 zog er nach Helmstedt, wo er am 3. Mai 1927 die Helmstedterin Agnes Lüders heiratete. Am 28. Oktober 1938 wurde er an die polnische Grenze deportiert, und verblieb dort bis zum 24. Juli 1939 im polnischen Lager Bentschen. Anschließend wurde er nach Lodz und am 22. Dezember 1939 nach Warschau verbracht. Ab November desselben Jahres befand er sich im Warschauer Ghetto, das ab Mitte 1940 errichtet wurde. Von dort wurde er am 16. Juni 1942 mit unbekanntem Ziel deportiert und ermordet.<ref>[[Susanne Weihmann]]: ''Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945'', Seite 126, Helmstedt, 1996.</ref>
Für den Stolperstein vor dem Haus [[Schuhstraße]] 8 fungiert die [[Lademann-Realschule]] als Patenschule. Er ist dem Polen David Wegmann (* 26. Mai [[1887]] in Koprzywnica; † [[1942]]) gewidmet. Wegmann wurde am 26. Mai [[1887]] in Koprzywnica im Powiat (Kreis) Sandomierski geboren. [[1924]] zog er nach [[Helmstedt]], wo er am 3. Mai [[1927]] die nichtjüdische Helmstedterin Agnes Lüders heiratete. Gemeinsam betrieben die beiden an der [[Schuhstraße]] 8 eine Papierhandlung. Am 28. Oktober [[1938]] wurde Wegmann an die polnische Grenze deportiert, und verblieb dort bis zum 24. Juli [[1939]] im polnischen Lager Bentschen. Anschließend wurde er nach Lodz und am 22. Dezember [[1939]] nach Warschau verbracht. Ab November desselben Jahres befand er sich im Warschauer Ghetto, das ab Mitte [[1940]] errichtet wurde. Von dort wurde er am 16. Juni [[1942]] mit unbekanntem Ziel deportiert und ermordet.<ref name="Die sind doch alle weggemacht"/><ref>{{Internetquelle |url=https://www.braunschweiger-zeitung.de/helmstedt/article227501009/Helmstedter-Stadtfuehrerinnen-auf-den-Spuren-juedischen-Lebens.html |titel=Helmstedter Stadtführerinnen auf den Spuren jüdischen Lebens |autor=Jürgen Paxmann |werk=Braunschweiger Zeitung / [[Helmstedter Nachrichten]] |datum=2019-10-29 |abruf=2024-05-30 |sprache=Deutsch}}</ref>


== Stolpersteine in Königslutter am Elm ==
== Stolpersteine in Königslutter am Elm ==
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In der [[Bahnhofstraße (Königslutter am Elm)|Bahnhofstraße]] erinnern zwei Stolpersteine an Adolf und Henny Klimt. Sie wurden 2011 verlegt. Bei der Verlegung war mit Elisabeth Brinkmann, die extra aus Bremen anreiste, die einzige noch lebende von drei Töchtern des Ehepaares anwesend.<ref>Sebahat Arifi: ''Verbeugung vor den Opfern''. In: ''Braunschweiger Zeitung/[[Helmstedter Nachrichten]]'', Helmstedt Lokales, Seite 3, 3. August 2011. Abgerufen am 30. Dezember 2011.</ref>
In der [[Bahnhofstraße (Königslutter am Elm)|Bahnhofstraße]] erinnern zwei Stolpersteine an Adolf und Henny Klimt. Sie wurden 2011 verlegt. Bei der Verlegung war mit Elisabeth Brinkmann, die extra aus Bremen anreiste, die einzige noch lebende von drei Töchtern des Ehepaares anwesend.<ref>Sebahat Arifi: ''Verbeugung vor den Opfern''. In: ''Braunschweiger Zeitung/[[Helmstedter Nachrichten]]'', Helmstedt Lokales, Seite 3, 3. August 2011. Abgerufen am 30. Dezember 2011.</ref>


== Weblink ==
== Stolpersteine in Schöningen ==
In [[Schöningen]] wurden am 21. Oktober [[2012]] die ersten sieben Stolpersteine verlegt – insgesamt sollen es in der Stadt 25 Steine werden. Um die Beschaffung der dazu notwenigen finanziellen Mittel kümmert sich die Arbeitsgemeinschaft „Stolpersteine in Schöningen“. Am 27. November 2013 wurden neun weitere Steine verlegt und am 23. April 2014 die letzten neun.
 
=== Beguinenstraße ===
Vor dem Haus an der [[Beguinenstraße (Schöningen)|Beguinenstraße]] 19 wurden am 21. Oktober 2012 drei Stolpersteine für die Familie Heinemann verlegt. Zwei Schüler der zehnten Klasse der [[Eichendorffschule Schöningen|Eichendorffschule]] erinnerten an den Stolpersteinen an die Brüder. Die Stolpersteine gelten Kurt Heinemann (* 1906) und seinen Söhnen Wolfgang (* 1930) und Günther (* 1931). Kurt Heinemann war Jude und KP-Mitglied und so in der Fantasie der Nazis der Inbegriff der Bedrohung und des Bösen. Er wurde 1933 nach schwersten Misshandlungen in Rieseberg von den Nazis erschossen. Die Söhne Wolfgang und Günther wurden 1941 als „Judenkinder“ nach Hadamar in ein Erziehungslager eingewiesen und sind dort 1943 der „Euthanasie“ zum Opfer gefallen. Sie waren erst zwölf und 13 Jahre jung als sie starben.<ref name="Stolpersteine erinnern an Opfer des Naziterrors">Hartmut Beyer: ''[http://www.helmstedter-nachrichten.de/lokales/Helmstedt/stolpersteine-erinnern-an-opfer-des-naziterrors-id784988.html Stolpersteine erinnern an Opfer des Naziterrors]''. In: ''Braunschweiger Zeitung/[[Helmstedter Nachrichten]]'', Helmstedt Lokales, Seite 1, 22. Oktober 2012. Abgerufen am 25. Oktober 2012.</ref>
 
=== Bismarckstraße ===
In der [[Bismarckstraße (Schöningen)|Bismarckstraße]] 2 wurden am 27. November 2013 drei Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Johanne, Walter und Heinrich Cohen.
 
=== Niedernstraße ===
In der [[Niedernstraße (Schöningen)|Niedernstraße]] 8–9 wurden am 21. Oktober 2012 vier weitere Stolpersteine verlegt. Dort wohnten die Kaufleute Hermann (* 1876) und Käthe Probst (* 1882), sowie Emil (* 1880) und Hedwig Probst (* 1887), die dort ein Mode- und Manufakturgeschäft betrieben. Alle vier wurden 1942 deportiert. Hermann und Käthe Probst wurden im selben Jahr im KZ Piaski ermordet, Emil im KZ Theresienstadt, Hedwig 1944 im KZ Auschwitz.<ref name="Stolpersteine erinnern an Opfer des Naziterrors"/> In der Niedernstraße 20 und 23 wurden am 27. November 2013 sechs weitere Stolpersteine verlegt. An der Hausnummer 20 sind die Steine für Adele und Walter Hirsch und an der Nummer 23 für Abraham und Adeline Lauterstein, Edith Wolf und Gunda Gostynski gedacht. Adeline Lauterstein starb wahrscheinlich 1939 in einem Judenhaus in Berlin, und ihr Mann Abraham wurde in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er 1945 von den Russen befreit wurde und überlebte. Edith Wolf wurde von den Nazis in Auschwitz ermordet. Gunda Gostynski wurde von den Nazis 1942 im Konzentrationslager (KZ) Treblinka ermordet. Am 17. September 2016 wurde ein weiterer Stolperstein an der Niederstraße 23 verlegt, der an Herbert Lauterstein erinnert. An der Stelle befinden sich bereits die 2013 eingelassenen Steine für dessen Eltern.<ref>Braunschweiger Zeitung, Helmstedt - 17. September 2016 - Helmstedter Lokales - Seite 23</ref>
 
=== Schulstraße ===
Am [[Heimatmuseum Schöningen|Heimatmuseum]] in der [[Schulstraße (Schöningen)|Schulstraße]] 1 wurde am 23. April 2014 ein Stolpersteine verlegt. Er erinnert an Emma Meyer.
 
=== Wilhelmstraße ===
In der [[Wilhelmstraße (Schöningen)|Wilhelmstraße]] 25 wurden am 23. April 2014 <!--acht?-->Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an die Familie Wolff, die hier ihren letzten selbst gewählten Wohnort hatte.
 
== Weblinks ==
* [http://www.stolpersteine.com Gunter Demnigs Webseite zum Stolperstein-Projekt]
* [http://www.stolpersteine.com Gunter Demnigs Webseite zum Stolperstein-Projekt]
* [http://www.youtube.com/embed/pRN4UfOYWjU Video von der Stolperstein-Verlegung vom 21. Oktober 2012 in Schöningen]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Denkmal in Emmerstedt]]
[[Kategorie:Denkmal in Emmerstedt]]
[[Kategorie:Denkmal in Königslutter am Elm]]
[[Kategorie:Denkmal in Königslutter am Elm]]
[[Kategorie:Denkmal in Schöningen]]

Aktuelle Version vom 30. Mai 2024, 05:53 Uhr

Dieser Stolperstein am Fechtboden 5 in Helmstedt erinnert an den von der Braunschweiger Justiz ermordeten Juden Moritz (Moses) Klein

Mit Stolpersteinen wird in Helmstedt, Emmerstedt, Schöningen und Königslutter am Elm sowie in verschiedenen Städten bundesweit und in mehreren Ländern Europas an das Schicksal der Menschen erinnert, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben worden sind. Es ist das Projekt des Künstlers Gunter Demnig, bei dem kleinformatige Gedenksteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern und verlegt wurden und werden und auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet.

Stolpersteine in Helmstedt und Emmerstedt

Für die Kreisstadt Helmstedt hatte der Rat 2010 beschlossen, auch Stolpersteine zum Gedenken an Opfer der NS-Zeit anzubringen. Einzelne Ratsleute erklärten sich dabei bereit, die Patenschaft zu übernehmen und die Stolpersteine so zu finanzieren. Am 7. Oktober 2011 wurden schließlich neun dieser Steine verlegt, und zwar an der Leuckartstraße, am Fechtboden, an der Kybitzstraße und an der Kornstraße. Anschließend fand eine Gedenkstunde im Sitzungssaal des Rathauses statt, die mit jüdischer Musik umrahmt wurde. Sechs weitere Steine wurden am 16. November 2011 verlegt, und zwar an der Schuhstraße und im Rosenwinkel in Helmstedt sowie im Ortsteil Emmerstedt an der Emmerstedter Landstraße und der Hauptstraße. Zu Beginn der Helmstedter Ratssitzung am 21. Dezember 2011 überreichte Bürgermeister Wittich Schobert gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Margrit Niemann sowie der Initiatorin Ratsfrau Susanne Weihmann Urkunden an die acht Paten bzw. Spender für die Stolpersteine. Im Einzelnen sind dies die Grundschule Emmerstedt, die Lutherschule, die Lademann-Realschule, das Gymnasium Julianum, das Gymnasium am Bötschenberg und die Giordano-Bruno-Gesamtschule sowie Lieselotte Hauer und Brigitte Gohlke.

Emmerstedter Landstraße

Am Emmerstedter Landstraße 6 gelten zwei Stolpersteine Iwan (* 9. März 1884 in Steinheim; † unbekannt) und Ida Neuburger (* 23. November 1876 in Northeim als Ida Rosenbaum; † unbekannt). Iwan, Sohn der Emmerstedter Hartwig und Lina sowie Bruder von Hugo Neuburger zog am 30. Januar 1939 mit seiner Frau Ida nach Hannover. Kurz danach war er für mehrere Monate in Buchenwald inhaftiert. Am 15. Dezember 1941 wurde er gemeinsam mit seiner Frau aus einem „Judenhaus“ in Hannover nach Riga deportiert. Dort sind die beiden unbekannt verschollen.[1]

Fechtboden

Am Fechtboden 5 gilt ein Stolperstein dem von der Braunschweiger Justiz ermordeten Helmstedter Juden Moritz (Moses) Klein (* 14. Juli 1893 in Sochaczew; † 22. September 1942 in Wolfenbüttel). Klein wurde am 14. Juli 1893 in Sochaczew bei Warschau geboren und lebte seit 1917 in Helmstedt. Am 22. September 1942 wurde er aufgrund eines Sondergerichtsurteils im Gefängnis in Wolfenbüttel hingerichtet.[1] Dem Ziegeleiarbeiter war vorgeworfen worden, zwei Mädchen sexuell berührt zu haben, eine Tat, die, wenn er sie tatsächlich begangen haben sollte, einem Arier lediglich eine Zuchthausstrafe eingebracht hätte.[2] Für den Stein fungiert das Gymnasium am Bötschenberg als Patenschule.[3] Bei der Verlegung war ein Zeitzeuge der dritten Generation nach Helmstedt angereist, es war Claus-Dieter Klein, der Enkel des Getöteten.[2]

Hauptstraße

Mit zwei Stolpersteinen wird an der Hauptstraße 13 in Emmerstedt den ehemaligen Bewohnern Meta (* 1890 als Meta Waldbaum; † unbekannt) und Hugo Neuburger (* 1886; † unbekannt) gedacht. Meta und ihr Mann Hugo, Sohn der Emmerstedter Hartwig und Lina sowie Bruder von Iwan Neuburger wollten 1937 der Tochter Ilse in Richtung Mailand folgen. Die Flucht endete jedoch offenbar erfolglos. Beide sind unbekannt verschollen. Bei der Verlegung der Steine war mit Marlies Dräger eine Ur-Emmerstedterin anwesend, die von der Freundschaft ihrer Mutter mit der benachbarten jüdischen Familie berichten konnte.[1]

Kornstraße

An der Kornstraße 4/5 wird mit drei Stolpersteinen der Familie Mindus gedacht. Josef Mindus (* 9. September 1886 in Jemgum; † unbekannt) war mit Frieda (* 6. September 1889 in Iserlohn als Frieda Waldbaum; † unbekannt) verheiratet. Die gemeinsame Tochter Carla wurde am 29. November 1926 in Helmstedt geboren. Nachdem die Familie 1938 gezwungen wurde, ihre Textilhandlung zu schließen und das Haus zu verkaufen, zogen zunächst die Tochter am 16. April, anschließend die Mutter am 26. Juli und schließlich der Vater am 1. August des Jahres 1939 nach Hannover. Vater und Tochter wurden nach ihrer Zwangsumsiedlung in „Judenhäuser“ im Dezember 1941 von Hannover aus nach Riga deportiert um und sind dort verschollen. Das weitere Schicksal von Frieda ist ungewiss.[1]

Kybitzstraße

In der Kybitzstraße sind der Familie Lilienfeld vier Stolpersteine gewidmet. An der Kybitzstraße 6 wird Martha Lilienfeld (* 8. September 1901 in Melle als Marta Mildenberg; † unbekannt) und ihren Kindern Horst (* 19. Februar 1928 in Helmstedt; † unbekannt) und Marion (* 2. Oktober 1929 in Helmstedt; † unbekannt) gedacht, an der Kybitzstraße 1 Kurt Lilienfeld (* 7. Februar 1925 in Helmstedt; † unbekannt). Bereits 1933 wurde Kurts Vater Siegfried Lilienfeld in Schutzhaft genommen und in das SA-Heim an der Kornstraße gebracht. Kurt Lilienfeld selbst wurde nach Kowno/Litauen deportiert und kam dort ums Leben. Der Bruder Siegfried Lilienfelds, Julius, wurde auch 1933 festgenommen und im SA-Heim an der Kornstraße misshandelt. Er emigrierte im August 1933 nach Paris. Seine Frau Marta und die Kinder Horst und Marion wurden dort im Januar 1944 verhaftet und starben in Ausschwitz. Die Lilienfelds haben alle ihren Ursprung in Helmstedt.[1]

Leuckartstraße

An der Leuckartstraße 12 erinnert ein Stolperstein an den langjährigen Sozialdemokraten Albert Fischbach. Wann Fischbach, der am 9. Oktober 1891 in Schwiebus geboren wurde, genau nach Helmstedt zog, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass der Bauarbeiter an der Straße Stoben 6 (heute Leuckartstraße 12) lebte, verheiratet war und zwei Kinder hatte. Zu Beginn des Jahres 1931 wurde er zum Stadtverordneten gewählt. Im März 1933, als SA und SS auch in Helmstedt gegen kommunistische und sozialdemokratische Mandats- und Funktionsträger gewaltsam vorgingen, flüchtete er aus der Stadt. Bei seiner Rückkehr wurde er – zunächst vorübergehend – verhaftet. Es folgten jedoch weitere Festnahmen, zuletzt im Jahr 1944 nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli. Zunächst im sogenannten Lager 21 (Arbeitserziehungslager Hallendorf), anschließend in Sachsenhausen sowie im Konzentrationslager Neuengamme inhaftiert, starb Fischbach mit 53 Jahren am 17. Dezember 1944 im KZ-Außenlager Husum-Schwesing an den Folgen dieser Haft.[4]

Neumärker Straße

An der Neumärker Straße 38 erinnern seit dem 4. März 2024 fünf Stolpersteine an die Namen Lippmann/Sichel. Ruth Sichel, geborene Lippmann, musste ihre Heimat Helmstedt hinter sich lassen und 1936 mit ihren Eltern Elsbeth und Willy Lippmann, ihrer Schwester Margot sowie ihrem Großvater Manfred Rosemann nach Paraguay fliehen. Dort angekommen, war sie mit neuen Schwierigkeiten konfrontiert. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede machten ein Einleben vorerst sehr schwer. Doch sie meisterte diese Hürden und lebte später – bis zu ihrem 90. Lebensjahr – in Buenos Aires, Argentinien. Für die Stolperstein-Verlegung vor einem ehemaligen Familiengeschäft in der Helmstedter Fußgängerzone waren Nachfahren der Familie Lippmann aus Hameln angereist. Die Initative Arbeitskreis Stolpersteine Helmstedt hatte durch den Anstoß der Mitglieder Martina Borrass und Susanne Weihmann in Kooperation mit der Lademann-Realschule, dem Gymnasium am Bötschenberg (GaBö), dem Gymnasium Julianum sowie der Giordano-Bruno-Gesamtschule die Verlegung dieser fünf Stolpersteinen vorbereitet.

Rosenwinkel

Im Rosenwinkel 7 erinnert ein Stolperstein an Hugo Schneemilch (* 16. Juli 1887 in Helmstedt; † 14. Mai 1939 in Buchenwald). Schneemilch wurde am 16. Juli 1887 in Helmstedt geboren. Er heiratete am 16. Mai 1915 Emilie Meier. Nachdem er mehrmals umgezogen war, kehrte er 1937 wieder in seine Heimatstadt zurück. Kurz darauf wurde er dort noch im selben Jahr verhaftet, in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht und starb dort am 14. Mai 1939.[1]

Schuhstraße

Für den Stolperstein vor dem Haus Schuhstraße 8 fungiert die Lademann-Realschule als Patenschule. Er ist dem Polen David Wegmann (* 26. Mai 1887 in Koprzywnica; † 1942) gewidmet. Wegmann wurde am 26. Mai 1887 in Koprzywnica im Powiat (Kreis) Sandomierski geboren. 1924 zog er nach Helmstedt, wo er am 3. Mai 1927 die nichtjüdische Helmstedterin Agnes Lüders heiratete. Gemeinsam betrieben die beiden an der Schuhstraße 8 eine Papierhandlung. Am 28. Oktober 1938 wurde Wegmann an die polnische Grenze deportiert, und verblieb dort bis zum 24. Juli 1939 im polnischen Lager Bentschen. Anschließend wurde er nach Lodz und am 22. Dezember 1939 nach Warschau verbracht. Ab November desselben Jahres befand er sich im Warschauer Ghetto, das ab Mitte 1940 errichtet wurde. Von dort wurde er am 16. Juni 1942 mit unbekanntem Ziel deportiert und ermordet.[1][5]

Stolpersteine in Königslutter am Elm

In der Stadt Königslutter am Elm wurden bisher zwei Stolpersteine verlegt.

Bahnhofstraße

In der Bahnhofstraße erinnern zwei Stolpersteine an Adolf und Henny Klimt. Sie wurden 2011 verlegt. Bei der Verlegung war mit Elisabeth Brinkmann, die extra aus Bremen anreiste, die einzige noch lebende von drei Töchtern des Ehepaares anwesend.[6]

Stolpersteine in Schöningen

In Schöningen wurden am 21. Oktober 2012 die ersten sieben Stolpersteine verlegt – insgesamt sollen es in der Stadt 25 Steine werden. Um die Beschaffung der dazu notwenigen finanziellen Mittel kümmert sich die Arbeitsgemeinschaft „Stolpersteine in Schöningen“. Am 27. November 2013 wurden neun weitere Steine verlegt und am 23. April 2014 die letzten neun.

Beguinenstraße

Vor dem Haus an der Beguinenstraße 19 wurden am 21. Oktober 2012 drei Stolpersteine für die Familie Heinemann verlegt. Zwei Schüler der zehnten Klasse der Eichendorffschule erinnerten an den Stolpersteinen an die Brüder. Die Stolpersteine gelten Kurt Heinemann (* 1906) und seinen Söhnen Wolfgang (* 1930) und Günther (* 1931). Kurt Heinemann war Jude und KP-Mitglied und so in der Fantasie der Nazis der Inbegriff der Bedrohung und des Bösen. Er wurde 1933 nach schwersten Misshandlungen in Rieseberg von den Nazis erschossen. Die Söhne Wolfgang und Günther wurden 1941 als „Judenkinder“ nach Hadamar in ein Erziehungslager eingewiesen und sind dort 1943 der „Euthanasie“ zum Opfer gefallen. Sie waren erst zwölf und 13 Jahre jung als sie starben.[7]

Bismarckstraße

In der Bismarckstraße 2 wurden am 27. November 2013 drei Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Johanne, Walter und Heinrich Cohen.

Niedernstraße

In der Niedernstraße 8–9 wurden am 21. Oktober 2012 vier weitere Stolpersteine verlegt. Dort wohnten die Kaufleute Hermann (* 1876) und Käthe Probst (* 1882), sowie Emil (* 1880) und Hedwig Probst (* 1887), die dort ein Mode- und Manufakturgeschäft betrieben. Alle vier wurden 1942 deportiert. Hermann und Käthe Probst wurden im selben Jahr im KZ Piaski ermordet, Emil im KZ Theresienstadt, Hedwig 1944 im KZ Auschwitz.[7] In der Niedernstraße 20 und 23 wurden am 27. November 2013 sechs weitere Stolpersteine verlegt. An der Hausnummer 20 sind die Steine für Adele und Walter Hirsch und an der Nummer 23 für Abraham und Adeline Lauterstein, Edith Wolf und Gunda Gostynski gedacht. Adeline Lauterstein starb wahrscheinlich 1939 in einem Judenhaus in Berlin, und ihr Mann Abraham wurde in das KZ Theresienstadt deportiert, wo er 1945 von den Russen befreit wurde und überlebte. Edith Wolf wurde von den Nazis in Auschwitz ermordet. Gunda Gostynski wurde von den Nazis 1942 im Konzentrationslager (KZ) Treblinka ermordet. Am 17. September 2016 wurde ein weiterer Stolperstein an der Niederstraße 23 verlegt, der an Herbert Lauterstein erinnert. An der Stelle befinden sich bereits die 2013 eingelassenen Steine für dessen Eltern.[8]

Schulstraße

Am Heimatmuseum in der Schulstraße 1 wurde am 23. April 2014 ein Stolpersteine verlegt. Er erinnert an Emma Meyer.

Wilhelmstraße

In der Wilhelmstraße 25 wurden am 23. April 2014 Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an die Familie Wolff, die hier ihren letzten selbst gewählten Wohnort hatte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Susanne Weihmann: Die sind doch alle weggemacht – Juden in Helmstedt 1933–1945, Seite 120–126, Helmstedt, 1996.
  2. a b Stolpersteine in Helmstedt und Königslutter. In: Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. - Rundbrief 2/11, Dezember 2011, Seite 3–5. Abgerufen am 30. Dezember 2011.
  3. Schüler des GaBö übernehmen Patenschaft. In: Website des Gymnasiums am Bötschenberg, 23. Oktober 2011. Abgerufen am 30. Dezember 2011.
  4. Jürgen Paxmann: Kleine Denkmäler auf Bürgersteigen. In: Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, Helmstedt Lokales, Seite 2, 27. September 2011. Abgerufen am 3. Januar 2012.
  5. Jürgen Paxmann: Helmstedter Stadtführerinnen auf den Spuren jüdischen Lebens. In: Braunschweiger Zeitung / Helmstedter Nachrichten. 29. Oktober 2019, abgerufen am 30. Mai 2024 (deutsch).
  6. Sebahat Arifi: Verbeugung vor den Opfern. In: Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, Helmstedt Lokales, Seite 3, 3. August 2011. Abgerufen am 30. Dezember 2011.
  7. a b Hartmut Beyer: Stolpersteine erinnern an Opfer des Naziterrors. In: Braunschweiger Zeitung/Helmstedter Nachrichten, Helmstedt Lokales, Seite 1, 22. Oktober 2012. Abgerufen am 25. Oktober 2012.
  8. Braunschweiger Zeitung, Helmstedt - 17. September 2016 - Helmstedter Lokales - Seite 23